Uli Hoeneß hat im Rahmen der Premiere der neuen Dokumentation "Behind the Legend" über den FC Bayern München am Montag die Medien für die Diskussion über Joshua Kimmichs fehlende Corona-Impfung verantwortlich gemacht. Außerdem attackierte er die spanische Justiz für das Vorgehen im Fall Lucas Hernandez.
"Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami, nicht wir", sagte Hoeneß, angesprochen auf die heftige Debatte um Kimmichs fehlende Impfung. "In dieser Medienlandschaft bin ich von gar nichts mehr überrascht." Hoeneß selbst wolle sich nicht zu der Thematik äußern: "Zu diesem Thema spreche ich nur mit ihm selbst und mit sonst niemandem."
Gleichzeitig attackierte Hoeneß die spanische Justiz für ihr Vorgehen gegen Lucas Hernandez, dem eine halbjährige Haftstrafe droht: "Das ist alles lächerlich, völlig gaga. Der ist mit seiner Frau verheiratet und soll jetzt ins Gefängnis für eine Geschichte, die vor Jahren passiert ist. Die sind gaga."
Neben Hoeneß äußerte sich auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, der Kimmich für dessen fehlende Impfung verteidigte und anmahnte, dass "Druck von außen nicht zielführend" sei. Gleichzeitig betonte er: "In dem Fall glaube ich, wird er irgendwann eine richtige Entscheidung fällen."
FC Bayern München: Alle Aussagen von Hoeneß, Rummenigge und Kahn
Uli Hoeneß über ...
... Joshua Kimmichs fehlende Impfung: "Zu diesem Thema spreche ich nur mit ihm selbst und mit sonst niemandem."
... darüber, ob ihn die Wucht und Dynamik der Diskussion überrascht hat: "Das muss ich Sie fragen. Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami, nicht wir. In dieser Medienlandschaft bin ich von gar nichts mehr überrascht. Man hat immer das Gefühl, die Medien sind alles. Sie sind ein Teil der Gesellschaft, aber eben nicht alles."
... Lucas Hernandez' drohende Haftstrafe: "Das ist alles lächerlich, völlig gaga. Der ist mit seiner Frau verheiratet und soll jetzt ins Gefängnis für eine Geschichte, die vor Jahren passiert ist. Die sind gaga."
... seine Attacke gegen Veganer: "Das ist falsch interpretiert worden. Ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen Vegetarier. Jeder soll essen, was er will. Ich habe nur bemerkt, dass viele Veganer mit denen, die Fleisch essen, ziemlich militant umgehen. Ich attackiere keine Veganer."
... den Saisonverlauf des FC Bayern und die beiden 4:0-Siege ohne Trainer Nagelsmann: "Ihr macht natürlich aus allem ein Theater. Das Entscheidende ist, wie wir Fußball spielen. Und das ist ja ein Traum. Man sitzt da oben und denkt, das darf doch gar nicht wahr sein. Das Spiel in Leverkusen oder die zweite Halbzeit in Lissabon oder auch die ersten 20 Minuten am Samstag, da habe ich gedacht, ich bin in Hollywood. Das ist erstaunlich, wie traumwandlerisch die Mannschaft Fußball spielt. Am meisten gefällt mir, dass sie bis zur letzten Minute heiß ist, Tore zu machen. Das liebt der Zuschauer. Der zahlt bei einem Elton-John-Konzert auch nicht nur für die ersten zehn Songs, sondern bis zum Schluss. Und so ist es bei unserer Mannschaft auch."
... Austausch mit Nagelsmann: "Er wohnt jetzt am Chiemsee. Und die Telefonleitungen gehen auch vom Tegernsee zum Chiemsee."
