Rekordjäger in eigenen Sphären

Von Markus Matjeschk
Lionel Messi hat in dieser Champions-League-Saison bereits 12 Treffer erzielt
© Getty

Die Champions-League-Saison 2011/2012 ist eine Saison der Superlative. Mit Lionel Messi und Mario Gomez schicken sich gleich zwei Torjäger an, seit Jahren feststehende Rekorde zu brechen. Wie außergewöhnlich das Wettschießen des Bayern-Angreifers und des Barca-Superstars ist, zeigt ein Blick in die Geschichte der Königsklasse. Am Dienstag können Messi und Gomez in ihren Viertelfinal-Rückspielen (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) nachlegen.

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Es ist eine alte Tradition im Estadio Vicente Calderon. Und wer das altehrwürdige Stadion am Manzanares zum ersten Mal besucht, der wird sich des symbolträchtigen Charakters dieser Geste nicht auf Anhieb bewusst sein. Für die Fans von Atletico Madrid hingegen hat der Blumenstrauß, der bei Heimspielen an einer der Eckfahnen niedergelegt wird, großen emotionalen Wert. Er dient als Erinnerung an Milinko Pantic und das Jahr 1996.

Damals holte Atletico das Double aus Meisterschaft und Pokal, ein historisches Ereignis in der Klub-Geschichte. Einer der Hauptverantwortlichen für diesen Erfolg war eben jener Milinko Pantic, der heute Atleticos zweite Mannschaft trainiert. Seine Standards waren in La Liga gefürchtet - und nicht nur dort. Auch in der Champions League hinterließ der Serbe einen bleibenden Eindruck.

Mit fünf Toren in acht Spielen wird Pantic in der Saison 1996/1997 Torschützenkönig in der Königsklasse. Bis heute ist er mit dieser Marke in gewissem Sinne Rekordhalter. Nie reichten einem Spieler weniger Treffer, um sich die Torjäger-Krone aufzusetzen.

"Wenn Messi ein Tor geschossen hat, will er noch eins erzielen"

Pantic haben Bayern-Stürmer Mario Gomez und Barcas Wunder-Floh Lionel Messi in dieser Saison schon längst in die Tasche gesteckt. Die beiden Torjäger, die vom Spieler-Typ unterschiedlicher kaum sein könnten, liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der ganz besonderen Sorte.

Denn schon vor ihren jeweiligen Viertelfinal-Rückspielen haben die beiden die Messlatte derart hoch gelegt, dass ihre Trainer nur staunen können. "Ich glaube nicht, dass Leo an Rekorde denkt. Wenn er ein Tor geschossen hat, will er noch eins erzielen, und so weiter. So einfach ist das", beschreibt Barca-Trainer Pep Guardiola seinen Schützling.

Bayern-Coach Jupp Heynckes lobt derweil Gomez' Arbeitseinstellung: "Mario hat ja nicht nur in der Champions League eine außergewöhnliche Quote, sondern auch in der Liga. Er arbeitet an sich und er versucht sich immer mehr zu verbessern. Das ist auf absolutem Top-Niveau eben auch erforderlich."

Rekordmann van Nistelrooy

Wie außergewöhnlich das Wett-Ballern in dieser Spielzeit ist, zeigt ein Blick in die Champions-League-Historie.

Dort galt Ruud van Nistelrooy bislang als maßgebliche Figur, wenn es um Tore ging. Seine zwölf Treffer aus der Saison 2002/2003, damals noch im Trikot von Manchester United, galten als unangefochten, bis Messi den Rekord in der vergangenen Spielzeit egalisierte. Toppen konnte er die Bestmarke jedoch nicht.

Nun hat Messi eben jene zwölf Buden schon zu einem viel früheren Zeitpunkt auf dem Konto stehen, Gomez folgt mit elf Treffern knapp dahinter.

Und auch der zweite Van-Nistelrooy-Rekord wackelt gehörig. Dreimal wurde der Holländer Champions-League-Torschützenkönig - bis dato der Höchstwert. Doch sollte sich Messi auch in diesem Jahr den Titel sichern, hätte der Argentinier viermal zugeschlagen - wohlgemerkt hintereinander.

Fünferpack gegen Bayer Leverkusen

Einen anderen Rekord hat Messi schon jetzt auf dem Gewissen. Mit seinen fünf Toren beim 7:1-Spektakel gegen ein völlig überfordertes Bayer Leverkusen pulverisierte der Barca-Star unter anderem den Rekord eines gewissen Dado Prso.

Der Kroate hatte sich pünktlich zu seinem 29. Geburtstag am 5. November 2003 gleich selbst ein kleines Denkmal errichtet. Beim 8:3 seines AS Monaco gegen Deportivo La Coruna hatte Prso binnen 24 Minuten einen Viererpack geschnürt. Das war neben Prso und Messi bis zu jenem denkwürdigen 7. März dieses Jahres nur Marco van Basten, Ruud van Nistelrooy, Andrej Schewtschenko, Simone Inzaghi und Batefimbi Gomis gelungen.

In dieser Saison ziehen nun also Mario Gomez und Lionel Messi einsam ihre Kreise. Dahinter folgen, und das ist auch nur in dieser Saison der Superlative möglich, mit dem Prädikat "abgeschlagen" Karim Benzema (7 Tore) und Cristiano Ronaldo (6 Tore) von Real Madrid.

Gomez: "Ich bin doch nicht verrückt und vergleiche mich mit Messi"

Jeglichen Vergleichen mit dem dreimaligen Weltfußballer des Jahres schiebt Gomez jedoch entschieden einen Riegel vor. "Ich bin doch nicht verrückt und vergleiche mich mit Messi", sagte der 26-Jährige am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel des FC Bayern gegen Olympique Marseille, "ich schaue nicht, was Messi macht, und versuche auch nicht, mich mit ihm in einen Wettbewerb zu stellen."

Betrachtet man einzig und allein die Ausbeute, braucht sich Gomez jedoch nicht verstecken. In Sachen Torvorlagen hat Messi zwar deutlich die Nase vorn (4 Assist, Gomez 0), in puncto Anlaufzeit steht ihm Gomez aber in nichts nach. Messi stand bislang 720 Minuten auf dem Platz, für ein Tor brauchte er also exakt 60 Minuten. Gomez kommt auf eine Spielzeit von 658 Minuten, also ebenfalls eine Stunde für ein Tor.

Im besten Falle bleiben Gomez und Messi noch vier Spiele, um ihr Tore-Konto weiter auszubauen. Aufeinander treffen würden beide erst in einem möglichen Finale in München. Ein Eintrag in die Geschichtsbücher ist beiden schon jetzt sicher.

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