Hasan Salihamidzic stellt sich aktuell schützend vor seinen Angreifer. "Sadio braucht noch ein bisschen Zeit, er muss sich gewöhnen", erklärte der Sportvorstand des FC Bayern in der Sport Bild.
Bisher absolvierte Mané fast jedes Pflichtspiel der Münchner von Anfang an. Unter Trainer Julian Nagelsmann ist er gesetzt. Nach einer guten Anfangsphase und einigen Toren fiel er dann aber in ein Loch.
Damit wuchs auch die Kritik am Neuzugang vom FC Liverpool. Fehlende Tore und schlechte Anbindung an das Bayern-Spiel lauten die größten Kritikpunkte. Doch was ist dran am Wirbel um Mané? SPOX und GOAL machen den Reality Check.
Sadio Mané beim FC Bayern: Was wurde gesagt?
Die Bild schreibt beispielsweise von einer "Tor-Krise". "Bislang ist Sadio Mané gesetzt", bemerkte Experte Dietmar Hamann in der Sport Bild: "Wenn er performt, ist das kein Problem. Wenn die Mitspieler aber sehen, dass er in jedem Spiel in der Startelf steht, obwohl er nicht die entsprechenden Leistungen bringt, ist das eine heikle Sache."
In einem wichtigen Spiel würde der 49-Jährige derzeit nicht auf die formstarken Offensivspieler Leroy Sané und Jamal Musiala verzichten: "Man muss sich fragen: Ist Mané in der aktuellen Form Bestandteil der Top-Elf?"
"Er wirkt für mich nicht integriert", analysierte Hamann weiter: "In Liverpool hatte er in der Spitze mit Roberto Firmino einen spielenden Mittelstürmer, der ihm die Bälle abgelegt hat. Nun war er in den meisten Spielen selbst im Zentrum: Dort ist er nur halb so stark wie auf der Seite."
Sadio Mané beim FC Bayern: Was sagen die Zahlen?
In den ersten sechs Pflichtspielen traf Mané fünfmal, anschließend erzielte er in fünf Partien kein einziges Tor mehr. Aber ist das ungewöhnlich für den Rechtsfuß? In der vergangenen Saison blieb er zwischen dem 24. November und dem 28. Dezember in neun Pflichtspielen in Serie ohne eigenen Treffer. Lediglich gegen den AC Mailand in der Champions League und gegen Newcastle in der Premier League gelangen ihm jeweils eine Torvorlage.
Auch in vorherigen Spielzeiten hatte Mané immer wieder Phasen von drei, vier oder gar fünf Spielen in Folge, in denen er an keinem Treffer direkt beteiligt war. Für den FC Liverpool traf er in 269 Pflichtspielen alle 179 Minuten selbst, alle 127 Minuten war er direkt an einem Tor beteiligt. Für die Bayern trifft er im Moment alle 160 Minuten.
Auch bei anderen Statistiken gibt es keine großen Auffälligkeiten. Mit 3,7 Schüssen und 0,65 Expected Goals pro 90 Minuten ist Mané laut den StatsBomb-Daten von FBref momentan sogar häufiger und gefährlicher in Abschlusssituationen verwickelt als in den vergangenen vier Spielzeiten bei den Reds. Ein klarer Rückgang der Werte ist hingegen bei den Ballkontakten und Pässen zu beobachten.
0,56 Torschussvorlagen pro 90 Minuten sind im Vergleich der mit Abstand niedrigste Wert. Zudem ist Mané durchschnittlich nur noch 38,9-mal am Ball und spielt rund zehn Pässe weniger als noch für den FC Liverpool.
FC Bayern München: Die nächsten Spiele in der Bundesliga
Statistik pro 90 Minuten (Liga) | FC Bayern 2022/23 | Liverpool 2021/22 | Liverpool 2020/21 | Liverpool 2019/20 | Liverpool 2018/19 |
Tore | 0,56 | 0,51 | 0,35 | 0,59 | 0,64 |
Schüsse | 3,7 | 3,16 | 2,98 | 2,49 | 2,66 |
Expected Goals | 0,65 | 0,53 | 0,49 | 0,46 | 0,51 |
Ballkontakte | 38,9 | 49,7 | 51 | 52,1 | 50,2 |
Pässe | 25 | 34,9 | 34,1 | 38,1 | 36,1 |
Torschussvorlagen | 0,56 | 1,15 | 1,83 | 1,84 | 1,29 |
Assists | 0 | 0,06 | 0,22 | 0,23 | 0,03 |
Expected Assists | 0,06 | 0,14 | 0,18 | 0,23 | 0,13 |
Sadio Mané beim FC Bayern: Was ist dran an der Kritik?
Die Daten zeigen, dass eine "Tor-Krise" zum jetzigen Zeitpunkt konstruiert wäre. Dass Mané über mehrere Spiele am Stück nicht trifft, ist angesichts der Vergleichswerte aus den vergangenen Jahren und der durchschnittlichen Torquote beim FC Liverpool normal.
Teilweise richtig ist allerdings die Kritik von Dietmar Hamann, dass Mané zu wenig in das Spiel des Rekordmeisters eingebunden sei. Der Rückgang an Ballkontakten und Pässen sowie die Tatsache, dass er bisher kaum Torschussvorlagen und noch keinen Assist beisteuern konnte, stärken diese These.
Andererseits kommt Mané häufiger zum Abschluss als in den letzten Jahren. Das spricht dafür, dass Julian Nagelsmann ihn in veränderter Rolle eingesetzt hat. In einer Datenanalyse zur Spielweise des FC Bayern ohne Robert Lewandowski stellten SPOX und GOAL fest, dass Mané zunächst ähnlich ins System integriert wurde wie der Pole.
Sadio Mané beim FC Bayern: Wie geht es jetzt weiter?
Gerade weil Mané weder physisch noch als Abschlussspieler die Qualität für diese Rolle mitbringt, könnte Hamann recht damit haben, dass ihm ein Spieler zum kombinieren fehlt. In den ersten Spielen war das ein formstarker Serge Gnabry im 4-2-2-2-System. Seitdem dieser aber nicht mehr in Form ist und Nagelsmann auf ein 4-2-3-1 umstellte, schwächelt auch Mané.
Dass der Senegalese grundsätzlich ein Problem als Mittelstürmer hat, lässt sich aus den Daten der Vergangenheit aber nicht ablesen. Für den FC Liverpool traf er in 29 Partien als zentraler Angreifer 19-mal und bereitete vier Treffer vor.
Dennoch setzte Nagelsmann ihn zuletzt zweimal als Linksaußen ein - ohne erkennbaren Erfolg. Für den FC Bayern wird es voraussichtlich darauf ankommen, eine Rolle für Mané zu finden, in der er einerseits besser eingebunden ist als jetzt und seine Qualitäten als Spielmacher einbringen kann, in der er andererseits aber auch selbst weiter in gute Abschlusssituationen kommt.