Wiedersehen mit den Plagegeistern

Andreas Lehner
14. September 201611:40
Pep Guardiola hatte als Bayern-Trainer immer wieder Probleme mit Gladbachgetty
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Borussia Mönchengladbach muss auch in seiner zweiten Champions-League-Saison durch eine Hammergruppe. Zum Start treten die Fohlen bei Manchester City an (20.45 Uhr im LIVETICKER). Das schwere Auswärtsspiel hat aber auch etwas Gutes, es geht gegen Pep Guardiola und gegen den hat die Borussia eine gute Bilanz. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Fußballmanagement analysiert SPOX die Möglichkeiten der Borussia.

Die Ausgangslage:

Manchester City stand vergangene Saison im Halbfinale der Champions League. Borussia Mönchengladbach schied in der Vorrunde aus. Manchester City hat gerade das Derby gegen Manchester United gewonnen. Borussia Mönchengladbach am Wochenende in Freiburg verloren. Manchester City hat in diesem Sommer 213 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Borussia Mönchengladbach 30 Millionen Euro.

Man muss an dieser Stelle nicht noch weitere Vergleiche ziehen, um die Rollenverteilung zu verdeutlichen. Manchester City ist ein Team, das sich mit den Besten in Europa messen und über kurz oder lang auch die Champions League gewinnen will. Gladbach will erstmals seit der Einführung 1992 in die K.o.-Phase und geht als klarer Außenseiter in die Partie.

So kurios es klingt, die Hoffnung für die Borussia heißt Pep Guardiola. Keine andere Mannschaft konnte sich in den drei Jahren seiner Bayern-Ära so gut auf den Spielstil des Katalanen in München einstellen und die Bayern derart vor Probleme stellen. Guardiolas Bilanz gegen Gladbach: zwei Siege, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen.

Guardiola hat die Partie am Dienstag in seiner typischen Art als "Finale" bezeichnet. Das mag vielleicht übertrieben sein, Guardiolas Respekt vor der Borussia ist aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen aber echt.

"Borussia ist ein mutiges Team mit einem mutigen Trainer. Es ist eines der besten Teams in Europa. Wenn wir die Gladbacher spielen lassen - puh! Dann werden wir leiden", sagte Guardiola. "Sie haben sehr, sehr intelligente Spieler und sind Meister im Kontern."

Gladbachs Plan im Spiel gegen den Ball:

Schaut man sich die Statistiken der Gladbacher Spiele unter Schubert gegen Bayern an, fällt vor allem auf, dass die Ballbesitzquoten der Münchner unter ihrem Durchschnitt lagen (59,7 und 56,1 Prozent). Außerdem spielten die Bayern ungewöhnlich viele lange Bälle, die Gladbach gut verteidigte und die Passquote bewegte sich nur um die 80 Prozent, sehr wenig für die Bayern.

"Gladbach war eines der wenigen Teams, das die Bayern frühzeitig angriff und damit vor große Probleme stellte, da ein kontrolliertes Passspiel so nicht möglich war", sagt Dr. Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel- und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement.

Auch international zieht die Borussia ihren Spielstil durch und versteckt sich nicht. Schmalhofer erwartet, dass die Borussia auch Manchester City "sehr früh im Spielaufbau aus einer 5-3-2-Grundordnung heraus attackieren" wird.

"Bei Schubert haben die Stürmer Raffael, Hazard oder auch Hahn die Aufgabe, früh und sehr mannorientiert anzugreifen, so dass die Innenverteidiger zugestellt sind. Zudem wird auch der gegnerische Sechser, wenn er sich zurückfallen lässt, sofort attackiert, um einen kontrollierten Spielaufbau zu vermeiden", sagt Schmalhofer.

Da Guardiola auch bei City schon an den Basics gearbeitet hat und die Spieleröffnung flach über die Innenverteidiger und Mittelfeldspieler durchführen will, dürfte Gladbach sein Vorhaben auch in Manchester umsetzen. Zumal die Borussia schon die in der Entwicklung deutlich weiteren Bayern mit ihrer Spielweise vor Probleme stellte.

SPOXInstitut für Fußballmanagement

Gefährlich wird es für die Borussia, wenn der Druck auf den Ball nicht aufrechterhalten werden und City mit Tempo in die offenen Räume starten kann. Denn mit Kevin de Bruyne, Raheem Sterling oder Leroy Sane hat City pfeilschnelle Spieler in seinen Reihen, die diese Lücken ausnutzen können.

"Gladbachs Flügelspieler sollten achtgeben, wenn sie gegen den Ball sehr hoch aufrücken, da die Dreierkette dann sowohl auf der ballnahen als auch auf der ballentfernten Seite Räume zulässt. Das war auch in Bern teilweise problematisch und muss gegen Manchester City deutlich besser verteidigt werden", sagt Schmalhofer.

Gladbachs Plan im Spiel mit dem Ball:

Konter. Nichts hat Guardiolas Denken und Handeln in Deutschland mehr geprägt, als die ständige Verhinderung von Kontern. Gladbach gehört in Deutschland zu den besten Mannschaften im Umschaltspiel nach vorne.

In Ballbesitz schieben die Außenspieler nach vorne, so dass aus dem 5-3-2-System ein 3-5-2 wird.

"Die Sechser Kramer, Strobl oder auch Dahoud nehmen dabei eine zentrale Rolle im Spielaufbau ein", sagt Schmalhofer. "Vor allem Kramer lässt sich immer wieder zwischen die Verteidiger oder auf den Flügel zwischen den äußeren Verteidiger und den hochgeschobenen Flügelspieler fallen und versucht im Aufbau das Spiel zu lenken."

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Dazu kommt, dass sich auch Stindl als Zehner immer wieder fallen lässt, um Räume für Gladbachs schnelles Spiel in die Tiefe zu öffnen. "Generell versuchen die Borussen, im Angriffsspiel den Ball steil und flach durchs Zentrum auf einen der beiden Sechser, ihren Zehner oder einen der beiden Stürmer zu spielen. Der Zielspieler lässt den Ball dann häufig für einen nachrückenden Spieler klatschen", erklärt Schmalhofer.

Diese Vorgehensweise bietet den Gladbachern mehrere Optionen. Schmalhofer: "Neben der Möglichkeit nun flach durchs Zentrum zu kombinieren, binden die Gladbacher ihre Gegenspieler mittig und schaffen sich so auch Räume auf den Flügeln, um von dort aus mit den schnellen Flügelspielern mit Geschwindigkeit Richtung Tor zu ziehen."

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