Auf der Suche nach Konstanz

Von Dominik Stenzel
Mit dieser Mannschaft wird die TSG 1899 Hoffenheim in die Saison 2015/2016 gehen
© getty

Vor dem Start der 53. Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Die TSG 1899 Hoffenheim.

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Mit Markus Gisdol kehrte bei Hoffenheim endlich wieder Ruhe ein. Im April 2013 übernahm der 45-Jährige die TSG in akuter Abstiegsgefahr, zwei Jahre später hat sich die Lage deutlich verbessert: Hoffenheim landete das zweite Jahr in Folge im gesicherten Mittelfeld der Liga.

Die Vorsaison war ein weiterer Fortschritt: Hoffenheim spielte attraktiv nach vorne und konnte gleichzeitig das eigene Defensivverhalten verbessern. Lediglich die chronische Inkonstanz erinnerte an die Spielzeit 2013/2014. Nun steht die nächste große Herausforderung an, denn Superstar Roberto Firmino wechselte zum FC Liverpool.

Ihn zu ersetzen wird kein leichtes Unterfangen. Die neue Saison könnte nichtsdestotrotz ein Erfolg werden - nicht zuletzt aufgrund der guten Transferpolitik.

Das ist neu:

Der Abgang von Superstar Roberto Firmino zum FC Liverpool hinterlässt ein großes Loch, spülte jedoch auch einen ordentlichen Batzen Geld in die Kassen. Dementsprechend nutzte der Klub die aktuelle Transferperiode, um den Kader punktuell zu verstärken. Gisdol und Sportdirektor Alexander Rosen trafen dabei die richtige Mischung aus Erfahrung, Entwicklungspotenzial und Qualität.

Der Königstransfer wurde bereits früh unter Dach und Fach gebracht: Innenverteidiger Fabian Schär kam für vier Millionen Euro vom FC Basel. Bei den Schweizern stellte er seine Klasse bereits auf internationaler Ebene unter Beweis, bei den Kraichgauern wird er der neue Abwehrchef.

Auch Jonathan Schmid wird sofort weiterhelfen. Der 25-Jährige zählte beim SC Freiburg zu den absoluten Leistungsträgern. Rechtsverteidiger Pavel Kaderabek (Sparta Prag) soll Andreas Beck ersetzen, den es nach sieben Jahren bei der TSG zu Besiktas zieht. Kein leichtes Erbe, Kaderabek gilt jedoch als vielversprechendes Talent und überzeugte bei der U21-EM für Tschechien.

In der Offensive vollzogen die Kraichgauer einen kleinen Umbruch. Neben Schlüsselspieler Firmino verließen auch die beiden Mittelstürmer Sven Schipplock (Hamburger SV) und Anthony Modeste (1. FC Köln) den Verein.

Mit Kevin Kuranyi verschlägt es einen prominenten Namen zu den Blau-Weißen. Der 33-Jährige will sich nach seinem fünfjährigen Gastspiel in Russland noch einmal in der Bundesliga beweisen und könnte allein schon wegen seiner Erfahrung für das junge Team (Durchschnittsalter 24,2 Jahre) wichtig werden.

Mark Uth (SC Heerenveen) ist hierzulande hingegen noch ein unbeschriebenes Blatt. Beim 1. FC Köln konnte sich der 23-jährige Stürmer einst nicht durchsetzen, über den Umweg Eredivisie etablierte er sich jedoch im Profifußball.

Eine weitere interessante Personalie ist der erst 18 Jahre alte Joelinton. Der brasilianische Offensivspieler besitzt großes Potenzial und soll behutsam ans Oberhaus herangeführt werden. Joelinton wird zu seinen Einsätzen kommen, in erster Linie ist er jedoch eine Investition für die Zukunft.

Ansonsten setzt man den eingeschlagenen Weg fort und baut auch weiterhin auf Eigengewächse. Mehrere Spieler aus der eigenen Jugend wurden mit Profiverträgen ausgestattet.

Die Taktik:

Hoffenheim wird nicht von seiner Marschroute abweichen und weiterhin auf attraktiven Powerfußball setzen, der jedoch auch Risiken birgt. "Wir wollen unser Spiel konsequent umsetzen. Das bedeutet: aggressiv pressen, schnell und präzise umschalten und dann den direkten Weg zum Tor suchen", erklärte Gisdol dem Kicker. Zu diesem Zweck wird Gisdol auch weiterhin das bevorzugte 4-2-3-1-System aufbieten.

Firminos Nachfolger wird wohl aus den eigenen Reihen kommen. Volland besitzt sicherlich die Voraussetzungen und könnte in die Rolle hineinwachsen. Bei der 0:2-Niederlage im Pokal gegen den TSV 1860 München testete Gisdol eine andere, durchaus interessante Variante: Kapitän Pirmin Schwegler rückte von der Doppelsechs auf die zentrale Position, Volland agierte als alleinige Spitze.

Dennoch wird Gisdol nicht auf dem 4-2-3-1 beharren und das Spielsystem je nach Gegner und Personalsituation gelegentlich umstellen. Gegen den FC Bayern bot er im Vorjahr beispielsweise ein Tannenbaum-System auf, um die oftmals anfällige Defensive zu stärken. Auch das 4-4-2 beherrschte die Mannschaft in der Vergangenheit - sowohl als Raute als auch in der flachen Variante.

Der Spieler im Fokus:

Kevin Volland. Anfang des Jahres wurde er unter anderem mit dem BVB in Verbindung gebracht, mit seiner Vertragsverlängerung bis 2019 setzte er jedoch ein Ausrufezeichen. Volland ist mittlerweile Identifikationsfigur und Aushängeschild der TSG. Für Gisdol war die Entscheidung ein "Vertrauensbeweis in unsere gemeinsame Arbeit".

Volland zeigte bereits in den vergangenen Jahren konstant starke Leistungen. Diese Saison könnte er jedoch noch mehr in den Fokus rücken: Die personell stark veränderte Offensive wird um den 23-Jährigen ausgerichtet werden. Nicht unwahrscheinlich, dass er von der Außenbahn ins Zentrum rücken wird. Egal, wo er letztlich spielt: Volland wird beweisen wollen, dass er auch ohne seinen kongenialen Partner Firmino regelmäßig glänzen kann.

Kevin Vollands Statistiken der Saison 2014/15

Prognose:

In Hoffenheim wird es langsam aber sicher Zeit für den nächsten Schritt. Nach zwei soliden Spielzeiten ohne jegliche Abstiegssorgen wäre dieser Schritt die Qualifikation für das internationalen Geschäft.

Um dies zu erreichen, muss Hoffenheim sein Potenzial endlich über eine komplette Spielzeit abrufen. In der Vergangenheit gelang dies nicht. Regelmäßig ging im Endspurt die Puste aus - die starke Konkurrenz nutzte dies gnadenlos aus.

Der Kader ist mittlerweile jedoch ausgewogener. Das Prunkstück bleibt die Offensive, doch auch defensiv hat sich Hoffenheim stetig verbessert und mit Schär womöglich einen Schlüsseltransfer getätigt.

Wenn der Schweizer und die restlichen Neuzugänge die Erwartungen erfüllen und das Team die nötige Konstanz findet, sind die Top 6 trotz des Firmino-Abgangs nicht allzu weit entfernt.

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