FC Bayern München: Serge Gnabry plötzlich "unverzichtbar" - wieder nur eine Phase?

Von Tim Ursinus
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Serge Gnabry ist plötzlich wieder obenauf beim FC Bayern München. Das bringt ihm einen besonderen Status bei Trainer Thomas Tuchel ein und sorgt womöglich für eine unerwartete Auszeichnung. Dabei hatte es vor kurzer Zeit noch berechtigte Kritik an ihm gegeben.

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Mit seinem Doppelpack gegen den FC Schalke 04 kommt Serge Gnabry in den vergangenen drei Spielen auf vier Tore, sein lange andauerndes Formtief hat er endgültig überwunden. "Ich habe ihm in der Halbzeit gesagt: 'Komm mir nicht in die Kabine, wenn du keine Tore gemacht hast'", berichtete Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Zu dieser Portion Extra-Motivation kommt die Rückendeckung von Trainer Thomas Tuchel. "Manchmal braucht es ein bisschen Vertrauen, bisschen Spielzeit, bisschen Spielglück", erklärte der FCB-Coach und spielte auf den Treffer gegen Werder Bremen an, als der 27-Jährige den Ball nicht richtig traf und diesen trotzdem ins Netz beförderte. "Nichts ist für einen Stürmer so wichtig wie Tore. Da helfen keine Videos, keine Trainingseinheiten, keine Gespräche."

Und davon hat Gnabry nun schon immerhin 13 auf dem Konto. Der Nationalspieler hat sogar noch eine realistische Chance, am Ende die Torjägerkanone abzustauben. Der Führende, Niclas Füllkrug von Werder Bremen, fehlt derzeit verletzt und kann seine 16 Treffer womöglich nicht mehr ausbauen. Hält Gnabrys Lauf an, sind drei Tore in den zwei verbliebenen Spielen gegen RB Leipzig und beim 1. FC Köln durchaus drin. In Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt (14) gibt es einen weiteren heißen Verfolger.

Kann sich derzeit wieder auf Serge Gnabry verlassen: Thomas Tuchel.
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Kann sich derzeit wieder auf Serge Gnabry verlassen: Thomas Tuchel.

Serge Gnabry könnte Außergewöhnliches erreichen

Steht Gnabry am Ende tatsächlich oben, würde ihm sogar Außergewöhnliches gelingen. Seit 1994/95, als Mittelfeldspieler Mario Basler gemeinsam mit Heiko Herrlich 20-mal traf, gab es keinen Torschützenkönig mehr in der Bundesliga, der für gewöhnlich nicht im Sturmzentrum beheimatet ist. Insgesamt war das erst viermal in der Historie der Fall. Dazu kommt Alex Meier (2014/15), der zum Teil auch hinter einer klaren Spitze agierte.

Gnabry hingegen hat doppelt so viele Spiele auf der rechten Außenbahn gemacht und erzielte in jener Rolle sieben Treffer. In seinen sieben Partien als Mittelstürmer traf er fünfmal. Generell gilt Gnabry als Alleskönner in der Offensive, auch auf der Zehn oder links stand er in dieser Spielzeit auf dem Platz. Da Eric Maxim Choupo-Moting aktuell mit seinem Körper kämpft, gehört ihm das Sturmzentrum.

Selbst wenn Bayerns Stürmer Nummer eins zurückkehrt, dürfte Gnabry - in welcher Position auch immer - auf dem Platz stehen. Tuchel sieht ihn als "unverzichtbar" an: "Der Serge hat einen super Charakter und ist ein super Typ. Er hat Lust auf das Training und ist extrem positiv. Er hat sich das hart erarbeitet und verdient. Nun hat er das Glück zurückbekommen, daher bleibt er auf dem Platz."

Serge Gnabry brach allein in dieser Saison zweimal ein

Den Unverzichtbar-Status hatte Gnabry schon in einer Phase unter Julian Nagelsmann inne, als er in den sechs Spielen vor der WM-Pause an acht Treffern direkt beteiligt war. In den sechs Spielen davor tauchte er jedoch nicht einmal in den für Angreifer relevanten Statistiken auf, ehe er nach der Weltmeisterschaft - wie schon so häufig während seiner Zeit beim FC Bayern - in ein Loch fiel. Die Durststrecke streckte sich vom 16. bis zum 29. Spieltag, als es lediglich zu zwei Scorerpunkten reichte.

Schon in den vergangenen Spielzeiten hübschten Ausreißer wie der Dreierpack beim 6:0 gegen Bremen oder kurze Etappen wie zum Ende der Hinrunde seine Quote auf. Drei Tore in Serie gelangen ihm zuletzt in der Triple-Saison 2019/20 - das beste Jahr des gebürtigen Stuttgarters. In den anderen Spielen wirkt Gnabry dann oft wie ein Fremdkörper, dem überhaupt nichts gelingt. So auch während der Rückrunde, weshalb es mal wieder Gerüchte über einen Abschied gab.

Serge Gnabry beim Torjubel.
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Serge Gnabry beim Torjubel.

Serge Gnabry: Gerüchte über eine Abschied vom FC Bayern

Mit Blick auf die Stürmer-Debatte war neben Sadio Mané meist von Gnabry die Rede, wenn es um die Verkaufskandidaten für den Sommer ging, um einen hochkarätigen Transfer finanzieren zu können. Kritische Stimmen von außerhalb waren auch abseits des umstrittenen Trips zur Fashion Week in Paris an der Tagesordnung. Durch das aktuelle Formhoch ist das Thema wieder abgeebbt, kann nach einer schon beinahe traditionellen Flut an schlechten Spielen in Zukunft aber schnell wieder aufkochen.

Dass sich die Wege trennen, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Tuchel hat nach diesem Saisonendspurt keinerlei Gründe dafür, sich für einen Verkauf einzusetzen. Zumal Hasan Salihamidzic weiter an Gnabrys Fähigkeiten glaubt und nicht umsonst etwaige Gerüchte vor Saisonbeginn mit einer Vertragsverlängerung bis 2026 aus dem Weg räumte.

Bei einem kolportierten Jahresgehalt von 17 bis 19 Millionen Euro muss Gnabry konstant gute Leistungen abrufen. Wer weiß, wie es um die Geduld von Tuchel und Salihamidzic steht, wenn der Kochlöffel auch in seiner sechsten Saison im Bayern-Trikot wieder über mehrere Wochen nicht geschwungen wird. Eventuell werden Gnabrys Schwächephasen ja abgestellt, wenn er als Titelheld aus dem engen Rennen um die Meisterschaft in die neue Spielzeit geht.

Serge Gnabry: Die letzten vier Bundesliga-Saisons im Vergleich

  • Daten von FBref.
SaisonSpiele (Minuten)StartelfSchüsseTore (Assists)xGoals
2022/2332 (1.783)207913 (4)10,9
2021/2234 (2.185)256814 (5)8,3
2020/2127 (1.644)205910 (2)8,0
2019/2031 (2.193)269512 (10)12,4
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