Robert Lewandowski wird seinen bis 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern. Hoffentlich sind die Bayern-Bosse davon nicht überrascht. Denn, dass dieses Szenario eintreten könnte, hat sich schon die ganze Saison abgezeichnet.
Wurden Sportvorstand Hasan Salihamidzic oder der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn danach gefragt, gab es sinngemäß immer die gleichen Antworten. Lewandowski habe ja noch einen Vertrag. Man werde sich beizeiten ganz in Ruhe zusammensetzen.
Daran hat Lewandowski aber kein Interesse mehr. Man muss für die Bayern hoffen, dass die allzeit beschwichtigenden Aussagen nur Nebelkerzen für die Öffentlichkeit waren und im Hintergrund die Planungen für den Sturm der Zukunft schon auf Hochtouren vorangetrieben wurden.
Denn eigentlich ist es ja eine Konstellation, die mittlerweile Alltag für sportliche Verantwortliche ist: Der Vertrag eines Spielers läuft am Ende der kommenden Saison aus. Will man nicht leer ausgehen, muss man verkaufen. Die Bayern-Bosse erlebten dieses Worst-Case-Szenario ja zuletzt schmerzlich bei David Alaba und Niklas Süle, die ablösefrei gehen konnten.
FC Bayern: Sind die Verantwortlichen vorbereitet?
Eigentlich müssten die Verantwortlichen und vor allem Salihamidzic also längst auf die Ansage der Lewandowski-Seite vorbereitet sein.
Offenbar arbeitete man ja auch bis zur Absage vergangenes Wochenende ernsthaft an einer Verpflichtung von Erling Haaland. Das wäre spektakulär gewesen! Und hätte die Bayern in eine komfortable Situation gebracht. Haaland wäre der Stürmer der Zukunft gewesen. Lewandowskis Traumverein Barca hätte man dann signalisieren können: "Wir haben jetzt zwei der besten Stürmer der Welt im Kader. Wenn ihr Lewandowski wollt, zahlt einen angemessenen Preis!"
So hat jetzt aber die Lewandowski-Seite das Heft des Handelns in die Hand genommen und kann die Bayern unter Druck setzen. Denn die Bayern wissen genau, dass sie sich einen schmollenden Lewandowski ohne echte sportliche Alternative im Sturmzentrum für kommende Saison nicht leisten können. Und Lewandowski wird schmollen!
Diese Situation könnte der ohnehin klamme FC Barcelona nutzen, um den Preis zu drücken. Salihamidzic kann nicht erst auf das Ergebnis der Verhandlungen um eine Lewandowski-Ablöse mit Barca warten und erst dann auf die Nachfolgersuche gehen. Denn Barca hätte so alle Zeit der Welt, um den Preis zu feilschen.
FC Bayern: Ein neuer Topstürmer muss schnell her
Einziger Ausweg für Salihamidzic: Er muss eigentlich schnell einen echten Topstürmer verpflichten, um bei der Verhandlung um die Lewandowski-Ablöse in der besseren Position zu sein. Um zu demonstrieren: "Wir haben jetzt einen Topstürmer für die nächsten Jahre. So können wir zur Not auch einen schmollenden Lewandowski für eine Saison ertragen." Das wäre Bayern-like.
Wenn man allerdings alles auf die Karte Haaland gesetzt hätte, um danach bei einem Scheitern als Plan B "in Ruhe" mit Lewandowski zu verlängern, wäre das fahrlässig. Dass Weltfußballer Lewandowski sich nicht öffentlich zur B-Lösung degradieren lässt, hätte man nämlich leicht voraussagen können.
Die Frage, wer nach Rekordtorjäger Lewandowski der neue Mittelstürmer des FC Bayern wird, ist wahrscheinlich die wichtigste personelle Entscheidung der letzten Jahre bei den Münchnern. Oft gab es Kritik an der Arbeit von Hasan Salihamidzic. An seiner Lösung im Fall Lewandowski wird sich zeigen, was er kann.
Der eigene Vertrag des Sportvorstands läuft übrigens auch nur bis Juni 2023. Der Bayern-Aufsichtsrat wird sich wohl erst nach dieser Transferperiode Gedanken über eine mögliche Verlängerung machen. Wie Salihamidzic die Transfer-Causa Lewandowski regelt, wird also möglicherweise sogar ausschlaggebend für seine eigene Zukunft bei den Bayern sein.
Robert Lewandowski: Statistiken beim FC Bayern
Spiele | Tore | Vorlagen | Gelbe Karten |
373 | 343 | 72 | 36 |