Der FC Bayern München löst den FC Bayern München ab: Eine Woche vor ihrem 60. Geburtstag vermeldet die Bundesliga einen neuen Rekord. Für keinen Spieler zahlte ein Verein jemals mehr, als es der Serienmeister nun für Harry Kane getan hat. Zuvor war Lucas Hernández, der 2019 kam und den FCB in diesem Sommer verließ, mit einer Ablöse in Höhe von 80 Millionen Euro der teuerste Profi gewesen.
Die große Frage, die nun vielerorts diskutiert wird: Ist die Ablösesumme von kolportierten bis zu 120 Millionen Euro für Kane zu teuer oder nicht? Ich bin der Meinung, dass sie gerechtfertigt ist - und gleichsam die Debatten darüber müßig sind.
Natürlich: Kane ist kürzlich 30 geworden und wäre 2024 ablösefrei auf dem Markt. Doch eine Garantie, dass es im nächsten Sommer auch so käme, gibt es aktuell nicht. Zumal Kane dann einen Großteil der jetzigen Ablösesumme als Handgeld bekommen hätte. Und auf dem immer wilder gewordenen Transfermarkt gibt es ohnehin keine Garantien.
Das zeigte sich ja allein an Kane selbst. Der wurde 2021 stark von Manchester City umworben. Glaubt man Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß, sind die Nord-Engländer bei einer geforderten Ablösesumme von 160 Millionen Euro ausgestiegen. So könnte man also argumentieren, dass Kane für die Bayern deutlich günstiger geworden ist - übrigens entgegen Hoeneß' Vorhersage, die er damals einen Satz später tätigte. Darauf zu spekulieren, Kane im nächsten Jahr einfach umsonst zu bekommen, wäre zu riskant.
FC Bayern München: Neuzugang Harry Kane und seine Leistungsdaten bei Tottenham
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen |
Premier League | 317 | 213 | 50 |
FA Cup | 21 | 15 | - |
EFL Cup | 21 | 7 | 2 |
Champions League | 32 | 21 | 5 |
Europa League | 39 | 18 | 6 |
Europa Conference League | 5 | 6 | 1 |
FC Bayern München: Was wäre ein guter Preis für Harry Kane?
Was wäre überhaupt ein guter Preis für Kane gewesen? Wie will man das bemessen, woher nimmt man dafür die Grundlage? Wenn ein Hernández vor vier Jahren 80 Millionen kostete und der BVB in diesem Sommer 30 Millionen für Felix Nmecha mit der Erfahrung von lediglich 50 Bundesligaspielen hinlegt, dann ist es doch nicht zu teuer, für einen Spieler von jahrelang nachgewiesener Weltklasse erstmals die 100-Millionen-Marke zu knacken. Oder doch?
Mit Kane kommt schließlich ein Spieler aus der Premier League nach München, die als beste Liga der Welt angesehen wird und von den Top-Ligen zweifelsohne diejenige ist, die am meisten zahlen kann. Es kommt der Kapitän der englischen Nationalelf zum FC Bayern, der für die Three Lions bei 58 Toren in 84 Länderspielen steht und für das titellose Tottenham 280-mal in 435 Pflichtspielen traf (64 Vorlagen).
Bei welchem Preis würde die breite Masse also einschlagen und sagen: Das ist für den 30-jährigen Kane mit einem Jahr restlicher Vertragslaufzeit angemessen? Wären 60 Millionen viel zu günstig, 80 Millionen gerechtfertigt und 100 Millionen zu teuer?
Kane verabschiedet sich von Spurs-Fans - und begründet Wechsel
FC Bayern: Mit Harry Kane größere Baustelle geschlossen
Zumal: Auf lange Sicht gesehen wird es den reichsten Verein Deutschlands ja nicht einen Deut ärmer machen, wenn man nun in den Verhandlungen mit den Spurs doch noch 30 Millionen mehr als geplant oben drauflegen musste. Die Entscheidung, einen Neuner zu holen und dafür Kane ins Auge gefasst zu haben, durfte aus Sicht der Bayern nicht an diesen paar Millionen scheitern.
Dazu kommen noch die klassischen Refinanzierungsmodelle: Dank Kane wird man massenhaft Trikots verkaufen und dies nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Mit Kane besteht die berechtigte Hoffnung, es anders als in den vergangenen drei Jahren weiter als ins Viertelfinale der Champions League zu schaffen - das würde weitere Einnahmen in die Kassen spülen. Und: Kane ist eine weltweite Marke, die man gerade im Bereich der Internationalisierung nicht nur in Asien oder den USA ausquetschen kann wie eine Zitrone.
Zu guter Letzt: Es ist doch auch nicht auszuschließen, dass ein Torjäger wie Kane auch mit 34, 35 oder 36 Jahren im Bayern-Trikot regelmäßig trifft. Der FC Bayern könnte also eine, wie sich in der vergangenen Saison zeigte, größere sportliche Baustelle für Jahre geschlossen haben. Die Chancen stehen jedenfalls nicht allzu schlecht, dass man das Geld, das man in Kane dafür investieren muss, gut angelegt hat und weitestgehend derart refinanziert bekommt, ohne am Ende in ein riesiges Loch in der Vereinskasse zu starren.
FC Bayern holt Harry Kane: Die teuersten Neuzugänge der Buli-Geschichte
Spieler | Verein | Abgebender Verein | Ablöse | Jahr |
Harry Kane | FC Bayern | Tottenham Hotspur | 100 Mio. Euro + Boni | 2023 |
Lucas Hernández | FC Bayern | Atlético Madrid | 80 Mio. Euro | 2019 |
Matthijs de Ligt | FC Bayern | Juventus | 67. Mio. Euro + Boni | 2022 |
Min-Jae Kim | FC Bayern | SSC Neapel | 50 Mio. Euro | 2023 |
Leroy Sané | FC Bayern | Manchester City | 49 Mio. Euro + Boni | 2020 |
Lois Openda | RB Leipzig | RC Lens | 43 Mio. Euro + Boni | 2023 |
Julian Draxler | VfL Wolfsburg | FC Schalke 04 | 43 Mio. Euro | 2015 |
Dayot Upamecano | FC Bayern | RB Leipzig | 42,5 Mio. Euro | 2021 |
Corentin Tolisso | FC Bayern | Olympique Lyon | 41,5 Mio. Euro | 2017 |
Javi Martinez | FC Bayern | Athletic Bilbao | 40 Mio. Euro | 2012 |
Quelle: SID