Plötzlich gingen bei Danilo die Lichter aus. Es lief die 17. Minute des Rückspiels im Champions-League-Achtelfinale zwischen dem FC Porto und dem FC Basel, als Porto-Keeper Fabiano nach einem langen Ball der Schweizer völlig unnötig aus seinem Kasten stürmte und den eigenen Kapitän dabei ausknockte.
Danilo bekam Fabianos rechte Schulter mit voller Wucht ins Gesicht; sein Kopf schlug zweimal hart auf dem Boden auf. Portos Kapitän blieb minutenlang liegen, die Ärzte legten ihm eine Halskrause an. Ohne Bewusstsein wurde er ins Krankenhaus gefahren.
Zehn Tage später stand Danilo in der Liga gegen Nacional Funchal schon wieder auf dem Platz. Er hatte einfach nur wahnsinniges Glück im Unglück. Mehr als einen ordentlichen Brummschädel trug der Brasilianer nicht davon von dem Horror-Crash mit seinem Torhüter.
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"Zum Glück ist es nur beim großen Schrecken geblieben. Danilo ist wohlauf. Die ganze Mannschaft ist darüber sehr glücklich, weil die Situation alles in allem sehr dramatisch war", sagte Porto-Trainer Julen Lopetegui nach der Partie.
Bei Real Madrid dürften sich die Bosse haargenau erkundigt haben, ob etwaige Spätfolgen auch tatsächlich auszuschließen sind. Denn eine Woche zuvor hatten die Königlichen den Transfer des 23-Jährigen eingetütet. Vollzug meldete der Champions-League-Sieger dann am 1. April.
Zweitteuerster Transfer der Klubgeschichte
Der Wechsel nach Madrid ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die beim Pele-Klub FC Santos einst richtig Fahrt aufnahm. Über den America Futebol Clube war Danilo im Alter von 18 Jahren zum FC Santos gekommen. Früh konnte er seine Offensiv-Qualitäten als Außenverteidiger unter Beweis stellen. Zehn Tore und vier Vorlagen in 65 Spielen ließen die ersten europäischen Topklubs aufhorchen.
Der FC Porto schlug schließlich im Sommer 2011 zu und reinvestierte die 15 Millionen Euro Ablöse für Trainer Andre Villas-Boas beinahe komplett in den brasilianischen No-Name.
13 Millionen Euro Ablöse machten den damals 20-Jährigen zum zweitteuersten Einkauf der Vereinsgeschichte hinter einem gewissen Hulk. Wie bei so vielen südamerikanischen Talenten in der portugiesischen Hafenstadt sollte sich die Investition am Ende lohnen.
Vom Reservisten zum Kapitän
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit nur sechs Einsätzen in der ersten Saison in der portugiesischen Eliteklasse setzte sich Danilo im zweiten Jahr gegen Jorge Fucile und Cristian Sapunaru durch und ergatterte den Stammplatz rechts hinten in der Viererkette.
"In Brasilien werden die Außen wenig unter Druck gesetzt und bekommen sehr viel Platz. Daher habe ich mich am Anfang schwer getan, mich an den europäischen Fußball anzupassen", eklärte Danilo seine Startschwierigkeiten rückblickend, merkte aber auch an: "Jetzt fühle ich mich viel stärker. Ich verteidige besser und verhalte mich taktisch viel intelligenter."
Um seinen Platz in der ersten Elf muss Danilo schon lange nicht mehr fürchten. Drei Tore und vier Vorlagen in 28 Spielen der vergangenen Saison machten ihn beim 27-fachen portugiesischen Meister unverzichtbar.
Nach einer erneut bärenstarken Performance in diesem Jahr steht der brasilianische Nationalspieler in der Primeira Liga bereits bei fünf Toren und fünf Vorlagen und führte sein Team nach der Verletzung von Jackson Martinez zuletzt sogar als Kapitän auf das Feld.
