"Weiß nicht, was Julian akzeptiert": Verpasst auch Leroy Sané die EM? Thomas Tuchel lässt aufhorchen und bestätigt Ausfälle von Harry Kane und Co.

Von SPOX/SID
Thomas Tuchel
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Bayern München muss am Sonntag (17.30 Uhr) im letzten Heimspiel der Saison gegen den VfL Wolfsburg auf Toptorjäger Harry Kane, Leroy Sané, Jamal Musiala und Serge Gnabry verzichten.

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"Die vier Offensiven vom Real-Spiel können alle nicht spielen morgen", sagte Trainer Thomas Tuchel. Es würden deshalb "ein paar Jungs Spielzeit bekommen, die zuletzt danach gelechzt haben".

Kane werde "immer noch von einer Rückenproblematik" behindert, so Tuchel am Samstag. Mit den schon länger angeschlagenen Sané (Schambein) und Musiala (Kniereizung) rechnet er auch zum Saisonabschluss in Hoffenheim nicht. Für Gnabry (Muskelbündelriss im Oberschenkel) ist die Saison ohnehin beendet. Dessen Teilnahme an der EM (14. Juni bis 14. Juli) werde "super eng", meinte der Bayern-Coach. Gnabry hatte wegen diverser Blessuren zuletzt in den Planungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann ohnehin keine große Rolle mehr gespielt.

Sané sei "gerade wieder in Behandlung. Der wird alles für die EM tun. Da kenne ich die Pläne von Julian nicht, was er akzeptiert und wie viel Freiraum er Leroy für Behandlung und Schmerzen lässt".

Sacha Boey und Bouna Sarr waren am Freitag nach längeren Pausen ins Mannschaftstraining der Bayern zurückgekehrt, dürften aber noch nicht in den Kader zurückkehren. Kingsley Coman (Muskelbündelriss im Adduktorenbereich) hatte in dieser Woche erst das Lauftraining wieder aufgenommen.

Thomas Tuchel zieht erste Bilanz: "Natürlich nicht zufrieden"

Tuchel ist mit seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister "natürlich nicht zufrieden. Ich habe unterschrieben, um Titel zu gewinnen. Das haben wir nicht geschafft, daran wird man gemessen", sagte er.

In der Champions League habe es der FC Bayern trotz der Niederlage im Halbfinale gegen Real Madrid geschafft, "unser Bestes zu geben - in der Bundesliga nicht immer. Das ist auch meine Verantwortung." Ansonsten gebe es bei der Bewertung seiner Amtszeit "noch viele Grautöne". Ohnehin sei er, so Tuchel weiter, "kein Freund von öffentlichen Bilanzen, es ist viel zu komplex, um alles in einer Antwort unterzubringen".

Tuchel hatte im März 2023 die Nachfolge von Julian Nagelsmann angetreten und einen Vertrag bis 2025 unterschrieben. Im Februar hatten die Bayern aber die vorzeitige Trennung von Tuchel im Sommer bekannt gegeben. Seitdem suchen die Münchner händeringend nach einem neuen Coach.

Tuchel wird am Sonntag Abschied von den eigenen Fans nehmen. Wie emotional der Moment werde, "weiß ich noch gar nicht. Das lasse ich auf mich zukommen, wie das auf mich wirkt." Von Vereinsseite erwartet er keine Geschenke. "Für eine vorzeitige Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen zu vergeben", sagte Tuchel mit einem Schmunzeln.

Für die Partie gegen Wolfsburg, in der es für die Bayern darum geht, Stuttgart wieder von Platz zwei zu verdrängen, ist Tuchel bemüht, den Fokus trotz der jüngsten Enttäuschung hoch zu halten. Er wolle "die Jungs nicht überfrachten, aber ich möchte nicht vorleben, dass es mir egal ist." Den legendären Spruch von Franz Beckenbauer - "Geht's raus und spielt Fußball" - werde es "nicht geben".

Wichtig sei jetzt, betonte Tuchel, "das Lachen und die Fröhlichkeit nicht zu verlieren. Die Aufgabe ist, respektvolle Verlierer zu sein." Zumal Tuchel einräumte, sich bis Samstag "in einem Tunnel" bewegt zu haben. Alles habe "ein bisschen unter eine Glocke stattgefunden, dass man nicht weiß in welchem Gemütszustand man ist und welcher Tag".

FC Bayern: Die Pressekonferenz mit Thomas Tuchel vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg im Liveticker zum Nachlesen

Die PK ist beendet.

