Seinen Hang zum Perfektionismus sieht Tuchel als "eine Stärke und zugleich Schwäche von mir. Da komme ich nicht aus meiner Haut raus. Das ist nicht immer hilfreich, weil es andere und auch mich selbst anstrengen kann", räumte der 49-Jährige ein.
Er sei "immer auf der Suche nach dem perfekten Spiel - obwohl ich weiß, dass es das gar nicht gibt. Da bin ich Sisyphus, der immer wieder seinen Stein den Berg hochrollt", sagte Tuchel. Gleichzeitig sei "diese permanente Suche aber auch meine Motivation, mein Antrieb".
Vor allem dem Studium der eigenen Spiele opfere er "schon mal die eine oder andere Nacht", führte der frühere Chelsea-Coach weiter aus. Aber ab und zu würden ihm "die Kollegen mal den Spiegel vorhalten und sagen, jetzt ist es zu viel - das hilft mir dann, um zu merken, dass es mal Zeit ist, einen Schritt zurückzutreten und tief durchzuatmen."
Den Champions-League-Sieg 2021 mit Chelsea bezeichnete Tuchel als "einen flüchtigen Moment, man kann ihn nicht lange festhalten - aber ich will das wieder erleben, unbedingt. Das steckt in mir drin", sagte er.
Es sei "kurios", so Tuchel weiter: "Man arbeitet hart für einen Traum, irgendwann wird er zum konkreten Ziel - und wenn man den Champions League-Pokal in der Hand hat, macht das plötzlich viel weniger mit einem, als ich gedacht hatte. Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte mich das womöglich schockiert."
Aber dies sei auch "gut so, weil das bedeutet, dass man sich nicht zu schade für den nächsten Tag harte Arbeit ist - und für das nächste Spiel. Im Gegenteil: Man versucht, alles immer weiterzudrehen. Meine eigenen Ansprüche werden noch höher und gleichzeitig zum Motor für die eigene Weiterentwicklung."