Die deutschen Teams bekommen bei der Auslosung die volle spanische Breitseite ab. Direkt in der Gruppenphase bittet die Bundesliga Real, Barca und Atletico zum Tanz. Während Gladbach die viel zitierte Hammergruppe erwischt, haben Dortmund und Bayern nur ein Ziel. Leverkusen empfängt drei Teams auf Augenhöhe.
Gruppe C: Borussia Mönchengladbach
Gegner: FC Barcelona, Manchester City, Celtic Glasgow
In Gladbach holte unmittelbar nach der Auslosung manch einer erst einmal tief Luft, hielt kurz inne und atmete dann tief aus. Auch wenn der Begriff der Hammergruppe in den Medien inflationär gebraucht wird, kaum einmal passte die Bezeichnung so gut. Mit dem FC Barcelona und Manchester City bekommen die Fohlen aus dem ersten und dem zweiten Topf wohl jeweils den schwersten und unangenehmsten Gegner vor die Nase gesetzt.
Die Reaktionen aus Gladbach waren hier und da geteilt. Während sich einige bereits mit der Europa League anfreundeten, verwandelten sich die Spieler fast schon zu kleinen Jungs, die gegen die Idole spielen dürfen. "Von Gegnern wie dem FC Barcelona oder Manchester City hat man vorher geträumt, und nun wird es Realität. Wir freuen uns riesig darauf, uns mit den Besten zu messen und werden alles tun, um gegen diese Gegner zu bestehen", erklärte beispielsweise Tobias Strobl. Auch Oscar Wendt sagte, dass die Gruppe "nach Champions League" klinge.
Aus der Vorstandsebene waren andere Töne zu hören. Vizepräsident Rainer Bonhof etwa trat auf die Euphoriebremse und meinte, dass ihm eine machbare Gruppe deutlich lieber gewesen wäre: "Es ist sicherlich nicht die Gruppe, die man sich im Vorfeld erhofft hat. Wir hätten natürlich gerne eine Gruppe gehabt, in der man vom Papier her gute Chancen aufs Überwintern in der Champions League gehabt hätte." spox
Viele Worte über den FC Barcelona muss man wahrscheinlich nicht mehr verlieren. Die Katalanen werden nach dem Viertelfinal-Aus in der letzten Saison mit einer mächtigen Portion Wut im Bauch in die Gruppenphase starten. Das Team ist seit Jahren eingespielt und wirkte zuletzt so gefestigt wie lange nicht. Dass die Borussia mit Barca-Keeper Marc-Andre ter Stegen auf einen Ex-Gladbacher treffen wird, ist für viele das Bonbon auf der Torte.
Manchester City hingegen legte in der letzten Saison den CL-Fluch ab und zog erstmals in der Klubgeschichte ins Halbfinale ein. Dort unterlagen die Citizens dem späteren Sieger Real nur hauchzart (0:0 und 0:1). Was im Anschluss passierte, ist längst bekannt. Mit Pep Guardiola steht inzwischen der Heiland schlechthin an der Seitenlinie, der das Team vermutlich nicht schlechter machen wird. Mit zahlreichen Neuzugängen verstärkte er seine Truppe zuletzt klug und gilt nicht nur in der Liga als Mitfavorit auf den Titel.
Der vierte Gegner im Bunde ist Celtic FC. Der Serienmeister aus Schottland schnappte sich in Abwesenheit des Dauerrivalen, den Rangers, zum fünften Mal in Folge den Titel. In der Qualifikation setzten sich die Schotten im entscheidenden Duell gegen Hapoel Be'er Sheva durch. Doch obwohl man im Hinspiel mit 5:2 siegte, geriet das Team von Neu-Coach Brendan Rodgers im zweiten Aufeinandertreffen beim 0:2 noch mal gehörig ins Wanken.
Fazit: Realistisch gesehen, wird sich Gladbach mit Celtic lediglich um Platz drei streiten. Barca und City scheinen zu stark zu sein. Doch auch im letzten Jahr zeigten die Fohlen, dass sie zumindest die Citizens kitzeln können. Platz drei muss jedoch das Ziel sein.
Gruppe D: Bayern München
Gegner: Atletico Madrid, PSV Eindhoven, FK Rostow
Bereits vor der Auslosung war in Stein gemeißelt, dass der FC Bayern als Favorit in die Gruppenphase gehen und der Gruppensieg nur über die Münchner gehen wird. Dafür ist das Team von Carlo Ancelotti zu gefestigt und zu sehr mit Topstars besetzt.
Doch mit Atletico Madrid hat der deutsche Rekordmeister direkt in der Vorrunde nun einen echten Prüfstein auf der Agenda - neben Manchester City vermutlich das unangenehmste Team aus dem zweiten Topf. Erst in der letzten Saison schafften es die Spanier bis ins Finale und räumten auf dem Weg dorthin mal eben den FC Barcelona und eben auch den FC Bayern aus dem Weg. Die Münchner bekommen deshalb noch in der Vorrunde die Chance zur Revanche für das Halbfinal-Aus im Vorjahr.