Tuchel über ein erneutes Engagement und seine Wahrnehmung in Deutschland: "Ja, aber ganz dünnes Eis. Auch nichts, was ich jetzt öffentlich diskutieren möchte. Die Entscheidung ist nicht gefallen, was ich mache und das muss ich mit mir selber und meinem Trainerteam ausmachen. Wir verstehen uns und deshalb ist das auch keine komplett egoistische Entscheidung."

Tuchel über Platz zwei: "Wir haben es in der eigenen Hand und wir fühlen uns in der Lage dazu. Das ist auch unser Anspruch. Wir werden alle auch nochmal daran erinnern, wenn überhaupt jemand daran erinnert werden muss. Wenn wir jetzt einfach mal Thomas Müller als Beispiel nehmen. Der wird morgen brennen. Weil es einfach normal für ihn ist, alles zu geben, sobald er das Trikot an hat. Er wird morgen keinen Millimeter weniger laufen. Es geht um den eigenen Anspruch und den gibst du nicht ab, nur weil die Rahmenbedingungen gerade so sind."

Tuchel über den Umgang mit der Mannschaft und eine Video-Analysen: "Das ist eine gute Frage, gestern haben wir sie noch nicht gemacht." (Einwurf: Wie Beckenbauer, geht's raus und spielt's Fußball?) "Nicht ganz, aber es wird auf jeden Fall verkürzt werden. Ich möchte jetzt auch nicht vorleben, dass es mir egal ist. Geht's raus und spielt's Fußball könnte ja auch bedeuten, dass es dem Trainer egal ist. Das wollen wir auch nicht. Wir werden heute reinfühlen, wie die Mannschaft drauf ist und dann kriegen natürlich ein paar Jungen Spielzeit, die zuletzt danach gelechzt haben. Wir machen keinen normalen Beruf. Wir sind Spitzensportler, da kannst die auch nicht einfach hängen lassen. Wenn du an der Spitze eines Wettbewerbs bist, kannst du dich nicht hängen lassen - egal, wie gut es sich vielleicht anfühlen würde. Es macht gar keinen Sinn, darüber nachzudenken. Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft auf gar keinen Fall aus dieser Verpflichtung zu entlassen und gar keine Zeichen dafür zu geben. Es wird nicht so sein wie der legendäre Franz-Beckenbauer-Spruch am Ende, weil ich glaube, dass es das falsche Signal ist. Wir werden eine Mischung finden."

Tuchel über das Profil des neuen Bayern-Trainers: "Ich weiß nicht, ob sich die Bayern immer über einen Stil definiert haben, sondern über das Ergebnis. Ich wusste in meiner Jugend, am Ende gewinnen immer die Bayern. Als Kind war ich Gladbach-Fan, die haben ein gutes Spiel gemacht und trotzdem gewonnen. Für mich war Bayern fast ähnlich wie jetzt Real Madrid. Über viele Jahre war Manchester United so ein Klub, der sich über späte Tore definiert hat und nicht so sehr über einen Stil. Louis van Gaal hat das dann ein bisschen gemacht. Pep (Guardiola) hat seine ganz eigene Note miteingebracht. Das lag dann nicht an den Trainern, sondern an dem Klub. Der Klub steht für etwas kerniges und für Mia san Mia. Das kann man auf mehrere Arten mit Leben füllen."

Tuchel über den Trend im aktuellen Fußball: "Es ist natürlich so, dass Teams wie Arsenal, City, Paris, wir in der Liga oder Leverkusen sich über Ballbesitz definieren. Selbst Liverpool hat extrem hohe Ballbesitz-Zahlen, obwohl sich Klopp nicht darüber definiert, sondern über Gegenpressing. Es ist zu komplex, zu sagen: Ballbesitz und Kontern gewinnnt die Titel. Es ist die höchste Kunst, alles zu können. Real Madrid hat sich den Wettbewerb zu eigen gemacht. Sie haben Phasen, in denen sie viel Ballbesitz haben, dann lassen sie sich bespielen."

Tuchel über die Personalsituation: "Die vier Offensiven, die gegen Real begonnen haben, können morgen, glaube ich, alle nicht spielen. Harry (Kane) hat immer noch Rücken und war das ganze Spiel über gehandicapt, nachdem er beim Aufwärmen eine Blockade im Rücken bekommen hat. Serge (Gnabry) ist sowieso raus, es wird extrem eng für die Europameisterschaft. Ich glaube nicht, dass wir Leroy in den letzten beiden Spielen sehen werden. Er ist gerade wieder in Behandlung. Der wird alles für die EM tun. Da kenne ich die Pläne von Julian (Nagelsmann) nicht, was er akzeptiert und wie viel Freiraum er Leroy für Behandlung und Schmerzen lässt. Und Jamal Musiala hat signalisiert, dass es mittlerweile eine Behinderung für ihn ist. Er hat seit dem Arsenal-Spiel an der Außenseite des Knies diesen Reizzustand, der sehr schmerzt. Deshalb ist Jamal morgen auf keinen Fall dabei und wahrscheinlich nächste Woche auch nicht dabei."