Ein bisschen Maicon, ein bisschen Dani Alves
Es ist die körperliche und technische Vielseitigkeit, die Danilo auf das Radar vieler Topklubs gebracht hat: Für die traditionell kleine Außenverteidiger-Riege weist er mit 1,84 Metern Gardemaß auf.
Angesprochen auf den 16-maligen Nationalspieler gerät Selecao-Coach Carlos Dunga ins Schwärmen: "Seine Art zu spielen ist ansteckend. Er hat eine beeindruckende Physis, ein bisschen so wie Maicon. Er hört nicht auf zu laufen und wirkt immer frisch."
Allein die Athletik wird dem Gesamtpaket Danilo jedoch nicht gerecht. Als Dauerläufer auf der rechten Außenbahn bringt er nicht nur äußerst geschicktes Zweikampfverhalten, sondern auch einen ausgeprägten Offensivdrang mit.
Der Vergleich mit Dani Alves drängt sich auf, wenn man Danilos extrem offensiv ausgelegte Interpretation des Rechtsverteidigers beobachtet. Wie sein Landsmann schlägt Danilo starke Flanken aus dem Halbfeld und von der Grundlinie, sucht darüber hinaus aber auch gerne selbst den Abschluss.
Großes Faustpfand von Danilo ist dabei seine Beidfüßigkeit, die ihn im Vergleich zum klassischen Außenverteidiger für die gegnerische Defensive kaum ausrechenbar macht.
Dank seiner Schussstärke gehört er neben Yacine Brahimi und Casemiro zu den fest eingeteilten Standardschützen beim FC Porto. Ähnlich wie Mats Hummels sucht Danilo aus der eigenen Defensive auch gerne den langen Ball, um durch Seitenwechsel oder Vertikalpässe Portos schnelle Außen um Brahimi und Cristian Tello in Szene zu setzen.
Einer der Besten in Europa
Mit einer Quote von 75 Prozent gewonnenen Zweikämpfen in der aktuellen Champions-League-Saison bewies Danilo zudem seine Stärke in den Zweikämpfen, am Boden und in der Luft. Ab und an übertreibt es Danilo aber auch in den Duellen um den Ball, immer wieder kassiert er für ungestümes Zweikampfverhalten Gelbe Karten, in dieser Saison sind es in der Liga bereits acht.
Real Madrid wird sich dennoch gut überlegt haben, ob die 31 Millionen Euro Ablöse für Danilo gerechtfertigt sind. Die Königlichen konnten den Preis noch drücken; auf der festgeschriebenen Ablösesumme von 50 Millionen Euro beharrt Porto aus finanziellen Gründen nicht.
Danilo soll Drück ausüben auf Dani Carvajal. Alvaro Arbeloa ist in Madrid schon lange nicht mehr unumstritten und könnte den Verein trotz eines Vertrags bis 2016 nach der Saison verlassen.
"Carvajal und Arbeloa wissen, dass die Konkurrenz bei einem Verein wie Real Madrid immens ist und das auch so sein muss, damit wir unsere Ziele erreichen können. Ich bin sehr froh, dass der Wechsel geklappt hat, Danilo ist einer der besten Außenverteidiger in Europa", sagte Real-Coach Carlo Ancelotti.
Gedanken an 1987
Vor seinem Spanien-Abenteuer will Danilo aber noch in vollem Umfang dem FC Porto dienen. "Ich hatte und habe hier eine wunderschöne Zeit. Ich möchte dem Verein etwas zurückgeben und will mich mit einem Titel verabschieden", sagte Danilo.
In der Liga hat Porto sechs Spieltage vor Schluss drei Punkte Rückstand auf den ewigen Rivalen Benfica. Am 26. April kommt es in Lissabon zum direkten Duell.
Bis dahin stehen beide Viertelfinalspiele der Königsklasse gegen den FC Bayern an. Und Danilo spielt fast schon selbstverständlich auf das Finale 1987 an: "Damals war Bayern auch klarer Favorit. Ich bin mir sicher, dass wir diese Sensation wiederholen können."
Danilo im Steckbrief