Es ist zu erwarten, dass die Colchoneros erneut einen ähnlich destruktiv anmutenden Fußball spielen wie noch in der letzten Saison. Da das Team von Diego Simeone einerseits kaum schmerzhafte Abgänge zu verkraften hat und mit Kevin Gameiro, Nico Gaitan und Sime Vrsaljko vielversprechende Spieler hinzu bekommen hat, wird die Elf wieder ein Wörtchen um den Titel mitreden können. Viel wird jedoch davon abhängen, ob Coach Simeone seine Mannschaft erneut wieder zu einem funktionierenden Bollwerk formen kann.
"Gegen Atletico wollen wir zeigen, dass wir es besser können als im zurückliegenden Halbfinale, da haben wir sicherlich noch eine Rechnung offen", so Thomas Müller. In eine ähnliche Kerbe schlug auch Manuel Neuer: "Ich freue mich vor allem, wieder zweimal gegen Atletico Madrid spielen zu dürfen. Da bekommt man schon einen Vorgeschmack auf die K.o.-Spiele, für die wir uns natürlich als Gruppenerster qualifizieren möchten."
Abgesehen von Atletico bekommen es die Bayern aber mit machbaren Gegnern zu tun. PSV Eindhoven und FK Rostow stellen die krassen Außenseiter in der Gruppe dar. Die Niederländer, die von Philipp Cocu trainiert werden, fingen in der zurückliegenden Saison den Tabellenführer Ajax noch am letzten Spieltag ab und schnappten sich die Meisterschaft. Eine der Stützen des Teams war dabei Jeffrey Bruma, der in der Sommerpause jedoch zum VfL Wolfsburg wechselte.
Rostow stellt im kompletten Aufgebot die große Unbekannte dar. Der russische Klub landete in der letzten Saison in der Liga auf Rang zwei und platzierte sich somit noch vor dem ambitionierten Zenit St. Petersburg. Wirkliche Stars sucht man in der Mannschaft allerdings vergeblich. Dass die Russen dennoch nicht zu unterschätzen sind, zeigten sie in der Qualifikation. Deutlich setzte sich das Team von Dmitri Kirichenko gegen Ajax Amsterdam durch (1:1 und 4:1).
Fazit: In Gruppe D herrscht eine klare Zweiklassengesellschaft. Für die Bayern geht es lediglich darum, den ersten Platz zu sichern und Atletico so auszustechen. Zwar hoben die Münchner nach der Auslosung allesamt den Zeigefinger und warnten auch vor den scheinbar schwächeren Gegnern, doch diese werden mit dem Weiterkommen nichts am Hut haben.
Gruppe E: Bayer Leverkusen
Gegner: ZSKA Moskau, Tottenham Hotspur, AS Monaco
Anders als die anderen Gruppen der deutschen Mannschaften ist die Rollenverteilung hier nahezu komplett offen. Mit Moskau, Tottenham und Monaco zog das Team von Trainer Roger Schmidt vermutlich die ausgeglichenste aller Gruppen.
"Das ist eine interessante Konstellation, einen richtigen Favoriten gibt es da nicht. Tottenham ist für unsere Fans das wohl attraktivste Los. Wobei die sportliche Qualität aller Gegner eine große Herausforderung darstellt. Aber eines ist klar: das Achtelfinale ist das Ziel, das wir alle uns setzen", erklärte Geschäftsführer Michael Schade. Auch Sportchef Rudi Völler analysierte, dass "eigentlich alles möglich" sei.
Speziell aus dem ersten Topf gab es für die Werkself ein einfaches, wenn nicht sogar das einfachste Los: ZSKA Moskau. Mit Barca, Real und Juve wären ganz andere Kaliber möglich gewesen. Doch auch die Russen sind nicht zu unterschätzen. Schließlich setzte sich ZSKA in der Liga als Erster durch und schnappte sich die Meisterschaft. Bereits zum vierten Mal in Folge qualifizierten sich die Russen somit für die Gruppenphase der CL, ebenso häufig treffen bzw. trafen sie dabei auf deutsche Teams. Während sich 2013/14 und 2014/15 die Bayern mit ZSKA rumschlagen mussten, hatte zuletzt der VfL Wolfsburg das Vergnügen. Die ernüchternde Bilanz: sechs Spiele, sechs Pleiten. Alleine in den letzten drei Runden gab es stets das Aus in der Vorrunde. Wirklich namhafte Neuzugänge sucht man vergebens, mit Ahmed Musa verkaufte Moskau für rund 20 Millionen Euro zudem den Topstürmer an Leicester City.
Während es der erste Topf gut mit der Werkself meinte, setzte es in den weiteren eher die dickeren Brocken. Alleine Tottenham sorgte in England in der letzten Saison für mächtig Wirbel und landete letztlich auf Rang drei. Coach Mauricio Pochettino formte aus den Londonern in den vergangenen Jahren eine bärenstarke Einheit, die in der aktuellen Saison durch Spieler wie Vincent Janssen von AZ Alkmaar und Victor Wanyama vom FC Southampton noch verbessert wurde. Auch in der letzten Saison bekamen es die Spurs mit einem deutschen Team zu tun. Gegen Dortmund schied man in Achtelfinale der EL allerdings deutlich aus (0:3 und 0:1).
