"Wir haben in den letzten drei Jahren dreimal gegen spanische Mannschaften gespielt und dort immer verloren", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug mit LH 2570 nach Madrid, "jetzt haben wir die Chance, mit Carlo zu zeigen, dass wir wenigstens mal einen Punkt da holen können - oder auch drei". Beim 5:0 zum Auftakt gegen Rostow habe man schon mal "ein Zeichen gesetzt, aber wir müssen jetzt unter Beweis stellen, dass wir auch dieses Jahr wieder Ansprüche haben."
Allerdings, betonte Rummenigge: "Wie stark Atlético ist, mussten wir vergangene Saison selbst erfahren." In der Tat: Im Hinspiel im Estadio Vicente Calderón (0:1) zeigte der FC Bayern eines seiner schwächsten Spiele unter Pep Guardiola. Das Aus war dennoch unglücklich, im Rückspiel fehlten beim 2:1 gegen den Finalisten von 2014 und 2016 nur Nuancen. "Das ist eine sehr starke Mannschaft, einen schwereren Brocken kann man kaum erwischen", sagte Rummenigge über den zweiten Gegner in der Gruppe D.
Ancelottis starke Bilanz gegen Atletico
Ancelotti dagegen hat in der Königsklasse sehr gute Erfahrungen mit Atlético gemacht. Er verlor keines seiner fünf Duelle mit den Rojiblancos, vor zwei Jahren triumphierte er mit Real Madrid im Stadtderby im Finale von Lissabon (4:1 n.V.). "Ich mag Madrid und komme gerne zurück, ich hatte hier zwei wunderbare Jahre", sagte der Italiener, der mit acht Siegen in acht Pflichtspielen in München einen imposanten Start hingelegt hat. Aber, so betonte er, nun stehe seine Elf vor der bislang größten Herausforderung: "Es war immer schwierig gegen Atlético, wir brauchen eine gute Leistung."
Kapitän Philipp Lahm meinte bei der Pressekonferenz am Dienstagabend in einem kellerartigen Raum im Estadio Vicente Calderón, Atlético sei "der erste harte, knackige Gegner" der Ancelotti-Bayern. Und diese, meinte Weltmeister Thomas Müller, sind gekommen, um eine noch immer schmerzende Wunde zu schließen: "Wir wollen zeigen, dass wir es besser können als im zurückliegenden Halbfinale, da haben wir sicherlich noch eine Rechnung offen." Zumindest in Gruppenspielen kann sich die Münchner Spanien-Bilanz mit nur einer Niederlage (1:2 im Oktober 2002 bei Deportivo La Coruña) sehen lassen.
Aufpassen auf Griezmann
Auch Lahm gab zu, dass die Pleite der Vorsaison noch "im Kopf" der Münchner sei. Auch deshalb gelte: "Wir haben die Aufgabe zu punkten." Nur dann könne man "von einem guten Start in die Champions League sprechen".
Spanien-Experte Ancelotti fürchtet vor allem Stürmerstar Antoine Griezmann, der den Bayern-K.o. am 3. Mai besiegelt hatte. "Er könnte bei jedem großen Klub in Europa spielen", sagte er über den Franzosen, der in sechs Saisonspielen fünfmal getroffen hat.
Gegen das Atlético von Diego Simeone zu spielen, heißt es in Spanien, sei wie zum Zahnarzt zu gehen: Du weißt, dass es weh tun wird. Gut für Ancelotti, dass er kaum personelle Sorgen hat. Mats Hummels ist laut Ancelotti nach überstandener Knieblessur "bereit", nur Holger Badstuber und Douglas Costa fehlen.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Madrid: Oblak - Juanfran, Savic, Godín, Filipe Luís - Gabi, Koke - Saúl, Carrasco - Gameiro, Griezmann. - Trainer: Simeone
München: Neuer - Lahm, Boateng, Hummels (Martínez), Alaba - Alonso - Thiago, Vidal - Müller, Ribéry - Lewandowski. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen)