Die Kunst des Verlierens

Gegen ManCity gab's für Robben und Co. die erste Niederlage seit dem Supercup
© getty

Der FC Bayern bringt sich gegen Manchester City mit drei eklatanten Fehlern um den verdienten Lohn. Dabei herrscht im Lager des Rekordmeisters großer Stolz über den eigenen Auftritt. Der Zeitpunkt der Niederlage ist günstig, die Art und Weise des Spiels zeigte die Qualität der Münchner - und dass es momentan wohl die Bayern braucht, um die Bayern zu schlagen.

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Die Reaktionen:

Pep Guardiola (Trainer FC Bayern): "Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft. Gegen den englischen Meister spielen wir lange mit zehn Spielern, das haben wir mit großer, großer Persönlichkeit getan. Wir haben den Ball dominiert. Wir haben nicht viel zugelassen und das Spiel kontrolliert. Aber das ist Champions League. Es ist gut, dass es heute passiert ist, vielleicht ist es eine Lehre für uns. Denn wenn so etwas im Achtelfinale oder Viertelfinale passiert, bist du raus."

Arjen Robben (Bayern München): "Wir verlieren zweimal den Ball - und das wurde eiskalt bestraft. Es ist schon schade, weil wir so gut gespielt haben. Wir hatten mehr verdient. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wir können stolz sein. Wir haben uns nicht versteckt und waren stark am Ball, obwohl wir ein Mann weniger waren."

Xabi Alonso (Bayern München): "Wir hatten das Spiel unter Kontrolle und dann kamen diese beiden Fehler dazu. Manchester City hat sehr viel Druck gemacht und meinen Pass einfach abgefangen. Dann hat sich die Situation gedreht und man hat gemerkt, dass wir ein Mann weniger waren."

Robert Lewandowski (Bayern München): "Wir haben in den letzten zwei Minuten zwei, drei Fehler gemacht und Manchester hat zwei Tore geschossen. Ich denke, dass wir sehr gut gespielt haben, obwohl wir lange mit zehn Spielern gespielt haben. Leider haben wir nicht bis zum Schluss so gut wie bis zur 80. Minute gespielt. In den letzten Minuten waren wir nicht so konzentriert. Schade."

Manuel Pellegrini (Trainer Manchester City): "Ich habe immer gesagt, Agüero ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat sehr gut gespielt. Die ganze Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit sehr gut gespielt. Es war schwierig kurz vor der Halbzeit, da haben wir zwei unglaubliche Tore hinnehmen müssen. Aber dann haben wir Druck aufgebaut und das für uns so wichtige Ergebnis erreicht. Der FC Bayern hat sehr gut gespielt, hatte viel Ballbesitz. Aber unsere Mannschaft hat immer noch den Kopf hochgehalten."

Nachbetrachtung:

"Vielleicht tut uns diese Niederlage ganz gut", hatte Pep Guardiola gesagt. Am 10. Dezember 2013 war das. Der FC Bayern hatte gerade die erste Niederlage in der Gruppenphase der Königsklasse einstecken müssen, im zweiten Duell gegen Manchester City. 2:1 waren die Münchner zur Halbzeit vorne, am Ende hieß es 2:3, weil sich die Bayern zu sicher fühlten, zurückschalteten und gegen Citys Schlussoffensive den Schalter nicht mehr umlegen konnten.

Knapp ein Jahr später hört sich vieles verblüffend gleich an - und ist doch so anders.

"Es ist gut, dass das heute passiert ist", sagt Pep Guardiola am 25. November 2014. Der FC Bayern hat gerade die erste Niederlage in der Gruppenphase der Königsklasse einstecken müssen, im zweiten Duell gegen Manchester City. 2:1 waren die Münchner zur Halbzeit vorne, am Ende heißt es 2:3.

