Der FC Bayern hat die letzten vier Spiele gegen englische Teams in der Allianz Arena nicht gewonnen. Gibt es dabei verbindende Elemente? Worauf müssen die Münchner gegen Manchester United aufpassen? Die Opta-Datenanalyse.
FC Bayern - FC Arsenal 1:1 (0:0), 11.3.2014
Ausgangslage und Spielverlauf: Der FC Bayern hatte das Achtelfinalhinspiel in London 2:0 gewonnen. Den Münchnern hätte schon eine knappe Niederlage zum Weiterkommen gereicht. Die Gunners waren gefordert. Trotzdem begann Arsenal zurückhaltend und überließ Bayern die Initiative. Mit dem Treffer von Schweinsteiger schien alles erledigt zu sein, Podolski holte die Gunners wieder ins Spiel zurück. Von zwei weiteren Toren waren die Engländer aber ein gutes Stück entfernt.
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Das sagen die Daten: Die Bayern wie gewohnt mit deutlich mehr Ballbesitz (67,2 Prozent) und mit mehr als doppelt so viel gespielten Pässen (663:312). Die Ballkontrolle spiegelt sich auch in der Passquote wider (Bayern: 89,3 Prozent, Arsenal: 75 Prozent).
Auffällig: Bei Bayern war die häufigste Passkombination Innenverteidiger Martinez zu zentraler Mittelfeldspieler Thiago (20 Mal) oder Mittelfeldspieler Schweinsteiger zu Mittelfeldspieler Thiago (19 Mal). Die Kombination Innenverteidiger Mertesacker/Koscielny zu Mittelfeldspieler Arteta gab es dagegen nur je drei Mal. Dafür spielte Außenverteidiger Sagna sieben Bälle Richtung Stürmer Giroud.
Arsenal war nicht auf so lange Ballzirkulation aus wie normalerweise in der Premier League. Die Gunners griffen auch in 14,7 Prozent der Fälle auf den langen Pass zurück, während Bayern nur 9,4 Prozent der Bälle lang spielte.
Die Bayern können daher auch ein klares Plus in Sachen abgefangener Bälle vorweisen (21:12), während Arsenal auch aufgrund der höheren Anzahl von Offensivaktionen der Bayern (14:7 Torschüsse, 6:3 Schüsse aufs Tor) etwas mehr Zweikämpfe für sich entschied (53,6 Prozent) und mehr klärende Aktionen hatte (41:30).
Die Passkombinationen im Spiel zwischen Bayern gegen Arsenal
Seite 1: Bayern - Arsenal (1:1): Kontrolle ohne Abschluss
Seite 2: Bayern - ManCity (2:3): Gegner auf Augenhöhe
Seite 3: Bayern - Arsenal (0:2): Keine Effizienz vorm Tor
Seite 4: Bayern - Chelsea (4:5 n.E.): Die Crux mit den Ecken
Seite 5: Fazit: Die Effektivität entscheidet
FC Bayern - Manchester City 2:3 (2:1), 10.12.2013
Ausgangslage und Spielverlauf: Vor dem abschließenden Gruppenspiel hatten die Bayern drei Punkte Vorsprung auf City und das Auswärtsspiel mit 3:1 gewonnen. Was sollte da schon passieren? Noch dazu, nachdem die Bayern City in den Anfangsminuten aus den Schuhen spielten und schnell 2:0 führten. Doch die Engländer berappelten sich schnell, kamen durch Silva zum Anschluss und nach der Pause durch Kolarovs Elfmeter und Milner zum Sieg. Da Trainer Pellegrini über den Modus aber nicht ganz im Klaren war und nicht wusste, dass City mit einem weiteren Treffer den Gruppensieg eintüten könnte, wechselte er in der Schlussphase defensiv und City begnügte sich gegen wackelnde Bayern mit dem knappen Erfolg.
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Das sagen die Daten: Ein in den meisten Kategorien recht ausgeglichenes Spiel. Auch in Sachen Ballbesitz liegen die Bayern mit 60,2 Prozent unter ihrem Durchschnitt. Die Passquote lag zwar mit 88,5 Prozent zehn Punkte über der von City, in der gegnerischen Hälfte brachten die Bayern aber nur 75 Prozent ihrer Zuspiele zum Mann, City mit 72,8 Prozent nur unwesentlich weniger.
Die Bayern taten sich abgesehen von den Anfangsminuten schwer, kontrolliert in den Strafraum der Citizens zu kommen. Die Münchner spielten auch nur sechs Pässe im Sechzehner der Engländer, allesamt Fehlpässe. Besonders eklatant: Die Bayern schlugen 38 Flanken (inklusive Standards) Richtung Tor von City, darunter 14 Ecken, wovon eine zum 2:0 durch Götze führte. Die körperlich starken Engländer flankten trotz der Stürmer Dzeko und Negredo nur sechs Mal (0 Ecken).
Die Bayern mit vielen Ballkontakten und Zuspielen im Mittelfeld. Thiago und Kroos spielten sich wechselseitig 25 Mal den Ball zu, so häufig gab es keine andere Kombination. Es folgten Ribery und Alaba mit 22 Pässen untereinander.
Obwohl City nur 11,7 Prozent seiner Pässe lang spielte (Bayern 10,4 Prozent), war die Kombination Torhüter Hart zu Stürmer Dzeko mit 13 Zuspielen der wiederkehrende Passweg der Engländer. Dass Dzeko die Bälle gut festmachen konnte, zeigen seine neun Pässe in der Bayern-Hälfte auf den nachrückenden Mittelfeldspieler Silva, die er entweder quer oder nach hinten spielte.
