Der FC Bayern München nach der neuerlichen Enttäuschung in Freiburg: Der Riss zwischen Thomas Tuchel und den Spielern ist irreparabel

Von Oliver Maywurm
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Bayern kommt in Freiburg nach einer schwachen ersten halben Stunde zurück und schafft die Wende, bringt den Sieg aber nicht über die Zeit und muss sich am Ende mit einem 2:2 begnügen. Der Meistertitel wird damit noch unwahrscheinlicher - und die Richtigkeit der Trennung von Thomas Tuchel bestätigt sich.

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Auch nach dem Spiel in Freiburg war er bei Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel wieder spürbar, der Trotz. Aber er richtete sich diesmal ein bisschen mehr in Richtung seiner Mannschaft als in Richtung der Gesamtsituation. "Wenn wir nicht miteinander sprechen und niemand bemerkt, dass eine Spielverlagerung stattfindet ...", sagte Tuchel bei DAZN und ließ seinen Satz vielsagend unvollendet stehen.

Es ging um die Entstehung des ersten Freiburger Tores. Dieses entsprang einem Einwurf für den Sportclub auf der Seite vor den Trainerbänken, bei dem Bayern die gegenüberliegende Seite fast komplett verwaist ließ. Tuchel versuchte noch, seine Spieler gestikulierend darauf hinzuweisen - doch da war es schon zu spät und das Unheil nahm seinen Lauf.

Die Verzweiflung, die Tuchel über seine bisherige Amtszeit an der Säbener Straße beinahe durchgehend begleitet, war auch am Freitagabend in Freiburg nicht zu übersehen. Verzweiflung, bei der man sich immer ein bisschen fragt: Entsteht sie aus seinen überhöhten Ansprüchen? Entsteht sie, weil das Spielermaterial bei Bayern einfach nicht gut genug ist, um konstant erfolgreich so zu spielen, wie Tuchel es gerne hätte? Oder wollen die Spieler vielleicht gar nicht so spielen und Tuchel müsste ihnen einfach nur mehr Freiheiten gewähren, die vielleicht auch wieder mehr Selbstsicherheit bringen würden?

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Remis in Freiburg bestätigt: Trennung von Thomas Tuchel war einzig richtige Entscheidung des FC Bayern

Es bleibt wahrscheinlich spekulativ, will man sich diese Fragen beantworten. Was aber längst offensichtlich ist und wofür die erneute Enttäuschung in Freiburg ein Beweis war: Sich am Saisonende von Tuchel zu trennen, war die einzig richtige Entscheidung des FC Bayern. Die Risse zwischen dem Trainer und seiner Mannschaft sind deutlich spürbar schlichtweg zu groß, um den Erfolgsansprüchen beim Rekordmeister noch gerecht werden zu können.

Wieder einmal wirkte Tuchel ratlos und irgendwie so ein bisschen wie ein Lehrer, der sich nicht erklären kann, warum seine Schüler den von ihm doch eigentlich so nachhaltig vermittelten Lehrstoff in der Klassenarbeit mal wieder nicht aufs Papier bringen konnten.

"Ich glaube es lag nicht am Wollen, aber es war undiszipliniert und teilweise Harakiri. Wir haben Dinge gemacht, die wir nie trainiert oder besprochen haben", polterte Tuchel und betonte: "Die erste halbe Stunde war schlecht."

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Der FC Bayern bis zum Saisonende: Es wird wohl das Negativ-Szenario

Damit hatte er in jedem Fall Recht. Bayern schaffte es im ersten Durchgang sehr lange nicht, Kontrolle aufzubauen, wirkte - was nach den vergangenen Monaten auch nicht verwunderlich ist - sehr verunsichert. Dass der FCB diese Spielphasen in dieser Saison so häufig hat wie sehr lange nicht mehr, wirft natürlich kein gutes Licht auf die Spieler. Aber letztlich eben auch auf einen Trainer wie Tuchel, der bekanntlich sehr detailversessen ist, was seine Spielphilosophie angeht. Wenn hochveranlagte Akteure diese gefühlt häufiger nicht auf den Platz bringen als dass sie es tun, lässt das schon tief blicken.

Seit Bayern vor zehn Tagen bekanntgegeben hat, dass für Tuchel im Sommer Schluss ist, sind grundsätzlich zwei Szenarien für den restlichen Saisonverlauf möglich: Mannschaft und Trainer wirken befreit mit der Aussicht, dass das Missverständnis nun ein Missverständnis auf absehbare Zeit ist. Vielleicht würde sich ja aus der verworrenen Situation ein besonderer Spirit entwickeln, der die beiden Parteien doch noch einmal näher zusammenbringt.

