"Seine Philosophie basiert auf speziellen Akteuren", erklärte Illgner im Gespräch mit Goal mit Blick auf Guardiola: "In Barcelona war es Messi, beim FC Bayern sind es Robben und Ribery. Sie verleihen dem Geschehen eine anarchische Komponente. Sie machen andere Dinge als der Rest. Als Trainer lebt man davon. Guardiola lebte von Messi, nun lebt er von Ribery und Robben. Das ist ganz normal."
Ohne die verletzte Flügelzange fehle dem Team derzeit "das Überraschungsmoment. Sie können eine Partie entscheiden und auf dem Flügel ein unheimliches Ungleichgewicht beim Gegner schaffen. Mit ihnen hätte man bestimmt das eine oder andere Tor erzielt, denn Barcelona ist nicht unverwundbar. David Alabas Ausfall tut ebenfalls weh. In der Nachbetrachtung sollte man das nicht ausklammern."
Ein Blanko-Scheck sei das aber nicht: "Die Spieler, die auf dem Platz standen, waren trotzdem das "Who is who" im deutschen und internationalen Fußball. Bloß war kein Lionel Messi dabei, der mit seiner Dynamik und Technik den Unterschied macht. Robben und Ribery können das auch, ziehen oft zwei, drei Kontrahenten auf sich und schaffen damit Räume. Sie und der Zug nach vorne haben gefehlt. Ballbesitz ist schön. Aber er muss genutzt werden, um Chancen zu kreieren. Das ist zu selten gelungen."
Illgner verteidigt Götze
Gleichzeitig verteidigte Illgner allerdings den zuletzt kritisierten Götze. Der 22-Jährige ist im Formtief und konnte die Ausfälle nicht auffangen, Illgner betonte: "Ich finde es unfair, die Diskussion an einzelnen Leuten aufzuhängen. Der ganze Klub ist nach der Pleite gefordert, eine "Jetzt-erst-Recht-Stimmung" vorzuleben - bis zum Anpfiff. Thomas Müller sehe ich hier in einer Schlüsselrolle. Er ist ein sehr positiver Typ, der Kollegen mitreißen kann."
Immerhin habe Bayern auch ohne Robben und Ribery schon im Hinspiel keinen "Angsthasen-Fußball" geboten: "Letztlich spiegelt das Ergebnis nicht den Verlauf wider. Was mich überrascht hat, war, dass man in kurzer Zeit die gute Position vergab. Unterm Strich war der Erfolg von Barcelona verdient, weil man mehr Druck entwickeln und mehr Chancen erarbeiten konnte. In der Höhe fiel er zu eindeutig aus."
Spagat wird "nicht leicht"
Daher hat Illgner die Münchner auch trotz der 0:3-Hypothek noch nicht abgeschrieben: "In den letzten Wochen haben sich die Bayern nicht mit Ruhm bekleckert. Nun hätten sie wieder eine Möglichkeit, zu überraschen. Die Gefahr ist Messis und Neymars Konterstärke. Es wird daher nicht leicht, den Spagat zwischen Dominanz, weil man drei Tore aufholen muss, und Konzentration, um die Gegenstöße zu unterbinden, zu schaffen."
Letztlich glaubt er aber nicht, dass dem deutschen Meister das Fußball-Wunder gelingt - gleichzeitig sieht er Real Madrid, das sein Hinspiel in Turin mit 1:2 verloren hat, im zweiten Halbfinale gegen Juve vorne: "Real schafft es und trifft im Finale auf Barcelona. Objektiv gesehen, kann in München nichts passieren. Schafft es Bayern, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, wäre vielleicht die Sensation möglich. Tippen würde ich darauf nicht."
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