Das scheue Reh wird zum Weltstar

Von Felix Götz
Hugo Lloris spielt seit 2008 für Olympique Lyon und die französische Nationalmannschaft
© Imago

Wenn am Mittwoch (20.30 Uhr im LIVE-TICKER, auf SAT.1 und SKY) der FC Bayern im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals auf Olympique Lyon trifft, steht ein Mann ganz besonders im Fokus: Keeper Hugo Lloris.

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Ob beim FC Bayern, Manchester United oder Juventus Turin: Immer wenn in absehbarer Zeit eine hochkarätige Torwartstelle neu zu besetzen ist, kommt der Name Hugo Lloris ins Spiel.

Alle scheinen in dem 23-Jährigen von Olympique Lyon den zukünftigen Weltklasse-Keeper zu sehen, der einen Edwin van der Sar oder einen Gianluigi Buffon ersetzen kann. Einer, der auch eine neue Ära beim FC Bayern einläuten könnte wie einst Oliver Kahn?

Vor Lyons Hinspiel des Champions-League-Halbfinals am Mittwoch in München wird pikanterweise über Lloris als möglicher Neuzugang beim FCB spekuliert. "Mein Rat an Bayern: Kaufen! Sofort!", sagte Bixente Lizarazu in der "Bild am Sonntag".

Und begründete: "Lloris strahlt Ruhe aus, ist intelligent, charakterlich absolut in Ordnung. Er macht fast keinen Fehler, auch wenn er keine Wunderbälle hält wie früher Kahn."

"Ein großartiger Weltklasse-Torhüter"

Lloris wird in ganz Europa mit Lob überschüttet. Und das Argument, er würde keine Wunderbälle in Kahn-Manier halten, bestätigt in Bordeaux kein Mensch. Im Gegenteil: Dort hält man ihn für einen Wundermann. Girondins Bordeaux machte den Youngster sogar persönlich für das Aus im Champions-League-Viertelfinale verantwortlich.

Auf die Frage, wer verantwortlich für das Ausscheiden gegen Lyon sei, antwortete Bordeaux-Verteidiger Benoit Tremoulinas: "Das Ergebnis beruht auf der Vorstellung eines großartigen Weltklasse-Torhüters."

Es sei wie in der Geschichte mit dem Igel und dem Hasen gewesen: "Egal, wo wir hingeschossen haben, Hugo Lloris war schon da."

Für 8,5 Millionen Euro nach Lyon

Lloris' Fähigkeiten zeigten sich bereits früh. OGC Nizza nahm 1996 den damals Zehnjährigen in seine Jugendabteilung auf, ab der U 17 durchlief er sämtliche Jugend-Nationalteams, wurde 2005 U-19-Europameister mit Frankreich.

Nur ein Jahr später gab er sein Debüt in der Ligue 1 und war ab der Saison 2006/2007 die unumstrittene Nummer 1 in Nizza. Bereits in seiner zweiten Saison wurde er zum Torhüter des Jahres in Frankreich gewählt.

Kein Wunder, dass sich Olympique Lyon im Sommer 2008 das Talent 8,5 Millionen Euro kosten ließ. Lyons Trainer Claude Puel ist stolz auf seinen Keeper: "Er ist ein Torhüter, der Spiele entscheidet."

"Er braucht noch viel Erfahrung"

Im Gespräch mit SPOX ist auch Keeper-Legende Jean-Marie Pfaff voll des Lobes: "Ein junger, hervorragender Keeper."

Ob Lloris auch ein Mann für den FC Bayern wäre? Pfaff will sich nicht festlegen: "Er muss noch viel Erfahrung sammeln. Erfahrung ist für einen Torhüter sehr wichtig. Man darf nicht vergessen, dass es für Lloris in Lyon auch deshalb so gut läuft, weil er eine Mannschaft vor sich hat, die unheimlich viel zu bieten hat."

Auf dem Platz dominant

Lloris, da sind sich alle einig, hat alles, was man braucht, um ein großer Torhüter zu werden - falls er das nicht schon ist. "Hervorragende Reflexe und eine gute Strafraumbeherrschung", bescheinigt ihm sein damaliger Torwart-Trainer in Nizza, Bruno Valencony.

Und ganz wichtig: Auf dem Platz tritt er dominant auf, erteilt lautstark Anweisungen, wenn es sein muss.

Dabei entspricht sein Verhalten ganz und gar nicht seinem Naturell. Seine Mitspieler bei Olympique beschreiben Lloris als "scheu und zurückhaltend" - ein bodenständiger Junge eben.

Angebote lassen Lloris kalt

"Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Abseits des Platzes möchte ich ein ruhiges Leben führen und dieses genießen", sagt Lloris.

Deshalb lassen den sechsmaligen französischen Nationaltorhüter auch die Spekulationen um seine Zukunft und die angeblich so zahlreichen Interessenten kalt: "Ich kümmere mich nicht darum. Ich gebe mein Bestes und versuche immer, mich noch weiter zu verbessern. Ich arbeite hart und versuche, konstante Leistungen zu bringen."

So schaffte es der 23-Jährige auch, sich im Kampf um die Nummer 1 im französischen Nationalteam gegen Steve Mandanda von Olympique Marseille durchzusetzen.

Nur der Sieg zählt

Und eine gute Leistung, ähnlich wie im Achtelfinale gegen Real Madrid und danach gegen Bordeaux, peilt er auch im Halbfinale gegen den FC Bayern an.

Denn Lloris weiß: "Es zählt nur, was am Ende dabei herauskommt. Nur wenn man das Finale gewinnt, hat man etwas zu feiern."

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