Das Bild von "Leverkusener Angsthasen" soll endlich Geschichte sein. Nach der bestandenen Reifeprüfung bei Borussia Dortmund ist Bayer Leverkusen mit breiter Brust und mächtigem Selbstvertrauen zum entscheidenden Champions-League-Spiel ins Baskenland gereist.
Zudem soll nach der nationalen Wiedergutmachung in Dortmund nun auch die auf internationaler Bühne gelingen. "Obwohl Dortmund durchaus als internationale Wiedergutmachung durchgeht", wie Sportchef Rudi Völler schmunzelnd erklärte: "Schließlich waren sie Champions-League-Finalist."
Die Botschaft war jedenfalls eindeutig: Die Werkself, die vor Dortmund bei allen Härtetests - zwei Mal gegen Manchester United, gegen die Bayern und auf Schalke - wie das Kaninchen vor der Schlange agiert hatte, will sich diesmal nicht den Schneid abkaufen lassen.
Indirektes Duell mit Donezk
"Wenn man vor 80.000 Zuschauern in Dortmund so selbstbewusst auftritt, gibt es keinen Grund, das nicht auch in Spanien zu tun", sagte Völler. "Wenn wir so spielen wie in Dortmund, gewinnen wir dort auch", ergänzte Heung-Min Son, der seine Anpassungsschwierigkeiten ans Bayer-System offenbar überwunden hat und zuletzt fast nach Lust und Laune traf. Und Innenverteidiger Philipp Wollscheid stellte klar: "Uns war schon vor dem Dortmund-Spiel klar, dass wir an einem guten Tag jeden schlagen können."
Simon Rolfes ist zwar der Meinung, "dass es nicht leichter wird als in Dortmund. Aber wir wollen das nächste Ausrufezeichen in dieser knackigen Woche setzen." Und obwohl der Bundesliga-Zweite das Erreichen des Achtelfinals nicht in eigener Hand hat, ist die Konstellation in den Augen des Kapitäns "nicht ungünstig". Holen die Rheinländer bei den bereits ausgeschiedenen Basken mehr Punkte als Rivale Schachtjor Donezk bei Manchester United, das noch mindestens ein Unentschieden zum Gruppensieg braucht, hätten sie bei der achten Teilnahme an der Königsklasse zum siebten Mal die Gruppenphase erreicht.
Manchester " längst abgehakt"
Doch auf das in der Liga weiter stark kriselnde Manchester und Rechenspiele will sich Bayer gar nicht einlassen. "Es gibt keine zwei Meinungen: Wir müssen gewinnen", betonte Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kießling, der in der europäischen Königsklasse erst in 2 von 13 Spielen traf (drei Tore). Auch Innenverteidiger Ömer Toprak will sich nur auf das eigene Spiel konzentrieren: "Wir wollen in der Champions League überwintern. Dafür haben wir eine Aufgabe zu erledigen." Rolfes glaubt derweil an Manchester: "Wenn wir unsere Hausaufgabe erledigen, kommen wir auch weiter."
Personell hat Bayer außer Stefan Reinartz und Sidney Sam alle Leistungsträger an Bord. "Wir haben einige angeschlagene Spieler aus dem Dortmund-Spiel mitgenommen", erklärte Völler: "Aber wenn man gewonnen hat, tut es nicht ganz so weh." Er fordert von seinem Team nur eines: "Dass wir so spielen wie in Dortmund."
Die Blamage gegen Manchester hat für Rolfes jedenfalls keine Relevanz mehr. "Das ist längst abgehakt. Wir haben vorher alles gewonnen und wir haben nachher alles gewonnen", betonte Rolfes: "Wir haben vor zwei Jahren gegen Chelsea gewonnen, die in diesem Jahr Champions-League-Sieger wurden. Und wir waren die letzte Mannschaft, die in der Bundesliga gegen Bayern gewonnen hat. So gesehen war Manchester eher die Ausnahme als die Regel." - Die voraussichtlichen Aufstellungen:
San Sebastian: Bravo - Carlos Martinez, Mikel Gonzalez, Ansotegi, José Angel - Bergara, Javi Ros - Vela, Xabi Prieto, Griezmann - Seferovic. - Trainer: Arrasate
Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic (Wollscheid), Can - Bender, Rolfes, Castro - Son, Kießling, Hegeler. - Trainer: Hyypiä
Schiedsrichter: Tom Harald Hagen (Norwegen)
Bayer Leverkusen im Überblick