180 Minuten benötigte der FC Bayern München im Achtelfinale der Champions League gegen Sporting Lissabon, um sich in den Geschichtsbüchern der Königsklasse zu verewigen.
Zwölf Tore in zwei Spielen der K.o.-Phase der Champions League sind noch keiner Mannschaft zuvor gelungen. Der 5:0-Auswärtssieg ist der höchste auf fremdem Terrain in der K.o.-Phase. Und mit dem 7:1 im Rückspiel zogen die Bayern mit Manchester United (7:1 gegen den AS Rom) gleich, wenn es um den höchsten Sieg ab dem Achtelfinale überhaupt geht.
Sporting hochgradig peinlich
Zudem sind die Bayern in der laufenden CL-Saison weiterhin ungeschlagen und weisen die beste Bilanz aller 32 Teams in der Gruppenphase auf. Eigentlich genug Indizien, um die Bayern in die Rolle des Topfavoriten auf den Champions-League-Sieg zu hieven. Wäre da nicht ein Gegner gewesen, der sich in alberner Manier zweimal abwatschen ließ. Sporting war Satire und Slapstick in Reinkultur.
"Lissabon war wie Malta. Einfach lächerlich und hochgradig peinlich", urteilte die spanische Zeitung "Marca". In der Heimat ging man ebenfalls wenig zimperlich mit dem Sporting Club de Portugal um. "Sporting wurde mit 1:12 zerquetscht. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre", schrieb "O Jogo".
So ging es auch Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager freute sich über einen "entspannten Fußballabend", unkte aber gleichzeitig, dass der eine oder andere "Schlaumeier bestimmt wieder etwas Negatives findet, um an Bayern München etwas auszusetzen." (Uli Hoeneß im Interview)
Im Viertelfinale weht ein anderer Wind
Dieser dunklen Prophezeiung wird sich hier verwehrt. Bayerns Leistung in beiden Spielen gegen Sporting war über weite Strecken beeindruckend und verdient Respekt. Abermals nutzten die Bayern die sich bietenden Räume gnadenlos aus und hielten den Druck permanent aufrecht. Diese Qualität zeigte die Klinsmann-Elf schon gegen Olympique Lyon oder im Pokal beim VfB Stuttgart.
Doch über die Konkurrenzfähigkeit der Bayern mit Teams wie Liverpool oder Chelsea gaben die 180 Minuten keinen Aufschluss. Dafür war Sporting ganz einfach zu schlecht. Das weiß auch Hoeneß.
Im Viertelfinale dürfte den Bayern vor allem körperlich deutlich mehr abverlangt werden, egal ob der Gegner Liverpool oder Villarreal heißt. Die Zeit zur Ballannahme und -verarbeitung wird ein Bruchteil von dem betragen, was gegen Sporting möglich war.
Lahm fordert Ordnung und Disziplin
Für Philipp Lahm wird es ab dem Viertelfinale in erster Linie auf Ordnung und Disziplin ankommen. "Wenn uns eine gute Raumaufteilung gelingt und wir die Ordnung behalten, ist es schwer, uns zu schlagen", sagte der Linksverteidiger.
Die Bayern gehen davon aus, dass die zwölf Tore gegen Lissabon der Konkurrenz nicht verborgen bleiben. "Wir spielen bislang eine sehr gute Saison und das beobachten auch die anderen Mannschaften", sagte Lahm.
Daniel van Buyten sprach von einem "klaren Signal an die anderen Mannschaften" und Hoeneß glaubt, dass "die anderen schon Respekt bekommen werden, wenn sie unsere Spiele auf Video anschauen".
Ronaldo hält viel von den Bayern
Cristiano Ronaldo hat das getan. Ehrensache, schließlich hat der Star von Manchester United seine Übersteiger bei Sporting Lissabon gelernt. Und Ronaldo, der mit ManUnited gegen Inter Mailand um den Viertelfinaleinzug kämpft (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und im Internet TV), war tatsächlich angetan von den Bayern.
"Ich habe das Spiel gesehen und war sehr traurig, weil ich dieses Ergebnis nicht erwartet hatte. Bayern München hat ein sehr starkes Team mit starken, schnellen und erfahrenen Spielern. Man muss sie respektieren. Sie haben gute Chancen, die Champions League zu gewinnen", sagte Ronaldo anlässlich der Vorstellung seines neuen Nike-Fußballschuhs in Manchester.
Michael Ballack äußerte sich bei Premiere etwas zurückhaltender. "Bayerns Siege gegen Lissabon sind schon eine Hausnummer. Aber im Viertelfinale sind sowieso nur noch gute Mannschaften vertreten."
Podolski: Finale ist möglich
Der Respekt vor den Bayern ist vorhanden, aber das wäre auch ohne ein 12:1 gegen Sporting so. Gezittert wird in Europa vor den Bayern jedoch nicht. "Marca" drückte es diplomatisch aus: "Die Bayern haben demonstriert, dass sie eine große Mannschaft sind."
Und diese scheinbar große Mannschaft will nach Rom. "Ich würde zum Abschied gerne noch einmal deutscher Meister werden und ins Champions-League-Finale einziehen. Das Finale ist auf alle Fälle möglich", sagte Doppeltorschütze Lukas Podolski.
Bayern München - Sporting Lissabon: Daten und Fakten