So richtig wollte von den Bayern niemand über die Pleite gegen Augsburg reden. 53 ungeschlagene Bundesliga-Spiele in Folge hatte die Monsterserie des Rekordmeisters angedauert, nach dem überraschenden 0:1 gegen die Fuggerstädter war Schluss mit dem historischen Lauf.
Coach Guardiola, der durch seine Wechsel schon so manches Spiel diese Saison gewann, hatte sich tatsächlich das erste Mal ver-rotiert. Mit Ylli Sallahi, Mitchel Weiser und Pierre Emile Hojbjerg schickte der Spanier gleich drei Startelf-Debütanten auf den Platz - und verschenkte so die Chance, als erste Bundesligamannschaft ohne Pleite in einer Saison zu bleiben.
"Um Tod oder Leben"
Das Thema am Samstag war aber schon in den Katakomben der SGL Arena ein anderes. "Es geht um Manchester - alles andere ist egal", stellte Manuel Neuer klar und zeigte sich zufrieden, dass sich niemand verletzt hatte. Man habe "alles richtig gemacht", wenn man gegen United gewinne, schlug Thomas Müller in die selbe Kerbe.
Auch Guardiola sah es so. "Um Leben oder Tod" gehe es in der Champions League im Rückspiel gegen die Red Devils, mahnte der 43-Jährige, der die Superstars Philipp Lahm, Franck Ribery und Arjen Robben gar nicht erst nach Augsburg mitgenommen hatte.
Positiv gesehen könnte man aus Münchner Sicht jetzt sagen, dass die Bayern als neuer Meister wissen, wann sie sich ein Remis oder sogar eine Niederlage leisten können, da die Bundesliga ohnehin schon abgehakt ist. Doch zeigte sich schon in den vergangenen Wochen, dass die Münchner Maschine nicht mehr so ruckelfrei läuft wie zuvor.
Der Trend zeigt nach unten
Seit dem Rückspiel gegen Arsenal (1:1) präsentierte sich der Rekordmeister auch in der vermeintlichen Bestbesetzung lange nicht so souverän wie gewohnt. Mühevolle Siege gegen Leverkusen und Mainz, Unentschieden gegen United und Hoffenheim und schließlich die Niederlage gegen Augsburg waren die Folge.
Lediglich als am 27. Spieltag die Meisterschaft gegen eine schwache Hertha klargemacht wurde, wussten die Roten zu überzeugen.
Von einer Krise zu sprechen, wäre angesichts der Situation in allen drei Wettbewerben natürlich übertrieben. Dennoch zeigt der Trend der Münchner nach unten. Und Guardiola muss sich die Frage gefallen lassen, ob er die Mannschaft ohne Not aus dem Rhythmus rotiert hat.
Gerade in der heißen Phase der Saison dem Nachwuchs Spielzeit statt der vermeintlichen Bestbesetzung Rhythmus zu geben, ist angesichts der gespannten Personalsituation zwar logisch, aber auch riskant.
Wenig Optionen von der Bank
Zumal einige Leistungsträger derzeit auch individuell weit unter ihren Möglichkeiten agieren und mehr Spielpraxis nötig hätten. Thomas Müller, der seit dem 25. Spieltag wettbewerbsübergreifend nur einen Assist vorzuweisen hat, steckt genauso in einem Loch wie Franck Ribery, der nach seiner Verletzung noch weit von seiner Topform entfernt ist.
Die neuen Verletzten Xherdan Shaqiri und Tom Starke verschärfen die Situation vor dem Duell mit United zusätzlich. Zwar können die Münchner immer noch eine Weltklasse-Startelf aufbieten, von der Bank wird Guardiola auch wegen der Sperren von Javi Martinez und Bastian Schweinsteiger sowie der Verletzung von Thiago nicht viele Optionen haben.
Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren
Die Bayern haben schon früh in der Saison gegen Manchester ein "Finale" vor sich, wie es Guardiola nannte. Und pünktlich dazu stehen die Münchner das erste Mal seit seinem Amtsantritt richtig unter Druck. Nicht nur wegen der Niederlage gegen Augsburg hat der FC Bayern den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren und aus Münchner Sicht zur Unzeit gezeigt, dass man eben doch nicht perfekt ist.
Panik muss deswegen an der Säbener Straße nicht herrschen, doch jetzt ist es an den Spielern, den Worten Taten folgen zu lassen. Zu zeigen, dass der Kader so gut ist, wie er gesehen wird, und trotz der personellen Situation den nächsten Schritt Richtung Triple-Verteidigung zu gehen.
Dass das strauchelnde United trotz der eigenen Seuchen-Saison ein unangenehmer Gegner ist, haben die Red Devils im Hinspiel bewiesen. Jetzt muss der Rekordmeister zeigen, dass er da sein kann, wenn es darauf ankommt - und die Pleite gegen Augsburg so harmlos war, wie es alle Beteiligten gesehen haben.
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