FC Bayern München: Wie tickt der neue Sportdirektor Christoph Freund? Weggefährte Schiemer erzählt im Interview vom "zachen Hund"

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© getty

Christoph Freund übernimmt zum 1. September den Sportdirektoren-Posten beim FC Bayern München. Wie tickt der 46-jährige Österreicher? Im Interview mit SPOX und GOAL berichtet sein langjähriger Weggefährte Franz Schiemer von einem "zachen Hund" und "Kümmerer".

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Franz Schiemer spielte von 2009 bis 2015 für RB Salzburg und erlebte Freund in dieser Zeit als Teammanager und Sportkoordinator. Nach seinem Karriereende fungierte Schiemer unter dem in der Zwischenzeit zum Sportdirektoren beförderten Freund als Co-Trainer des FC Liefering und der Profimannschaft. Aktuell ist Schiemer als Berater von Austria Wien tätig.

Herr Schiemer, wie haben Sie die Nachricht vom Wechsel Christoph Freunds zum FC Bayern München aufgenommen?

Franz Schiemer: Das ist eine Wahnsinns-Geschichte. Ich freue mich extrem für ihn. Es ist unglaublich, dass man mittlerweile den Sprung aus Österreich direkt zum FC Bayern schaffen kann.

Sie kamen 2009 als Spieler nach Salzburg, Freund gab damals den Teammanager.

Schiemer: Er war für die Buchhaltung zuständig und hat das Management in allen möglichen Bereichen unterstützt. Ralf Rangnick hat bei seiner Ankunft 2012 fast das ganze Personal ausgetauscht. Christoph war einer der wenigen, die bleiben durften. Rangnick machte ihn zu so etwas wie seinem persönlichen Assistenten. In dieser Zeit wurde Christoph gezielt auf die Rolle des Sportdirektors vorbereitet. Gleichzeitig half Christoph aber auch Rangnick: Er hat ihm die österreichische Liga und alle relevanten Leute nähergebracht.

Nach Rangnicks Abschied 2015 übernahm Freund den Posten des Sportdirektors.

Schiemer: Es gab durchaus Zweifel, ob Christoph die erfolgreiche Arbeit weiterführen kann. Aber er hat bewiesen, dass er es sogar noch besser kann. Er hat Salzburg zu einem Champions-League-Verein gemacht.

2020 erzählte Christoph Freund im Interview mit SPOX und GOAL, wie Salzburg unter seiner Leitung zu einem der besten Spieler- und Trainerentwicklungsklubs Europas avancierte.

Von 2019 bis 2021 fungierte Franz Schiemer (Mitte) bei RB Salzburg als Co-Trainer von Jesse Marsch: Hier verabschiedet ihn Christoph Freund.
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Was zeichnet ihn aus?

Schiemer: In Salzburg war er die gute Seele des Vereins, ein richtiger Kümmerer. Freundliche, menschliche Umgangsformen sind ihm extrem wichtig. Er arbeitet zielstrebig und loyal. In so einer Führungsposition muss man zwar unangenehme Gespräche führen und harte Entscheidungen treffen, er kommuniziert dabei aber immer sehr ehrlich.

Sie haben Ihre aktive Karriere 2015 beendet, kehrten später aber als Co-Trainer des FC Liefering und der Profimannschaft zurück. Wie präsent war Freund damals in Ihrem Alltag?

Schiemer: Er war immer hautnah an der Mannschaft und am Trainerteam dran, hat bei vielen Trainingseinheiten zugeschaut und wollte die Stimmung aufsaugen. Christoph kennt sich auch in taktischen Fragen gut aus. Er hat ganz klare Vorstellungen, wie der Fußball seines Vereins aussehen soll. Mit seinem Fachwissen kann er dem Trainerteam Hilfestellungen bieten. Wenn es die Situation erforderte, hat er die Mannschaft auch mal motiviert.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Schiemer: An eine Situation kann ich mich genau erinnern. Es war in einer Phase, in der es für uns nicht besonders gut gelaufen ist. Da hat er eine Szene aus der Vergangenheit gezeigt, als in der 87. Minute beim Stand von 3:0 bei einem eigenen Eckball nach Ballverlust alle Feldspieler nach hinten gerannt sind und den Ball zurückerobert haben. Anschließend hat er eine aktuelle Szene gezeigt, bei der in einer identischen Situation keiner zurückgesprintet ist. Dann hat er von den Spielern in einer emotionalen Ansprache mehr Willen und Einsatzbereitschaft gefordert.

Wie präsent trat Freund in der Öffentlichkeit auf?

Schiemer: In den letzten Jahren war er das Gesicht des Vereins, die einzige Konstante bei der großen Fluktuation im Spieler- und Trainer-Sektor.

Christoph Freund ist seit 2006 in verschiedenen Funktionen für RB Salzburg tätig.
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Freund gilt als äußerst heimatverbunden, angeblich hat er deshalb vor einem Jahr auch ein Angebot des FC Chelsea abgelehnt.

Schiemer: Er ist ein sehr bodenständiger, heimatverbundener Mensch. Er liebt die Berge. In seiner Freizeit ist er viel mit dem Rad unterwegs. Er ist ein zacher Hund. Ich hoffe, man versteht diese Formulierung in Deutschland. Christoph hat in jeglicher Hinsicht Ausdauer. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch beim Sport.

Waren Sie mal mit ihm Radfahren?

Schiemer: Ja, eine Tour ist mir dabei speziell in Erinnerung geblieben. Bei einem Trainingslager sind wir 1300 Höhenmeter gefahren. Ich habe mich an sein Hinterrad gehängt und irgendwie versucht mitzuhalten. Wie ich das überlebt habe, weiß ich bis heute nicht. Oben angekommen, hatte ich nur noch Krämpfe. Für ihn war die Tour das Alltäglichste überhaupt.

Haben Sie während Ihrer gemeinsamen Zeit bei ihm einen emotionalen Bezug zum FC Bayern festgestellt?

Schiemer: Ich kann mich an seine Freude erinnern, als wir die Bayern in der Champions League gezogen haben. Er hatte es schon vorhergesagt. Wir haben dann auch richtig coole Spiele gegen Bayern hingelegt, sind aber leider am Sauhund Manuel Neuer gescheitert. Es war unglaublich, was er gehalten hat.

Hatten Sie seit Ihrem Abschied aus Salzburg 2021 noch Kontakt mit Freund?

Schiemer: Er schreibt mir jedes Jahr zum Geburtstag und fragt auch regelmäßig, ob familiär alles okay ist. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Hintergrund: Warum die Freund-Verpflichtung Sinn ergibt - aber trotzdem Risiken birgt

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29. Juli 2023Testspiel gegen Kawasaki Frontale in Tokio, Japan
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12. August 2023Super Cup gegen RB Leipzig in München
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