Brutalo-Leeds, Cognac-Doping, Teddy & Ole

Von SPOX
Finale Nummer eins: Gerd Müller beim Kopfball gegen Atletico Madrid 1974 in Brüssel
© Imago

Im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea (Sa., ab 20 Uhr im LIVE-TICKER) spielt der FC Bayern München zum neunten Mal um die Krone Europas. Vier Mal gewannen die Bayern den Pott, vier Mal gingen sie als Verlierer vom Platz. Jedes Finale hat seine ganz eigene Geschichte. Ein Rückblick.

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15. Mai 1974: FC Bayern München - Atletico Madrid 1:1 n.V.

Der erste Landesmeistertriumph des FC Bayern ist auch die Geschichte von Conny Torstensson. In Runde eins bekamen es die Münchner mit dem schwedischen "Schwergewicht" Atvidasberg FF zu tun. Die Bayern gewannen das Hinspiel mit 3:1, lagen aber im Rückspiel zwischenzeitlich 0:3 hinten. Doppeltorschütze für Atvidasberg: Conny Torstensson. Am Ende quetschen sich die Bayern im Elfmeterschießen (4:3) in die zweite Runde. Torstensson hatte Trainer Udo Lattek und Manager Robert Schwan dermaßen überzeugt, dass der Schwede im Winter für 580.000 DM nach München wechselte.

Im Finale gegen Atletico stand Torstensson in der Startelf. Dort kassierten die Bayern in der 114. Minute das 0:1 durch einen direkt verwandelten Freistoß vom späteren Europameistertrainer Luis Aragones. Dann der letzte Bayern-Angriff: Franz Beckenbauer weiß nicht, wohin mit dem Ball und spielt ab zu Georg Katsche Schwarzenbeck. Der weiß nicht, wohin mit dem Ball und haut aus 30 Metern einfach drauf. Ein unfassbares Gerät zischt flach über der Grasnarbe und schlägt unhaltbar für Atletico-Keeper Reina im linken unteren Eck ein. Ausgerechnet Schwarzenbeck, der Vasall von Beckenbauer, der Putzer des Kaisers, der Mann, der eigentlich nie über die Mittellinie durfte, schoss die Bayern in ein Wiederholungsspiel. Nach seinem Jahrhundertschuss bekam der so scheue Katsche seinen wohl einzigen emotionalen Anfall: "So hätte nicht mal Pele treffen können."

17. Mai 1974, Wiederholungsspiel: Bayern München - Atletico Madrid 4:0

Nur 48 Stunden später mussten beide Teams an gleicher Stelle, dem Brüsseler Heyselstadion, erneut ran. Obwohl Atletico im Gegensatz zu den Bayern zwei frische Spieler in der Startelf hatte, wirkten die Rojiblancos müde, unkonzentriert, ausgelaugt. In der 28. Minute eröffnete Uli Hoeneß den Torreigen mit dem 1:0. Atleticos Widerstand war endgültig gebrochen, Müller erhöhte mit einem Doppelpack bis zur 70. Minute auf 3:0. Und dann war da noch das grandiose Solo vom blonden Pfeil. Der Originalkommentar zum 4:0 von Uli Hoeneß nach einem Ball aus der eigenen Hälfte, den sich Hoeneß mit der Brust vorlegte. "Hoeneß, Hoeneß, Hoeneß (Stimme geht immer höher). Ein Mann noch, einer ist bei ihm,(Stimme überschlägt sich), an dem muss er noch vorüber, der zweite kommt, jetzt legen sie ihn um...nein, er macht sie alle fertig...TOR." Paul Breitner erklärte den ersten Landesmeistertitel des FC Bayern später so: "Wir haben uns im ersten Spiel selbst geschlagen, weil wir doch nur zu 70, 75 Prozent die nötige Tagesform hatten. Die hat aber zumindest gereicht für ein 1:1. Zwei Tage später hatten wir Normalform - und haben gesehen, wo eigentlich der Hammer hängt."

28. Mai 1975: FC Bayern München - Leeds United 2:0

Selten fühlte sich eine Mannschaft nach einem verlorenen Landesmeistercupfinale derart betrogen wie Leeds United. Erst wurde den Engländern von Schiedsrichter Michel Kitabdjian aus Frankreich ein glasklarer, von Beckenbauer verschuldeter Elfmeter verwehrt und wenig später auch noch ein Tor wegen angeblicher Abseitsstellung aberkannt - ebenfalls eine krasse Fehlentscheidung.

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"Wir wurden vom Schiedsrichter einfach nur verarscht", schimpfte Leeds-Coach Jimmy Armfield hinterher. Es ging aber auch selten eine Mannschaft mit derart geflätschten Zähnen in ein Landesmeistercupfinale wie Leeds United. Bereits in der 4. Minute brach Terry Yorath Bayern-Spieler Björn Andersson Schien- und Wadenbein. "Ich konnte acht Monate lang nicht Fußball spielen", erinnert sich Andersson. Kurz vor der Pause musste auch Uli Hoeneß nach einem brutalen Tritt von Frank Gray mit einer Knieverletzung raus. Für die beiden Monsterfouls gab es übrigens nicht mal Gelb. Franz Bulle Roth (71.) und Gerd Müller (83.) schossen die Bayern letztlich zum Sieg. "Am Ende haben wir gewonnen, aber es war schon sehr, sehr glücklich", gab Beckenbauer zu. Weil die aufgebrachten Leeds-Fans die Sitze aus der Verankerung rissen und aufs Spielfeld warfen, verzichteten die Bayern auf eine Ehrenrunde.

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