"Wir sind so heiß, wir würden lieber heute als morgen gegen Inter spielen", sagte Bastian Schweinsteiger. Christian Nerlinger sieht die Mannschaft gerüstet für die englischen Wochen. "Wir machen einen sehr stabilen Eindruck", sagte der Sportdirektor nach dem Spiel in Mainz.
Die Bayern sind bereit für Inter (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER), Dortmund und Co. Doch wie stark sind die Münchner wirklich und wo liegen die Probleme? Fragen und Antworten.
Ist Ribery endlich auf Augenhöhe mit Robben?
In Mainz machte Ribery sein bestes Saisonspiel. Viele vielversprechende Bayern-Angriffe wurden über seine linke Seite eingeleitet. Ribery hatte deutlich mehr Ballkontakte (84) als sein Pendant auf rechts, Arjen Robben (60). Außerdem befolgte der Franzose van Gaals Vorgabe, sich mehr in der Defensive aufzuopfern.
Ribery stellte Robben in den Schatten, selbst wenn der Niederländer mit neun Torschussvorlagen einen persönlichen Saisonrekord aufstellte.
Doch Mainz war nur ein Anfang. Der Verein hat viel Geduld mit Ribery bewiesen, jetzt muss er Leistung bringen und zwar konstant. Die Bayern sind schon in Mailand auf seine Genialität angewiesen. Die körperlichen Voraussetzungen hat Ribery, er fühlt sich so fit wie lange nicht.
Robben nimmt nach wie vor eine Ausnahmestellung bei den Bayern ein. In der Bundesliga war er im Schnitt alle 69 Minuten an einem Tor der Bayern beteiligt, Ribery alle 107 Minuten.
Ex-Bayern- und Inter-Spieler Andreas Brehme hält Robben für die Bayern für "noch wichtiger als Messi für Barcelona". "Wenn Messi ausfällt, hat Barca noch genug andere Spieler, die seine Rolle spielen können." Sollte Robben ausfallen ist das Bayern-Spiel ein ganz anderes", so der Weltmeister von 1990.
Ribery muss in den nächsten Wochen beweisen, dass die Bayern mit ihm und Robben in Topform die von Präsident Uli Hoeneß proklamierte "Supermacht" sind.
Genügt die Abwehr den Ansprüchen?
In 32 Pflichtspielen in der laufenden Saison probierte van Gaal auch aus Verletzungsgründen (Breno, van Buyten, Badstuber) 13 verschiedene Abwehrformationen aus. Doch selbst Sportdirektor Christian Nerlinger musste zugeben, dass "wir sicher nicht alles richtig gemacht haben in der Abwehr, wenn man so oft das Personal wechselt".
Die Abwehr ist Bayern große Achillesferse. Kapitän Philipp Lahm läuft seiner Topform weiter hinterher, auf links hat van Gaal noch immer nicht die Ideallösung gefunden. Luiz Gustavo ist im Mittelfeld stärker, muss aber mangels Alternativen in der Abwehr aushelfen.
Gegen Mainz probierte van Gaal gleich vier Spieler in der Innenverteidigung aus, neben dem etatmäßigen Duo Badstuber/Tymoschtschuk auch Breno und sogar Gustavo. Ein seltsames Experimentierfeld. "Mich wundert, dass er seine ganze Abwehr durcheinander gewürfelt hat. Seine Philosophie würde mich interessieren", sagte "Sky"-Experte Jens Lehmann.
Badstuber und Tymoschtschuk sind gesetzt, der beleidigte Breno aufgrund seiner mangelhaften Spieleröffnung Dauerreservist und Daniel van Buyten spielt überhaupt keine Rolle mehr bei van Gaal.
In der letzten Saison erreichten die Bayern dank ihrer starken Offensive das Champions-League-Finale. Die Abwehr ist in dieser Saison keinen Deut besser. Eine Leistung wie in der zweiten Halbzeit in Köln dürfte gegen Inter und den BVB in einem Desaster enden.
Ist Torhüter Kraft dem Druck gewachsen?
Nerlinger bescheinigte Bayerns neuer Nummer eins am Samstagabend im "ZDF" eine bis dato sehr gute Leistung. Doch schon nach dem Pokal-Spiel in Aachen (4:0) Ende Januar kritisierte van Gaal seinen Torhüter öffentlich: "Er hat mir nicht gut gefallen, er war unsicher und hat die Situationen nicht vorhergesehen. Das muss er aber."
Auf der Linie konnte Kraft seine Klasse mehrfach unter Beweis stellen, in der Strafraumbeherrschunf offenbarte er aber einige Schwächen. In Mainz prallte Kraft mit Petar Sliskovic zusammen und musste mit einer Schädelprellung ausgewechselt werden. Den Zusammenprall hätte Kraft durch deutlich energischeres Rauslaufen verhindern können.
Van Gaal sprach ihm am Samstag das volle Vertrauen aus, doch Kraft wird gegen Mailand, Dortmund und Co. stark im Fokus stehen und darf sich keine Fehler erlauben. Dies hatte van Gaal mit der Entscheidung in der Winterpause pro Kraft vorausgesetzt.
Kraft konnte in der Gruppenphase in Rom (2:3) und gegen Basel (3:0) bereits Erfahrung in der Königsklasse sammeln - sicher kein Nachteil am Mittwoch in San Siro.
Wer ist der beste Partner für Schweinsteiger?
Wochenlang stellte van Gaal Schweinsteiger auf der Zehner-Position auf - gegen den Willen des Nationalspielers.
Schweinsteiger ist Profi genug, sich van Gaals Entscheidung zu beugen und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, aber schon im Trainingslager in Katar machte er klar, lieber auf der Sechs oder der Acht spielen zu wollen, weil er seine Fähigkeiten dort am besten umsetzen könne.
Mittlerweile hat van Gaal erkannt, dass Schweinsteiger weiter hinten wertvoller ist. Gegen Kaiserslautern und in Mainz zeigte der 26-Jährige, warum er in der letzten Saison zu einem der besten Spieler der Welt im zentralen defensiven Mittelfeld wurde.
Zuletzt war Danijel Pranjic Schweinsteigers Partner - eher die Not- als die Highend-Lösung. Pranjic hat nicht die notwendige Aggressivität im Spiel gegen den Ball und nicht die Passsicherheit, die ein Sechser braucht, um das Spiel zu gestalten. Gleiches gilt für Andreas Ottl.
In der Hinrunde beeindruckte Anatolij Tymoschtschuk auf der Doppel-Sechs, doch der Ukrainer ist bei van Gaal in der Innenverteidigung gesetzt.
Bleiben Luiz Gustavo und Toni Kroos. Gustavo wurde von van Gaal in Mainz nach einer halben Stunde von der Linksverteidiger-Position ins Mittelfeld gestellt und machte dort sein bisher bestes Spiel für die Bayern. Der Brasilianer spielt immer noch zu zurückhaltend, deutete in Mainz aber an, warum er in Hoffenheim zu einem der besten Sechser der Liga wurde.
Gustavo wäre in den Wochen der Wahrheit erste Wahl und wird wohl auch in Mailand spielen. Doch van Gaal hat sich langfristig auf Kroos festgelegt. "Egal wo - für mich ist er ein Stammspieler. Er ist auf vielen Positionen einsetzbar, am stärksten sehe ich ihn im defensiven Mittelfeld", sagte van Gaal am Sonntag.
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