... die Bayern-Doku und den Vergleich zu seiner aktiven Zeit: "Die Kamera haben wir nie so nah herangelassen, aber ich kann mich entsinnen, dass uns mal eine Stern-Reporterin sehr eng begleiten durfte ins Trainingslager nach Bahrain. Das war nicht so lustig, das war ein großer Fehler damals. Hier hat der Verein das wohl abgewogen und hat es mal zugelassen, weil andere große Vereine das auch schon erlaubt haben. Das ist sehr zurückhaltend und einfühlsam gemacht, dann kann man das mal probieren."
Karl Heinz Rummenigge über ...
... Joshua Kimmichs fehlende Impfung: "Es überrascht mich nicht, dass das jetzt ein großes Politikum ist. Wenn ich einen Spieler kenne, der extrem verantwortungsbewusst und vorbildlich mit vielen Dingen im Leben umgegangen ist, dann war das immer Joshua. In dem Fall glaube ich, wird er irgendwann eine richtige Entscheidung fällen. Aber es muss ihm selbst überlassen sein. Das ist das entscheidende Kriterium. Druck von Außen halte ich nicht für zielführend. (...) Es ist der Beweis, dass der Fußball gesellschaftspolitisch eine bedeutende, große Rolle spielt. Joshua Kimmich ist ein wichtiger Mensch, ein wichtiger Spieler bei Bayern München, ein wichtiger Spieler der Nationalmannschaft und mit dem Fakt, dass er sich bisher nicht hat impfen lassen, ist es auf einmal zum Politikum entwachsen. Ich weiß nicht, ob man das nicht ein bisschen zu hoch spielt. Man sollte die Kirche im Dorf lassen."
... die aktuelle Form des FC Bayern: "So wie die Mannschaft sich präsentiert, darf man sehr zufrieden sein. Die Mannschaft ist absolut zurecht Tabellenführer. Ich bin überzeugt, dass Bayern München auch in diesem Jahr wieder deutscher Meister wird. Es sieht alles top aus. Julian scheint einen super Job zu machen. Die Form der Mannschaft ist bestechend."
... seinen Ruhestand: "Ich habe zum FC Bayern ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Natürlich habe ich ein neues Leben. Ich habe vor rund drei Monaten den Staffelstab an Oli (Oliver Kahn, Anm. d. Red.) übergeben. Natürlich habe ich jetzt weniger Stress, nichtsdestotrotz bin ich mit meinem Leben sehr zufrieden, alles wunderbar."
... den Dreh der Amazon-Doku: "Das wäre wahrscheinlich in den 70er Jahren nicht möglich gewesen. Aber wir hatten in den Jahren zuvor, als wir dieses Projekt schonmal intern diskutiert hatten, auch die eine oder andere kritische Stimme. Ich glaube, im Nachhinein darf sich der FC Bayern glücklich schätzen, dass wir es gemacht haben. Aus mehreren Gründen: Erstens wird der FC Bayern in dieser Serie sehr authentisch dargestellt. Zweitens darf man nicht vergessen, dass wir fast zwei Jahre Corona-Zeit hatten. Da haben uns die Fans gar nicht so richtig erlebt. Alle Fans können den FC Bayern in dieser Serie wunderbar verfolgen, auch wie das während Corona war, glücklicherweise auch sehr erfolgreich."
Oliver Kahn über Joshua Kimmichs fehlende Impfung: "Wir haben schon häufiger kommuniziert, dass wir im Klub eine klare Haltung haben und dass wir es allen empfehlen, sich impfen zu lassen. Das haben wir auch unterstrichen mit mehreren Aktionen. Wir haben beispielsweise vor den Heimspielen vor der Allianz Arena einen Impfbus aufgestellt, der sehr, sehr stark frequentiert wird. Leroy Sane hat sich für die eine oder andere Aktion pro Impfen bereiterklärt. (...) Es ist unsere Pflicht als Verein, Aufklärungsarbeit zu leisten: Nicht nur wir als Verantwortliche und die Trainer, sondern natürlich auch unsere Ärzte, die sehr tief in diesen Themen drinnen sind."