Gala auf Schalke. Gala in Manchester. Gala in Leverkusen. Der FC Bayern hat in dieser Saison schon fantastische, bisweilen sogar berauschende Spiele abgeliefert. Der einzige, kleinere Makel dabei war, dass diese Leistungen immer auf gegnerischem Platz stattfanden.
Das ohnehin anspruchsvolle Münchner Publikum musste sich bisher mit bayerischer Pflichterfüllung zufrieden geben. Erst die zweite Halbzeit am Samstag beim 4:1-Sieg gegen Mainz 05, als die Bayern ihre vier Treffer auch dank eines überragenden Mario Götze in 45 Minuten erzielten, ließ das Heimpublikum die glanzvollen Momente der Auswärtsspiele erleben.
Problem Länderspielpause
Es war das dritte Mal nach einer Länderspielpause, dass die Bayern nur schwer in Schwung kamen. "Das müssen wir schnellstmöglich in den Griff bekommen", sagte Kapitän Philipp Lahm. Im August ärgerte der 1. FC Nürnberg den FC Bayern über eine Stunde lang, ehe Franck Ribery und Arjen Robben den Sieg herausschossen.
Im September gab es ebenfalls durch Tore in der zweiten Halbzeit (Mandzukic, Ribery) ein 2:0 gegen Hannover 96. Die Münchner spielten in beiden Partien lange Zeit ziemlich lethargisch und ohne Rhythmus.
Die Unterbrechung durch den Aufenthalt der meisten Spieler bei ihren Nationalmannschaften ist für Trainer Pep Guardiola nicht der einzige Grund. "Wir müssen herausfinden, woran das liegt", sagte Guardiola.
Spitzenspiel - Spitzenleistung
Verschwörungstheoretiker wittern schon bei der Gestaltung des Spielplans eine Einlullungstaktik gegenüber dem FC Bayern. In der Vorrunde gastieren die eher kleinen Teams der Liga in der Allianz Arena. Die Kracher gegen Dortmund, Leverkusen oder Schalke finden allesamt erst 2014 statt. Dafür warten mit Hertha, Augsburg und Braunschweig in den kommenden Wochen drei Pflichtaufgaben in der Arena auf die Bayern.
Ein weiterer Grund für die zähen Heimspiele könnte sein, dass nach allen Auftritten in der Arena eine internationale Partie anstand, sei es nun der Supercup gegen Chelsea oder Champions League gegen Moskau, Manchester und Pilsen.
Vielleicht müssen sich die Spieler aber auch erst noch an den neuen Ablauf gewöhnen. Denn unter Guardiola dürfen die Spieler die Nacht vor Heimspielen zuhause verbringen und nicht wie in den Jahren zuvor unter Jupp Heynckes im Hotel.
In den Spitzenspielen waren die Bayern ohne Anlaufschwierigkeiten immer voll da und von der ersten Minute konzentriert. Ein gewisser Spannungsabfall in weniger attraktiven Partien ist nicht von der Hand zu weisen - und nach den Erfolgen der vergangenen Saison auch nicht ungewöhnlich.
Guardiola wie Sammer - nur sanfter
Aber es ist gerade einmal fünf Wochen her, da hatte Matthias Sammer nach dem 2:0 über Hannover mit seiner Komfortzonen-Rede für Aufsehen gesorgt und sich dafür sogar einen Rüffel aus der Chefetage abgeholt. Guardiola sagte am Samstag mit sanfteren Worten eigentlich nichts anderes.
Sammer mahnte damals fehlende Emotionalität und Leidenschaft an. Es könne doch nicht sein, dass Guardiola "jedes Mal eine Brandrede halten" müsse, damit "wir in die Gänge kommen". Mit welcher Emotionalität Guardiola seine Mannschaft beim 0:1-Rückstand in der Halbzeit anpackte, ist nicht bekannt. Zu sehen waren aber taktische Umstellungen und eine höhere Intensität der Spieler.
"Ich mag es nicht, wenn wir spielen wie in der ersten Halbzeit. Wir müssen lernen, so zu spielen, wie wir auswärts spielen", sagte Guardiola. Es war die erste öffentliche Kritik an seiner Mannschaft seitdem er in München ist und der nächste Warnschuss, nachdem er im "Bayern-Magazin" schon Spielern mit der Tribüne drohte, die seine Entscheidungen nicht akzeptieren wollten.
Von seiner Mannschaft erwartet er in den kommenden Heimspielen mehr als "Dienst nach Vorschrift", wie es Sammer damals ausdrückte, auch um die Zuschauer zufriedenzustellen. "Ich kann den Leuten doch nicht sagen, dass sie hier erst zur zweiten Halbzeit herkommen können."
Reaktion gegen Pilsen?
So weit wird es nicht kommen. Auch gegen Viktoria Pilsen wird das Stadion wieder von Beginn an voll sein. Trotzdem scheint es so, als würden sich die Bayern im Moment vor allem auswärts zuhause fühlen.
Bisher haben vor allem die individuelle Qualität der Spieler und die Maßnahmen des Trainers in der Halbzeitpause für die erfolgreichen Heimspiele gesorgt. Von dieser Abhängigkeit sollten sich die Bayern schnellstmöglich lösen.
Zwei Dinge sprechen für eine von Beginn an engagierte Vorstellung gegen Pilsen: Zum einen ist wieder Champions League und zum anderen haben die Spieler auch nach der Sammer-Kritik gegen ZSKA Moskau eine Reaktion gezeigt. Sonst kann Guardiola auch ganz schnell ungemütlich werden.
Die Spiele des FC Bayern München