Der frühere technische Direktor des FC Bayern, Michael Reschke, sieht die Situation um Robert Lewandowski kritisch. Einen 100-Millionen-Euro-Transfer schließt er in der Bundesliga indes in nächster Zeit aus.
Reschke, der nach seiner Funktionärszeit bei Bayer Leverkusen, dem FC Bayern, VfB Stuttgart und Schalke 04 mittlerweile für die Berater-Agentur ICM Stellar arbeitet, sprach mit der tz über den aktuellen Transfermarkt und speziell seinen Ex-Klub Bayern und Robert Lewandowski.
Dessen Situation sei "total schwierig zu lösen", denn "Robert besitzt natürlich eine wahnsinnige Strahlkraft innerhalb der Mannschaft. Wenn er um jeden Preis wechseln will und dies auch bis zum Ende der Transferperiode in der Kabine zum Ausdruck bringt, dann kann dies die Balance im Team gefährden."
Das wäre für Trainer "Julian Nagelsmann eine extrem große Herausforderung, weil Lewandowski mit seiner Aura ein wichtiges positives Stimmungsbild gefährden kann. Im Falle eines Bayern-Verbleibs müssen mit Robert frühzeitig gemeinsame Vereinbarungen getroffen werden. Nur auf den Vertrag zu pochen, reicht gewiss nicht. Es gilt wieder eine leistungsfördernde Basis innerhalb des Klubs, der Mannschaft und speziell auch in Zusammenhang mit Julian Nagelsmann zu finden. Da sind alle Entscheidungsträger beim FCB gefordert, das Gesamtgebilde so zu stabilisieren, dass man mit frischem Mumm in die neue Saison geht", sagte Reschke.
Doch was wäre Lewandowski (33) aktuell noch auf dem Transfermarkt wert? "Robert ist eine Tormaschine und weiterhin einer der besten Stürmer der Welt. Er wird noch eine ganze Zeitlang auf sehr hohem Niveau spielen können, weil er körperlich topfit ist."
Michael Reschke: 40 Millionen Euro für Lewandowski "absolut top"
Aber: "Eines ist natürlich auch sicher: nach einem möglichen Verkauf im Sommer wird er nicht mehr weitertransferiert werden. Ablöse und Gehalt muss man also gemeinsam betrachten - und man muss sich als Käuferklub fragen: Welche Gesamtinvestition ist er uns für drei Jahre wert?" Und das bringt Reschke zu folgender Einschätzung: "Aus meiner Sicht wäre eine mögliche Transfereinnahme von über 40 Millionen Euro für die Bayern absolut top."
Dass es zuletzt bis zu einer offenbar erfolgten Aussprache zwischen Lewandowski und Sportvorstand Hasan Salihamidzic in der Öffentlichkeit hoch her ging, sieht Reschke derweil als kein allzu großes Problem an: "Natürlich gehören auch Muskelspiele dazu. Das Transfer-Business ist wie ein Pokerspiel. Oftmals geht es darum: Wer hat die besseren Nerven? Das ist Teil des Geschäfts. Ich sehe das alles nicht so dramatisch."
gettyUnd in diesem Spiel spielten die Bayern "ihre Trümpfe aus und Robert und sein Berater spielen ihr Spiel. Das ist normal. Aber klar ist: Die Bayern sitzen an einem verdammt langen Hebel. Ohne Bayern München geht gar nichts", betonte Reschke.
Angesprochen wurde Reschke darüber hinaus auch auf die kürzlich vollzogenen 100-Millionen-Euro-Transfers von Darwin Nunez (von Benfica zu Liverpool) und Aurelien Tchouameni (von Monaco zu Real Madrid) und ob solche auch hierzulande möglich seien. "Nein. Ein Transfer a la Nunez ist für keinen deutschen Klub wirtschaftlich möglich. Die Bayern haben sich in den letzten Jahren schon mächtig aus dem Fenster gelehnt und bei Lucas Hernandez und Leroy Sane hohe Transfersummen investiert. Aber einen 100-Millionen-Transfer beim FC Bayern würde ich aktuell ausschließen. Eine solche Investition würde total überraschen. Und für andere Bundesligaklubs sind solche Investitionen eh ausgeschlossen."