"Ich interessiere mich sehr für Bayern"

Von Thomas Gaber
Thierry Henry brauchte eine Saison, um sich beim FC Barcelona durchzusetzen
© reebok

Der FC Barcelona ist das Hammerlos für den FC Bayern in Champions League. Nach einer mäßigen ersten Saison ist Thierry Henry jetzt neben Lionel Messi und Samuel Eto'o fester Bestandteil von Barcas Wundersturm. SPOX traf den 31-jährigen Franzosen in Barcelona.

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Aller Anfang war schwer für Thierry Henry. Als Legende zu Lebzeiten vom FC Arsenal geschieden, musste er sich beim FC Barcelona erst mühsam ein Standing erarbeiten. Das erste Jahr war hart.

In dieser Saison jedoch erlebt man wieder den Titi Henry aus Gunners-Zeiten: 15 Tore in 24 Ligaspielen, vier Treffer bei sieben Champions-League-Einsätzen.

SPOX traf den 31-Jährigen am Rande eines Reebok-Werbetermins in Barcelona zum Interview. Thierry Henry über das Champions-League-Duell mit dem FC Bayern, seinen guten Freund Franck Ribery, das System Barca und seine Liebe zum FC Arsenal.

SPOX: Thierry Henry, der FC Barcelona hat schon über 80 Tore in der laufenden spanischen Meisterschaft geschossen. Wie funktioniert die Tormaschine?

Thierry Henry: Wir Stürmer sind zwar fürs Toreschießen zuständig, aber wir haben eigentlich keinen so schweren Job. Wir bekommen nur so viele Chancen, weil unsere Abwehr- und Mittelfeldspieler so eine fantastische Arbeit leisten. Unsere Abwehr rückt weit auf, jeder Spieler beteiligt sich am Spielaufbau und ist permanent in Bewegung. Wir halten den Ball so lange in den eigenen Reihen, bis ein Stürmer in Position gelaufen ist. Daraus ergibt sich die Vielzahl an Chancen, die wir normalerweise haben.

SPOX: Teilweise hat Barca bis zu 80 Prozent Ballbesitz in einem Spiel.

Henry: Viel Ballbesitz bedeutet nicht automatisch, dass man das Spiel gewinnt. Es kommt darauf an, was du mit dem Ball anstellst, wenn du ihn hast. Bei uns klappt das in dieser Saison ganz gut.

SPOX: Haben Sie jemals in einer besseren Mannschaft gespielt?

Henry: Schwierige Frage. In der Saison 2003/04 haben wir mit Arsenal kein einziges Saisonspiel verloren. Das ist bei der Ausgeglichenheit, der hohen Qualität und der Härte der Premier League heutzutage sehr ungewöhnlich. Wir spielen mit Barcelona bislang eine sehr gute Saison, haben aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts erreicht. Bei Barca zählen nur Titel. Aber es ist schon ein Genuss, Teil dieser Mannschaft sein zu dürfen.

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Henry: Ich interessiere mich sehr für die Bayern. Mein guter Freund Franck (Ribery, d. Red.) spielt dort. Sie haben ein sehr starkes Team. Es gibt nur wenige Mannschaften, die Sporting Lissabon 5:0 und 7:1 schlagen können. Die Bayern können auf jeden Fall die Champions League gewinnen. Sie sind amtierender Meister und können den Titel in diesem Jahr verteidigen. Ich habe mitbekommen, dass ihre Leistungen trotzdem teilweise kritisch gesehen werden. Bei Bayern ist es das Gleiche wie bei Barca: Man darf eigentlich kein Spiel verlieren. Wenn du in einer großen Mannschaft spielst, stehst du immer unter Beobachtung. Es wird erwartet, dass du immer Höchstleistung bringst, in jedem Training, in jedem Spiel. Das ist nicht immer einfach.

SPOX: Ist Ribery die größte Gefahr für Barcelona?

Henry: Er kann uns mit seinen Möglichkeiten wehtun. Aber Bayern ist nicht nur Ribery. Sie haben auch noch einen Luca Toni.