Tuchel über seine Zukunft: "Ich habe keine Ahnung. Ich werde das in aller Ruhe überlegen. Es war anders geplant, aber die Situation ist seit Februar klar. Es gab bisher keine Gespräche mit anderen Klubs. Wenn ich etwas mache, mache ich es mit 100 Prozent. Es ist keine Ablenkung erlaubt, aber das wird sich mit nächster Woche sicherlich ändern. Es gibt keine Tendenz und keine Entscheidung in keine Richtung."

Tuchel über ein Abschiedsgechenk: "Für eine vorzeitige Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen übergeben."

Tuchel auf die Frage, ob Wolfsburg sein letztes Heimspiel werden wird: "Ich lasse es auf mich zukommen. Ich habe viele Kartenanfragen nochmal gehabt von Familie und Freunden."

Tuchel über die Saisonbilanz: "Ich bin kein Freund von Bilanzen. Es ist viel zu Komplex, dass in einer Antwort unterzubringen. Es spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle, um eine Saison im Detail zu bewerten. Sie können sich sicher sein, dass ich natürlich nicht zufrieden bin. Ich habe bei Bayern München unterschrieben, um Titel zu gewinnen. Das haben wir diese Saison nicht geschafft und daran wirst du gemessen."

Tuchel über Wehmut, Ärger oder Genugtuung, dass in acht Tagen alles vorbei ist: "Von allem ein bisschen (lacht). Wir wollten nicht, dass es in acht Tagen vorbei ist. Ich persönlich komme aus einem Tunnel der letzten zehn Tage. Es war alles, wirklich alles, auf die beiden Spiele gegen Real Madrid ausgerichtet. Gestern dachte ich den ganzen Tag, dass es Montag ist, obwohl es Freitag war. So ist der Gemütszustand. Man ist nicht ganz zurechnungsfähig. Wir haben auf beiden Spielen unser Herz gelassen haben und es auf verbitterte Art und Weise nicht geschafft haben. Das gehört zum Sport dazu. Jetzt haben wir noch zwei Spiele in der Bundesliga. Wir haben uns alle ein bisschen Zeit gelassen. Gestern war zwar normal Training, aber alles so ein bisschen unter einer Glocke. Es gehört alles zum Sport dazu, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Das beste ist jetzt, nicht den ganz großen Kontext aufzumachen. Schauen wir mal, dass wir nachher eine ordentliche Trainingseinheit kriegen und auch unser Lachen nicht verlieren. Wir haben die Aufgabe, respektvolle Verlierer zu sein und bereiten uns vor, so gut wie das geht."

Tuchel merkt an: "Fünf Journalisten?! Wow, es geht dahin ..."

Los geht's! Tuchel hat das Pult betreten.

FC Bayern: Die Pressekonferenz mit Thomas Tuchel vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg heute im Liveticker - Vor Beginn

vor Beginn: Von wegen! Es wird noch ein paar Minuten dauern ...

vor Beginn: In rund zehn Minuten geht es los.

Vor Beginn: In der Liga geht es für die Münchner um nichts mehr. Die Meisterschaft ist schon seit ein paar Wochen entschieden, die Champions League hingegen fürs nächste Jahr bereits eingetütet.

Vor Beginn: Ab 12.30 Uhr wird sich Trainer Thomas Tuchel den Fragen der Presse stellen.

Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zur Pressekonferenz des FC Bayern München vor dem Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg.

Thomas Tuchel
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Bundesliga: Die Tabelle vor dem 33. Spieltag

#MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.
1Bayer Leverkusen32266082:235984
2FC Bayern München32223790:414969
3VfB Stuttgart32214773:393467
4RB Leipzig32196774:363863
5Borussia Dortmund32179664:402460
6Eintracht Frankfurt321112948:47145
7SC Freiburg321181343:55-1241
81899 Hoffenheim321171456:64-840
9FC Augsburg321091349:57-839
101. FC Heidenheim 1846329111245:53-838
11SV Werder Bremen321081443:52-938
12VfL Wolfsburg321071540:51-1137
13Bor. Mönchengladbach327121355:62-733
14VfL Bochum327121341:65-2433
151. FC Union Berlin32861829:54-2530
161. FSV Mainz 05325141333:50-1729
171. FC Köln324121624:54-3024
18SV Darmstadt 9832382130:76-4617