Agüero auf Makaays Spuren

Das einzige, was sich die Münchner diesmal vorwerfen lassen müssen, sind drei individuelle Aussetzer. Einmal Medhi Benatia, dessen plumpe Grätsche City die Führung vom Punkt und den Bayern 75 Minuten in Unterzahl bescherte. Dann leitete ausgerechnet Pass-Monster Alonso den Münchner Untergang mit einem fehlerhaften Zuspiel ein. Der selbe Alonso, der an seinem 33. Geburtstag in den 90 Minuten wieder einmal als Chef die Fäden zog, 122 Ballaktionen hatte, sogar selbst per Freistoß traf.

Schließlich vertändelte Jerome Boateng in der Nachspielzeit den Ball an Sergio Agüero, der mit seinem dritten Torschuss das dritte Mal traf - und die Münchner mit einer Eiseskälte sondergleichen im Alleingang versenkte. In der Königsklasse dreimal gegen die Münchner zu treffen, das war bislang nur einem gewissen Roy Makaay gelungen.

"Wir können stolz sein"

Die Bayern waren schon seit dem vergangenen Spiel gegen Rom als Gruppen-Erster qualifiziert. Nicht nur deshalb war der FCB-Tross in Manchester weit weg von Trauerstimmung. "Wenn wir verlieren und schlecht spielen, dann ist es schlecht. Heute bin ich sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte Guardiola im Anschluss an die Pleite. "Stolz auf die Mannschaft, stolz auf ein gutes Spiel", war auch Manuel Neuer. Und in der Tat: Die Bayern überzeugten trotz der Pleite. Auch den englischen Meister, auch in dessen Stadion, auch 75 Minuten lang in Unterzahl, auch nach Rückstand.

"Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wir können stolz sein", pflichtete Arjen Robben seinem Trainer bei und sprach es ganz klar aus, "mehr verdient" zu haben, als die Niederlage in letzter Sekunde. So hatten die Bayern am Ende mehr Ballbesitz (56 Prozent), mehr gespielte Pässe (700 zu 535) und mehr gewonnene Zweikämpfe (51,1 Prozent) auf dem Konto. Die Münchner kontrollierten den Ball, befreiten sich spielerisch aus brenzligen Situationen und ließen hinten fast nichts zu. Es war beeindruckend, wie die Gäste allen Widrigkeiten trotzten. Eigentlich.

Denn da waren ja die drei Patzer, die den Münchner die erste Niederlage seit dem 0:2 im Supercup gegen Borussia Dortmund Mitte August einbrachten. Der ewig lernende Guardiola witterte jedoch sofort eine "Lehre für uns", als welche der Last-Minute-Nackenschlag dienen könnte. "Wir wussten, dass wir trotz der Unterzahl Gas geben mussten. Das war Unterricht für uns", sagte Robert Lewandowski der "tz".

"Kein Grund zu dramatisieren"

Unterricht, wie man es nicht machen sollte - vor allem nicht im Frühjahr, wenn die entscheidenden Spiele anstehen. Doch da ist es bei den Münchnern, wie mit den zahlreichen Verletzten, die dem Rekordmeister aktuell fehlen: Lieber jetzt, als in der heißen Phase, wenn die Titel vergeben werden. "Wenn so etwas im Achtelfinale oder Viertelfinale passiert", weiß Guardiola, "dann bist du raus."

Unter dem Strich stehen die Münchner also mit einer Niederlage da, die zwar in höchstem Maße unnötig, aber genauso verschmerzbar und am Ende vielleicht der vielzitierte Warnschuss ist. Dass man weit weg ist von Unfehlbarkeit, obwohl die einzige Mannschaft, die die Bayern neben dem BVB in dieser Saison schlagen konnte, jetzt die Bayern selbst waren.

"Es gibt keinen Grund etwas zu dramatisieren", beschwichtigte auch Karl-Heinz Ruzmmenigge. "Wir waren 18 Mal ungeschlagen. Am Samstag geht es wieder um drei wichtige Punkte."

Und dass auch die Berliner Hertha (Sa., 15.30 Uhr im LIVE-TICKER) von den Münchenern reichlich beschenkt werden wird, darf zumindest bezweifelt werden.

Manchester City - FC Bayern München: Die Statistik zum Spiel