SPOX: Haben Sie Kontakt zu Ribery?

Henry: Wir sehen uns ja bei der französischen Nationalmannschaft und haben auch sonst viel Kontakt. Er ist ein fantastischer Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Wegen Spielern wie Franck kommen die Leute ins Stadion.

SPOX: Lionel Messi oder Franck Ribery - wer ist der bessere Spieler?

Henry: Ich halte wenig von Vergleichen zwischen Spielern. Leo Messi ist Leo Messi und Franck Ribery ist Franck Ribery. Eines haben beide gemeinsam: Es ist atemberaubend, ihnen beim Fußballspielen zuzuschauen. Sie können unglaubliche Sachen mit dem Ball anstellen, auch wenn die Räume eng sind. Fußball wird oft bestimmt von taktischen Zwängen. Wenn Messi und Ribery spielen, passiert immer etwas Neues, etwas Außergewöhnliches.

SPOX: In deutschen und spanischen Medien wurde zuletzt über einen Wechsel von Ribery zum FC Barcelona spekuliert. Würden Sie gerne mit Franck auch im Verein zusammenspielen?

Henry: Es gibt jeden Tag Spekulationen und Gerüchte über viele Spieler. Ich möchte keine Frage zur Zukunft von Franck beantworten. Da müssen Sie ihn selbst fragen. Alles, was ich weiß, ist, dass er sehr glücklich ist bei Bayern München. Auf dem Platz gibt er immer sein Bestes für den Verein.

SPOX: Dann befrage ich Sie nach Ihrer Zukunft. Es gibt ein Zitat von Ihnen von Dezember 2008. Sie haben gesagt, dass Sie 15 Jahre auf hohem Niveau Fußball gespielt haben und nicht wissen, wie lange Sie das körperlich noch durchhalten können.

Henry: Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass meine Karriere eher am Ende als am Anfang ist. Ich glaube, ich kann noch drei, vier Jahre auf einem hohen Niveau spielen. Ich will die letzten Jahre genießen. Eine Karriere kann plötzlich zu Ende sein wegen einer schweren Verletzung. So lange ich in der ersten Elf stehe und der Mannschaft helfen kann, werde ich weiterspielen.

SPOX: Barca spielt eine starke Saison, Sie spielen eine starke Saison. Das war in der letzten Saison anders...

Henry: Das ist richtig. Ich hatte Probleme in meinem ersten Jahr, weil das Team Probleme hatte. Wir waren nicht konstant. Einem guten Spiel folgte oft ein weniger gutes. Ich kann Ihnen aber kein Geheimnis verraten, warum es bei uns und bei mir persönlich in diesem Jahr besser läuft. Es gibt nämlich keins.

SPOX: Verraten Sie mir ein anderes Geheimnis: Warum dominieren auch in diesem Jahr die englischen Mannschaften die Champions League? Ist die Premier League besser als der Rest in Europa?

Henry: Ich glaube nicht, dass das daran liegt. Aus England spielen seit Jahren immer die gleichen vier Teams Champions League: Manchester United, Chelsea, Liverpool und Arsenal. Sie haben viel Erfahrung gesammelt. Und Erfahrung ist das Wichtigste in der Champions League. Diese vier Mannschaften haben sicherlich eine hohe Qualität, aber sie sind es gewohnt, Viertelfinale, Halbfinale und Finale zu spielen. Sie wissen, worauf es in den K.o.-Spielen ankommt.

SPOX: Sie haben acht Jahre für Arsenal gespielt. Welches Verhältnis haben Sie zu den Gunners?

Henry: Ich liebe diesen Verein und hatte immer ein ganz besonderes Verhältnis zu den Fans. Ich bin ein großer Arsenal-Fan und werde das immer bleiben. Nur eines möchte ich nicht: Gegen Arsenal spielen. Das wäre schon sehr komisch. Da würden bei mir zu viele Emotionen mitspielen.

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