Luiz Gustavo wird wichtig

Von Thomas Gaber
Luiz Gustavo (r.) traf in Wolfsburg nach Vorarbeit von Franck Ribery zum 1:0 für Bayern München
© Getty

In Wolfsburg erzielte Luiz Gustavo den wichtigen Siegtreffer. Der Brasilianer hatte keinen einfachen Start in München, konnte in den ersten Spielen der neuen Saison aber überzeugen. Mit seiner Spielweise macht er sich unentbehrlich für den FC Bayern.

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Luiz Gustavo sah letzten Samstag in Wolfsburg zwei Mal Sterne. Der Bundesliga-Gastauftritt des FC Bayern München war gerade sieben Minuten alt, da flog Gustavo der Ball mit voller Wucht aus nächster Nähe ins Gesicht. Ein aufsteigendes Geschoss seines Kumpels Rafinha, der einen langen Ball auf Mario Gomez schlagen wollte.

Und in der zweiten Halbzeit verhinderte Gustavo mit einem waghalsigen Hecht in einen Schuss von Makoto Hasebe eine mögliche Wolfsburger Führung.

Bestwerte gegen Wolfsburg

Wer so viel Einsatz zeigt, verbunden mit einer kurzfristigen Amnesie, wird hin und wieder auch dafür belohnt. Es war Luiz Gustavo in der Nachspielzeit überlassen, den FC Bayern vor der ersten handfesten Krise der Saison zu bewahren; die unangenehmen Fragen über Spielweise, Anspruch und Wirklichkeit kamen so nur tröpfchenweise.

Gustavo war nicht nur aufgrund seines vierten Bundesligateffers in Wolfsburg unentbehrlich für die Bayern. Der Brasilianer gewann 68 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte mit 89 Prozent angekommener Pässe den besten Wert aller Bayernspieler der Startelf.

Nebenbei gab Gustavo drei Torschüsse ab, nur Toni Kroos kam auf die gleiche Anzahl. Trainer Jupp Heynckes war Gustavos Leistung ein Extralob wert: "Defensiv hat er sehr gut agiert, viele Zweikämpfe gewonnen und viele Ballgewinne gehabt."

Rangnick lobt Spielintelligenz

Dabei war Gustavo vor Saisonbeginn hinter Anatolij Tymoschtschuk und David Alaba nur Kandidat drei für die Position neben Bastian Schweinsteiger auf der Doppelsechs. Seine gute Leistung im Audi-Cup-Finale gegen den FC Barcelona, als Gustavo mit seiner aggressiven Arbeit gegen den Ball positiv auffiel, überzeugte aber offensichtlich auch Heynckes.

Gustavo spielte in allen drei Pflichtspielen von Beginn an und konnte weitgehend überzeugen. Kurz bevor er im Januar für 15 Millionen Euro Ablöse von Hoffenheim zum FC Bayern wechselte, schwärmte sein Ex-Trainer Ralf Rangnick von Gustavo.

"Wegen seines Alters und der Sprach- und Mentalitätsprobleme kann er noch nicht das Charisma und die Autorität eines Didier Deschamps ausstrahlen. Aber er ist lauf- und zweikampfstark und hat ein gutes Gefühl dafür, wann er draufgehen oder wegbleiben soll. Das sind viele Eigenschaften des sogenannten bleibenden Sechsers", sagte Rangnick zu SPOX.

Am besten auf der Doppelsechs

Weil Hoffenheim ohne Rangnicks Wissen mit dem FC Bayern über einen Wechsel des damals 23-Jährigen verhandelte, kam es zum Bruch zwischen Rangnick und Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp.

Gustavo war aufgrund seiner Vielseitigkeit Wunschspieler von Louis van Gaal. In Hoffenheim spielte Gustavo Linksverteidiger, im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung. Langfristig plante van Gaal mit Gustavo als Ersatz für für Mark van Bommel, dem van Gaal am Ende der Hinrunde in einem Gespräch offenbart hatte, dass der Kapitän keinen Stammplatz mehr habe.

Obwohl van Bommel zum AC Milan ging, kam Gustavo selten auf seiner erklärten Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld zum Zug. Häufig musste er als Innenverteidiger aushelfen. "Ich kann viele Positionen spielen, aber in einem System mit zwei Sechsern bin ich am besten auf der Doppelsechs aufgehoben", sagt Gustavo.

Von seiner Spielweise passt Gustavo zu Schweinsteiger. Er scheut keinen Zweikampf und hat regelmäßig gute Werte in der Balleroberung. In Wolfsburg holte Gustavo fünf Bälle in der gefährlichen Zone, knapp 30 Meter vor dem Bayern-Strafraum, zurück.

"Ich will Geschichte schreiben"

Gustavo ist erst ein halbes Jahr beim FC Bayern, wird in der Mannschaft aber als "sehr wichtiger Spieler, der sich immer reinhaut" (Schweinsteiger) geschätzt. In München hat er es auch zum Nationalspieler geschafft. Beim 2:3 der Selecao gegen Deutschland wurde Gustavo kurz vor Schluss eingewechselt.

Sein größter Wunsch: 2014 in Brasilien mit Brasilien Weltmeister werden. Doch erstmal zählt der Erfolg im Verein. Der "Bild" sagte er: "Ich kann mir im Moment keinen anderen Klub vorstellen. Ich bin bei einem der fünf, sechs besten Klubs der Welt. Ich will hier meine Geschichte schreiben."

Dann sollte sich Gustavo aber vorerst mit eben jener des FC Bayern beschäftigen. Angesprochen auf den Bayern-Dusel nach dem Sieg in Wolfsburg, sagte Gustavo: "Bayern-Dusel? Das kenne ich nicht."

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