Feiertag zur falschen Zeit

SID
Lucien Favre startet mit Gladbach denkbar schlecht in die Saison
© getty

Als Borussia Mönchengladbach am Montag mit Flug AB 1050 in das Abenteuer Champions League startete, war die Stimmung an Bord eher verhalten. Nicht mehr viel war zu spüren von der Vorfreude auf Europas Königsklasse, auf die der Verein immerhin 37 Jahre lang warten musste.

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"Viele glauben, wir liefern da nur die Punkte ab", sagte Sportdirektor Max Eberl vor dem Auftritt am Dienstag (20.45 Uhr im LIVETICKER) beim FC Sevilla, schob dann aber trotzig hinterher: "Was haben wir schon zu verlieren? Nichts!"

Eigentlich war die Reise nach Andalusien als Festtag geplant, als Krönung der fast schon unglaublichen Auferstehung des fünfmaligen deutschen Meisters. Doch nach dem Katastrophen-Start in die Bundesliga mit vier Niederlagen in Folge ist die Champions League plötzlich zur Nebensache verkommen. Er würde "lieber in Köln" als in Sevilla gewinnen, gab Eberl offen zu.

Gladbachs wohl einziger Vorteil: Angesichts der "Todesgruppe" mit den weiteren Gegnern Juventus Turin und Manchester City sind die Erwartungen ohnehin gering. Wo sonst könnte sich die völlig verunsicherte Mannschaft also Selbstvertrauen holen, wenn nicht in einem Spiel fast ohne Druck? "Dieses Spiel wird vielleicht eine gute Abwechslung", sagt auch André Hahn. Am Ende kann das Bundesliga-Schlusslicht nur überraschen.

Kein Wundermittel gegen Sevilla

Dafür bedarf es allerdings einer deutlichen Steigerung. Einen ähnlich peinlichen Auftritt wie beim 0:3 gegen den Hamburger SV würden die spielstarken Spanier wohl gnadenlos bestrafen. "Ein Wundermittel, das bei uns alles anders macht, gibt es aber nicht", warnt Eberl. Auch Trainer Lucien Favre, der nicht infrage gestellt wird, setzt vor allem auf "extrem viel Arbeit". Die drei Tage zwischen den beiden Spielen werden dafür wohl kaum genügt haben.

Ein wenig Mut machen die Duelle mit Sevilla im vergangenen Februar. Zweimal war die Borussia dem späteren Europa-League-Sieger mindestens ebenbürtig, verlor aber zweimal (0:1 und 2:3). Im Rückspiel sah Granit Xhaka Gelb-Rot und ist damit zum Start der neuen Saison gesperrt - kurioserweise wieder gegen Sevilla. Da auch Martin Stranzl und Alvaro Dominguez ausfallen, bleibt die Defensive Borussias Sorgenkind. "Unser Problem liegt eher in der Abwehr als im Angriff", sagt auch Eberl.

Vorfreude auf die CL-Hymmne

Und so mischte sich beim Abflug unter all die Skepsis auch ein wenig Trotz-Optimismus. 13.669 Tage sind seit jenem 12. April 1978 vergangenen, an dem die Borussia das Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Liverpool im Landesmeister-Wettbewerb 0:3 verlor. Alltag ist Europas wichtigster Klubwettbewerb also nicht. "Und deswegen freuen wir uns auch darauf, endlich die Champions-League-Hymne zu hören", sagte Hahn: "Dafür haben wir hart gearbeitet."

Zudem wird die Borussia nicht das einzige Sorgenkind im Stadion sein, auch Sevilla wartet nach drei Spieltagen noch auf einen Sieg. Vielleicht gelingt Gladbach ja tatsächlich eine Überraschung. "Nach Regen kommt Sonnenschein", sagte Eberl vor dem Abflug optimistisch. Zumindest damit behielt er recht: In Sevilla erwarteten den Tross sommerliche 26 Grad - nach den trüben Tagen am Niederrhein eine willkommene Abwechslung.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Sevilla: Rico - Coke, Andreolli, Kolodziejczak, Trémoulinas - Vitolo, N'Zonzi, Krychowiak, Konoplyanka - Immobile, Krohn-Dehli. - Trainer: Emery

Mönchengladbach: Sommer - Korb, Jantschke, Brouwers, Wendt - Dahoud, Nordtveit - Hahn, Hazard - Stindl, Raffael. - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Pavel Královec (Tschechien)

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