Früher, in guten alten Zeiten, sind die Verträge der Fußballer abgelaufen. Man saß dann irgendwann zusammen, der Verein nannte eine Zahl und der Spieler unterschrieb die Verlängerung. Gefiel ihm die Summe nicht oder hatte er andere Gründe, den Klub zu verlassen, wurde er gegen eine Ablöse verkauft.
Man hatte weder als Spieler und schon gar nicht als Verein eine Eile. Seit Bosman ist es anders, und inzwischen hat sich das Phänomen durchgesetzt, dass man sogar weit ein Jahr vor Vertragsende in Panik gerät, wenn eine Verlängerung noch nicht unterschrieben wurde. Wie berechtigt das ist, sieht man aktuell beim FC Bayern. Robert Lewandowski hat noch 13 Monate Vertrag, aber die Münchener Bosse müssen jeden Tag erklären, dass der Weltklassestürmer bleibt, obwohl dieser gehen will.
Während man von der Lewandowski-Geschichte und dem Interesse des FC Barcelona sichtlich genervt ist, formieren sich die Bayern selbst seit geraumer Zeit, um die verzwickte Situation eines Spielers mit Vertragsende 2023 für sich zu nutzen: Sadio Mane.
Der 30 Jahre alte Senegalese will wie Lewandowski ein Jahr vor Vertragsende seinen Klub FC Liverpool verlassen. Als aussichtsreicher Kandidat für einen Kauf gilt der FC Bayern, wenn Liverpool natürlich verkauft. Als Ablöse wird eine Summe unter 50 Millionen Euro erwartet.
Nun stellen sich ein paar Fragen, die beantwortet werden müssen. Die erste wäre...
Warum will Sadio Mane den FC Liverpool verlassen?
Seit sechs Jahren spielt Sadio Mane beim FC Liverpool. Er gilt als die wichtigste Figur in der Transformation der Reds zum Klopp-Fußball. Mane kam wegen Klopp zum FC Liverpool und warf sogar eine Einigung mit Manchester United weg, weil der Deutsche sich persönlich so sehr dafür einsetzte, dass der Transfer, den er schon zu Dortmunder Zeiten tätigen wollte, über die Bühne geht.
Da war es sogar okay für Mane, dass er auf seiner Wunschposition nicht spielen durfte. In einem Telefonat erklärte der Senegalese Klopp, dass er gerne auf der linken Seite spielen würde. "Er sagte dann: 'Aber Coutinho spielt links!' Dann meinte ich, kein Problem, dann spiele ich rechts." Als dann Mohamed Salah kam und Coutinho zum FC Barcelona wechselte, wanderte Mane dann doch nach links.
Als nun im Winter Luis Diaz für 47 Millionen Euro vom FC Porto verpflichtet wurde, übernahm der Kolumbianer die linke Seite - und Mane rückte ins Zentrum. Ohne Nebengeräusche, ohne öffentliche Debatte. Aber nun ist es für Mane wohl an der Zeit, mit 30 Jahren noch einmal zu wechseln, um woanders als Superstar seine eigene Geschichte zu schreiben.
Nicht mehr der Spieler zu sein, der einfach überall funktioniert und vom Trainer hin- und hergeschoben wird, weil ein neuer Star gekommen ist. Nicht, dass das für Mane ein Problem ist - aber dass der Angreifer in der Gunst des Klubs nicht die primäre Rolle einnimmt, sah man bei der Reihenfolge der Vertragsgespräche. Seit einer gefühlten Ewigkeit spricht der Klub mit den Beratern von Mohamed Salah über einen neuen Vertrag. Salahs Kontrakt überstrahlt alles.
Mit Mane sprach der Klub erst deutlich später. Zu hören ist, dass finanzielle Aspekte nicht so sehr im Vordergrund stehen, wobei die im Vergleich zu den anderen Topteams der Premier League eher vorsichtige Vorgehensweise der Liverpool-Bosse Mane die Gewissheit geben, dass es keinen Megasprung geben wird, der ihm den Kopf verdrehen könnte. Dass er offenbar bereit ist, beim FC Bayern einem Jahresbruttogehalt von 15 Millionen Euro zuzustimmen, ist ein Indiz dafür, dass es hier tatsächlich um eine neue Herausforderung geht, die ihm wohl auch der FC Bayern bieten kann.
Sadio Mane: Seine Statistiken beim FC Liverpool
Pflichtspiele | Tore | Vorlagen | Platzverweise | Titel |
269 | 120 | 48 | 1 | 6 |