"Julian ist jemand, der sehr akribisch arbeitet, beim Matchplan sehr auf Details achtet. Das wird er jetzt noch mehr machen", prognostiziert Rangnick im Interview mit der Bild. Während seiner Zeit in Leipzig habe Nagelsmann nie eine solche Krise erlebt, "für ihn ist es eine ganz neue Situation, er hat in München eine ganz andere Dichte an Topstars, da ist mehr Beziehungsarbeit nötig".
"Du musst als Trainer versuchen, zu jedem Spieler eine persönliche Bindung aufzubauen und die Spieler emotional an Bord zu halten", gibt Rangnick als Tipp für seinen ehemaligen Schützling mit. "Der FC Bayern ist zehn Jahre nur Erfolg gewöhnt, hat alles gewonnen. Die Situation jetzt fühlt sich für die Spieler fremd an. Deswegen ist es als Trainer noch wichtiger, viel mit ihnen zu reden." Bei den Bayern gehe es neben Siegen auch darum, "dass du die Spieler hinter dir hast", so Rangnick.
Für Nagelsmann und die Bayern hagelte es nach drei Unentschieden in Folge in der Bundesliga zuletzt eine Niederlage gegen den FC Augsburg, der Rekordmeister belegt nach sieben Spieltagen nur Platz fünf in der Liga. Die Bayern-Bosse sollen drei große Probleme ausgemacht haben, von den Spielern gibt es angeblich Kritik an Nagelsmann.
Laut Sport Bild stören sich einige Stars an der "Art und Weise, wie Nagelsmann nach schlechten Ergebnissen öffentlich auftritt", sie würden sich demnach mehr Selbstkritik des Coaches wünschen. Wie der kicker zudem berichtete, sollen die zuletzt durchgeführten personellen Änderungen innerhalb des Spiels im Mannschaftskreis "für Kopfschütteln" sorgen. Der Vorwurf: Bei Aufstellungen und Wechseln gehe es mehr nach Alter und Hierarchie als nach Leistung.
Ralf Rangnick glaubt an FCB-Trainer Julian Nagelsmann
Rangnick ist dennoch überzeugt, dass Nagelsmann bei den Bayern für die Wende sorgen kann: "Er hat ja letztes Jahr und zu Beginn der Saison schon bewiesen, dass er die Mannschaft nicht nur führen, sondern mit ihr auch begeisternden Fußball spielen lassen kann. Nach dem Abgang von Robert Lewandowski braucht es nun mal ein bisschen Zeit. Und sie hatten ja genug Torchancen, um alle vier Spiele zu gewinnen."
Zudem ist sich Rangnick sicher, dass die Ergebnisse beim FC Bayern bald wieder stimmen werden. "Letztes Jahr war es der Meistertitel, da gab es gefühlt ja schon Unzufriedenheit, weil es bei Bayern mindestens zwei sein müssen. Das traue ich Julian dieses Jahr zu - Meister und Pokalsieger", sagt Rangnick.
"Der Abstand in der Liga darf nur nicht zu groß werden. Aber noch sind es erst sieben Spiele und ich habe immer gesagt, die Tabelle ist für mich erst nach zehn Spielen aussagekräftig", führt der aktuelle Teamchef Österreichs weiter aus. "Die Champions League hat einen höheren Stellenwert, klar. Aber auch da traue ich ihnen viel zu, wenn sie so weitermachen."