Doch dafür sind die Parteien einfach allem Anschein nach zu weit voneinander entfernt. Und stattdessen deutete das Remis in Freiburg, durch das der Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen am Sonntag auf zehn Punkte anwachsen könnte, deutlich auf das zweite Szenario hin: Die Saison trudelt irgendwie aus, die Spieler brennen nicht darauf, Tuchel zumindest noch einen schönen Abgang zu bereiten. Und umgekehrt ist der Trainer zu enttäuscht von den Spielern, um nochmal einen signifikanten Schritt auf sie zuzugehen. Auch Tuchels sehr kühle und freudlose Reaktion auf Mathys Tels Traumtor zum 1:1-Ausgleich passt in dieses Bild.

Jamal Musiala, FC Bayern München
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"Es ist einfach Instinkt": Bayerns Lichtblicke in Freiburg

Dennoch hatte dieser bittere Freitagabend auch positive Seiten. Zum Beispiel, dass sich Bayern in der zweiten Halbzeit nach der Umstellung auf die Dreierkette deutlich steigerte und viel mehr Torgefahr ausstrahlte als zuvor. "Wir haben die zweite Halbzeit komplett dominiert", konstatierte Tuchel. Harry Kane hatte schon kurz nach Wiederanpfiff die Riesenchance, früher auf 2:1 zu stellen, auch Jamal Musiala ließ kurz vor seinem Mega-Solo-Tor eine gute Gelegenheit liegen.

Was Musiala dann wenig später machte, war phänomenal. In seiner unnachahmlichen Art spielte er Freiburgs Abwehr schwindelig und hatte dann auch die Muße, clever und unhaltbar ins lange Eck zum zwischenzeitlichen 2:1 einzuschießen. "Es ist einfach Instinkt", erklärte Musiala sein Traumtor bei DAZN. "Man schaut, was es für Möglichkeiten gibt und was man kreieren kann. Es geht immer darum, von Moment zu Moment zu schauen, was ich machen kann."

Auch abgesehen von seinem Treffer war Musiala Bayerns Bester, zeigte wie schon zuletzt in Bochum und gegen Leipzig eine starke Leistung. Der 21-Jährige trieb bereits in der auch offensiv insgesamt schwachen ersten Halbzeit unentwegt an. Mitunter wirkte es so, als würden sich die Bayern darauf verlassen, dass Musiala es schon alleine richten würde. Er war es, der die meiste Torgefahr ausstrahlte, er war es, der das Heft in die Hand nahm. Musiala geht den nächsten Schritt in seiner Entwicklung und das in einer Phase, in der er nicht mehr ganz so unbekümmert auftreten kann wie zum Karrierestart. Er findet nun Wege, konstant Top-Leistungen zu bringen.

Der einzige bayrische Lichtblick war Musiala in Freiburg nicht. Manuel Neuer ließ seine Klasse aufblitzen, wenn er gefordert wurde. Mathys Tel überzeugte zwar nicht über 90 Minuten, erzielte aber ein auf etwas andere Art und Weise ebenso spektakuläres Tor wie Musiala. Und Alphonso Davies, nach gut einer Stunde für Raphael Guerreiro eingewechselt, zeigte bei seinem Comeback nach knapp vierwöchiger Verletzungspause mehrfach gute Ansätze.

Harry Kane, FC Bayern München
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Bayerns Angst vor der titellosen Saison wird greifbarer

Und dennoch: Insgesamt sprang das, was man von einer angeschlagenen Bayern-Mannschaft gewohnt ist, mal wieder nicht über. Es wirkte nicht so, als würde der FCB mit der letzten Entschlossenheit die drei Punkte holen wollen, um Bayer Leverkusen zumindest noch einmal ein bisschen unter Druck zu setzen. Man hatte nicht den Eindruck, dass Bayern wirklich daran glaubt, die Werkself noch abfangen zu können.

Sollte Leverkusen nun am Sonntag das Derby gegen Köln für sich entscheiden, wird Bayerns Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom in der Champions League am kommenden Dienstag noch bedeutender. Denn scheidet der FCB dort aus, sind bei möglicherweise zehn Punkten Rückstand auf Leverkusen vielleicht wirklich alle Titelchancen schon Anfang März weg.

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