Als Vierter gesellt sich Monaco hinzu. Das Team von Leonardo Jardim spürt nach dem Hype um den Klub vor wenigen Jahren noch die positiven Nachwehen. Zwar sind mit James Rodriguez und Co. die großen Stars weitergezogen, doch einige große Namen kann das Team noch immer vorweisen. Auch deshalb reichte es in der Liga zuletzt hinter Meister PSG und Lyon zu einem dritten Platz. Dass mit ihnen dennoch zu rechnen ist, zeigten die Monegassen dann in der Quali. Dort schalteten sie das hochgehandelte Villarreal aus. "Mit Monaco haben wir aus dem vierten Topf wohl einen der schwierigsten Gegner gezogen", erklärte Völler.
Fazit: In der Gruppe der Werkself ist alles drin. Sollte das Schmidt-Team die Leistungen der vergangenen Saison abrufen können, ist der Gruppensieg realistisch. Doch alle vier Teams sind eigentlich auf Augenhöhe.
Gruppe F: Borussia Dortmund
Gegner: Real Madrid, Sporting CP, Legia Warschau
Es passiert nicht oft, dass ein Verein den Titelverteidiger zugelost bekommt und aus dem Lager dennoch nur Positives zu hören ist. Nahezu achselzuckend nahmen die Schwarzgelben das Los Real Madrid an und krempelten die Ärmel hoch. "Es ist eine interessante Gruppe, in der große sportliche Herausforderungen auf uns warten. Fast wie in jedem Jahr haben wir es mit Real Madrid zu tun und treffen damit auf alte Bekannte", sagte beispielsweise Sportdirektor Michael Zorc.
Auch Trainer Thomas Tuchel erklärte, dass er sich auf den Titelverteidiger freue, da das Spiel "ja fast schon ein Klassiker ist". In der Tat hatte es die Borussia bereits in der Saison 2012/13 sowie 2013/14 jeweils mit dem spanischen Krösus zu tun. Der Ausgang der beiden Aufeinandertreffen hatte allerdings jeweils einen unterschiedlichen Ausgang.
Jeder Dortmund-Fan erinnert sich noch heute an die vier Finger, die Lewandowski bei seiner 4:1-Gala in den Nachthimmel reckte und somit bereits im Hinspiel das Finale gegen die Bayern eintütete. Auch ein Jahr später kreuzten sich die Wege der beiden Klubs in der K.o.-Runde. Im Viertelfinale behielt dabei allerdings Real (3:0 und 0:2) knapp die Oberhand.
Obwohl sich die Königlichen auf dem Transfermarkt bislang recht ruhig verhielten und mit Alvaro Morata lediglich einen namhaften Neuzugang verzeichnen konnten, gelten sie als aktueller Champion automatisch als Favorit auf den Titel. Bereits jetzt gieren zahlreiche Fans in Madrid nach dem zwölften Henkelpott, der gleichzeitig den Fluch des Titelverteidigers brechen würde. spox
Ähnlich wie in der bayerischen Gruppe D sind die Favoritenrollen zementiert. Sollte alles normal laufen, werden Sporting CP und Legia Warschau lediglich den dritten Platz ausspielen. Die Portugiesen mauserten sich in den letzten Jahren immer mehr zum nationalen Topteam. Nach einer schwachen Saison 2012/13 kratzen sie zuletzt mit dem Rückenwind des Pokalsieges am Thron von Benfica und verfehlten Platz eins nur um zwei Punkte. Das Team des extrovertierten Jorge Jesus ist eingespielt und alles andere als ein bequemer Gegner.
Mit Legia Warschau schaffte es zudem erstmals seit 20 Jahren eine polnische Mannschaft in die CL-Gruppenphase. Der beschwerliche Gang durch die Quali war dafür nötig. Dort warteten mit Zrinjski Mostar, AS Trencin und FC Dundalk jedoch verhältnismäßig machbare Aufgaben. Auf die leichte Schulter wolle man die Teams dennoch nicht nehmen, war aus dem BVB-Lager zu hören.
Von "neues, attraktives Ziel auf unserer europäischen Fußball-Reiseroute" (Hans-Joachim Watzke) bis hin zu "sehr starke Mannschaften" (Michael Zorc) war an Kommentaren alles dabei. Gewarnt? Ja. Favoriten. Ebenfalls ja.
Fazit: Real ist als Titelverteidiger der klare Chef im Ring. Doch die Dortmunder zeigten zuletzt immer wieder, dass sie die Spanier ärgern können. Zu Hause ist man gar ungeschlagen gegen die Königlichen (3 Siege, 2 Remis). Sollte nichts schiefgehen, wird der BVB zum vierten Mal in Folge in die K.o.-Runde einziehen. Warschau und Sporting werden oben nicht angreifen können.
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