Die Flanken des FC Bayern gegen Manchester City
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FC Bayern - FC Arsenal 0:2 (0:1), 13.3.2013
Ausgangslage und Spielverlauf: Mit der 3:1-Führung aus dem Hinspiel im Rücken gingen die Bayern das Heimspiel etwas zu passiv an. Arsenal nutzte die fehlende Aggressivität der Münchner für ein schnelles Tor, danach glaubten die Engländer wieder ans Comeback. Die Bayern hatten selbst einige Möglichkeiten, waren im Abschluss aber nicht effizient. Als Arsenal kurz vor Ende das 2:0 machte, begann das große Zittern. Trotzdem reichte es am Ende fürs Weiterkommen.
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Das sagen die Daten: Nicht über erdrückenden Ballbesitz (54,7 Prozent), sondern vor allem über ihre Zweikampfstärke (56,9 Prozent gewonnene Duelle) suchten die Bayern den Zugang zu diesem Spiel. In der Ära Heynckes war das Spiel aus einer gesicherten Deckung mit schnellem Umschalten nach Ballgewinn das Erfolgsrezept und nicht die stete Ballkontrolle wie unter Guardiola.
Die Bayern hatten mit 27 abgefangen Bällen fast doppelt so viele wie Arsenal (15) zu Buche stehen. Auch die Passquote ist mit 81 Prozent (Arsenal: 76,3 Prozent) im heutigen Vergleich nicht berauschend, schon gar nicht die 66,9 Prozent angekommener Zuspiele in der gegnerischen Hälfte (Arsenal: 64,8 Prozent).
Dafür suchten die Bayern schneller den Weg zum Tor und den Abschluss. 23 Torschüssen stehen nur fünf von Arsenal gegenüber, wobei die Münchner auch nur acht Torschüsse im Strafraum zustande und nur fünf ihrer Abschlussaktionen aufs Tor brachten. Arsenal traf dagegen mit seinen beiden Schüssen auf das Tor von Neuer.
Die Torschüsse des FC Bayern gegen Arsenal
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FC Bayern - FC Chelsea 4:5 n.E. (1:1, 1:1), 19.5.2012
Ausgangslage und Spielverlauf: Alles war angerichtet. Die Bayern wollten den ersten Titel in der Königsklasse nach elf Jahren im heimischen Stadion feiern. Nach 120 Minuten Spiel auf ein Tor fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen - zu Gunsten von Chelsea. Die Bayern schafften es in der regulären Spielzeit nicht, eine späte Führung über die Zeit zu bringen, weil Chelsea durch Drogba nach einer Ecke traf.
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Das sagen die Daten: Bayerns Überlegenheit war eklatant, obwohl die Münchner "nur" 56,2 Prozent Ballbesitz hatten und auch die Anzahl an gespielten Pässen nicht so einseitig war (622:490). Beide Mannschaften wiesen mit 86,8 Prozent (Bayern) und 83,3 Prozent (Chelsea) eine ordentliche Passquote auf.
In Sachen Abschlussaktionen kommt die Einseitigkeit der Partie aber zum Vorschein. Bayern gab satte 43 (!) Torschüsse ab, davon aber nur sieben wirklich auf den Kasten von Cech. Chelsea brachte von neun Torschüssen drei aufs Tor von Neuer. Dass Chelsea sich in erster Linie aufs Verteidigen konzentrierte zeigen auch die Anzahl der klärenden Aktionen (15:42) und die 26 Foulspiele in 120 Minuten (Bayern: 14).
Die für Bayern brutalste und auch gleich im Anschluss an das Endspiel immer wieder diskutierte Statistik: Aus 20 Ecken erzeugten die Bayern kaum Gefahr, wohingegen Chelsea mit einer Ecke zum Ausgleich durch Drogba kam.
Die Torschüsse des FC Bayern gegen Chelsea
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Fazit
Vier Spiele gegen englische Mannschaften in der Arena ohne Sieg: Was heißt das nun für die Aufgabe gegen Manchester United? Und wo liegen die Gemeinsamkeiten dieser Spiele? Generell lassen sich nicht alle Partien in einen Topf werfen, zumal die Bayern in dieser Zeit von zwei unterschiedlichen Trainern mit unterschiedlichen Ansätzen betreut wurden.
Die Bayern hatten, wie zu erwarten war, in allen Heimspielen ein Plus an Ballbesitz, wobei sich die Werte unter Guardiola merkbar von denen unter Heynckes unterscheiden. Für Guardiola ist die Kontrolle durch Ballzirkulation oberstes Gesetz. Dafür suchten die Bayern unter Heynckes öfter den Abschluss, was in den betrachteten Spielen keinen nennenswerten Effekt erzielte. Die Effizienz wurde dadurch nicht gesteigert. In Sachen Effektivität war in allen Spielen aber Luft nach oben.
"Englische Mannschaften spielen sehr defensiv und immer auf Konter", sagte Guardiola am Dienstag. "Sie haben acht, neun Mann hinter dem Ball und warten auf unsere Fehler." Die Bayern würden wohl ein Spiel wie gegen Arsenal bevorzugen, in dem sie viel Ballbesitz hatten und Arsenal kaum Abschlüsse gönnten. Gegen ManCity dominierten die Münchner den Ball nach starker Anfangsphase nicht wie gewohnt und hatten Schwierigkeiten, den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten.
Ein klares Muster bei den Gegentoren ist nicht zu erkennen. Die Bayern kassierten Tore nach Kontern, nach Ecken, aber auch aus dem Ballbesitz des Gegners heraus, als die Bayern eigentlich geordnet standen. Klar ist aber auch: Die Bayern hatten in jedem Spiel genügend Möglichkeiten, um Tore zu erzielen und zu gewinnen.
Seite 1: Bayern - Arsenal (1:1): Kontrolle ohne Abschluss
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