Pep Guardiola forderte vor dem Abflug noch mal volle Konzentration - da störte ausgerechnet sein Kapitän Philipp Lahm die Vorbereitung auf das Schlüsselspiel in der Champions League bei Manchester City. Mit deutlicher Kritik an Matthias Sammer befeuerte der 29-Jährige die eigentlich abgeschlossenen Diskussionen um den Sportvorstand und sorgte so vor dem wegweisenden Gruppenspiel am Mittwoch erneut für Unruhe beim Triple-Gewinner.
Wenn ein Verantwortlicher das Gefühl habe, die Mannschaft kritisieren zu müssen, "dann soll der das doch bitte intern machen", sagte Lahm der Wochenzeitung "Die Zeit". Im Moment der Kritik müsse man "die Emotionen zurückhalten können. Wenn der Chef zu emotional ist, dann verliert der irgendwann. Dann ist er nicht mehr so glaubwürdig."
Sammer äußerlich gelassen
Sammer selbst wollte vor dem wichtigen Duell bei ManCity kein weiteres Öl ins Feuer gießen und gab sich deshalb zumindest nach außen hin gelassen. "Alles in Ordnung, alles kein Problem", sagte er dem "SID". Auch Lahm war am Dienstag bemüht, der Angelegenheit etwas die Brisanz zu nehmen. "Das heißt nicht, dass ich den Vorstand kritisiert habe. Es heißt, dass interne Kritik den Spielern nähergeht als öffentliche", sagte er bei "Sky Sport News HD".
Wie auch immer. Gefallen dürften Sammer, der zuletzt schon von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß gerüffelt worden war, die Aussagen des Verteidigers keineswegs. Umso wichtiger ist für die Münchner ein Sieg im Härtetest in Manchester, damit das Thema nicht noch mehr aufkocht.
"Fußball-Europa wird uns jagen"
"Wir sollten auf keinen Fall verlieren. Unser Ziel ist es, Gruppensieger zu werden", unterstrich deshalb auch Rummenigge und sprach vor dem leicht verspäteten Abflug der Münchner am Dienstagmittag von einem "ganz schwierigen Spiel". Zumal der FC Bayern als Titelverteidiger besonders im Fokus stehe: "Fußball-Europa wird versuchen, uns zu jagen. Vielleicht hat deshalb auch noch nie jemand den Titel verteidigt, wir wollen versuchen, das Unmögliche möglich zu machen."
Allerdings haben die Bayern gehörigen Respekt vor dem Millionen-Ensemble des chilenischen Trainers Manuel Pellegrini. "Wir kennen City sehr gut und wissen, welche Raketen sie haben", sagte Torwart Manuel Neuer.
Fünf Siege in Folge
"City ist eine der besten Mannschaften der Welt mit einem sehr, sehr guten Trainer", fügte Trainer Guardiola an, der am Dienstag beim FC Bayern 100 Tage im Amt war. Grund genug für Rummenigge, die Arbeit des 42 Jahre alten Spaniers noch einmal zu würdigen: "Wir wissen, dass wir einen super Trainer haben, den besten der Welt. Wir sind sehr glücklich mit ihm, sollten aber erst am Ende der Saison Bilanz ziehen. Er hat einiges verändert, aber alles war sinnvoll."
Auch wenn sich die Münchner zuletzt beim 1:0 gegen Wolfsburg sehr schwer taten - grundsätzlich kamen sie zuletzt unter Guardiola immer besser in Schwung. Zuletzt gab es fünf Siege in Serie, unter anderem auch ein souveränes 3:0 zum Auftakt der Königsklasse gegen ZSKA Moskau. City setzte sich ebenfalls 3:0 bei Viktoria Pilsen durch. In den vergangenen beiden Jahren war Manchester trotz Investitionen in Millionenhöhe jedoch jeweils in der Gruppenphase gescheitert.
Offensive Gangart erwartet
"Sie haben negative Erfahrungen gemacht, aber in diesem Jahr sind sie besser aufgestellt. Sie haben einen erfahrenen Trainer dazubekommen, der die Lage im Verein ein bisschen beruhigt hat", sagte Rummenigge. Die Engländer hätten vor allem in der Offensive um Torjäger Edin Dzeko "sehr viel zu bieten".
Die Bayern, kurz vor Saisonbeginn bei einem Turnier in München 2:1-Sieger gegen die Citizens, erwarten sich dadurch aber sogar Vorteile. "Wir werden mit Sicherheit mehr Räume haben", sagte Neuer. "Sie wollen nach vorne spielen, deshalb werden wir auch unsere Momente bekommen", ergänzte Arjen Robben, der von "einem guten Test für uns" sprach.
Boateng gegen Ex-Verein
Für Jerome Boateng ist es gar ein "tolles Spiel". Der 25-Jährige war im Sommer 2011 von City zu den Bayern gewechselt und hat sich unter Guardiola inzwischen in der Innenverteidigung des Rekordmeisters etabliert. "Ich freue mich, dass wir die Möglichkeit haben, zu zeigen, wo wir stehen", betonte der Nationalspieler.
Bis auf die Langzeitverletzten Holger Badstuber, Javi Martínez und Thiago stehen Guardiola alle Spieler zur Verfügung, auch Mario Götze dürfte wieder im Kader stehen. Eine Alternative für die Startelf ist der lange Zeit verletzte Jungstar aber noch nicht.
Offen ist bei den Bayern, wie der Trainer die offensive Mittelfeldreihe besetzt. Als Wackelkandidat könnte sogar Bastian Schweinsteiger nach zuletzt äußerst mäßigen Leistungen in Pokal und Liga gelten.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen
Manchester: Hart - Zabaleta, Kompany, Nastasic, Kolarow - Milner, Fernandinho, Yaya Touré, Nasri - Dzeko, Agüero
München: Neuer - Rafinha, Boateng, Dante, Alaba - Lahm - Robben, Müller, Schweinsteiger, Ribéry - Mandzukic