Hoffen auf den Barca-Effekt

Pep Guardiola soll bei Manchester City etwas neues erschaffen
© getty

Am Mittwoch (20.45 Uhr im LIVETICKER) kommt es zur zweiten offiziellen Rückkehr von Pep Guardiola nach Barcelona. Mit Manchester City weckt er alte Erinnerungen, die Citizens erhoffen sich den Barca-Effekt.

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Der Katalane an sich mosert gerne. Er sitzt vor einem der vielen Cafes der Innenstadt Barcelonas, hat eine Zeitung auf dem Schoß liegen und blickt die Straße herab. Dieser Pep Guardiola. Na ob das was wird?

Keine Erfahrung als Trainer im Profifußball und gleich Ronaldinho und Deco abgesägt. In der Liga gegen Numancia verloren.

Der Katalane legt die Zeitung auf den kleinen Tisch neben seine Tasse und steht auf. "Guardiolas Barca enttäuscht gegen Numancia", steht auf der Titelseite. Eine Woche später wird er am gleichen Ort sitzen. Katalanen sind Gewohnheitstiere.

Wieder fällt die Überschrift der Zeitung wenig schmeichelhaft aus. El Confidencial schreibt: "Ein steriles Barca kann nach der Revolution von Guardiola nicht mit Racing mithalten."

Grundstein für das Triple gelegt

Der Trainer sagte zu diesem Zeitpunkte Sätze wie diese: "Es gibt keine Entschuldigung, wir haben nicht gut angegriffen." Oder: "Ich nehme die ganze Schuld auf mich." Auch gerne gehört: "Ich habe kein Problem mit Samuel Eto'o."

Der Kredit, den er sich als Spieler und Trainer der B-Mannschaft aufgebaut hat, beginnt in diesen Momenten schon zu schwinden. Es ist der 13. September 2008 und Guardiola sitzt auf einem Holzstuhl, an dem die Journalisten fleißig zu sägen begonnen haben.

Drei Tage später legt der FC Barcelona mit einem 3:1-Sieg über Sporting CP die Basis für das Triple. 19 Spiele wird das Team in den nächsten Wochen absolvieren und keines davon verlieren. Erst Schachtjor Donezk entführt Mitte Dezember drei Punkte aus dem Camp Nou.

Guardiola geht nicht mehr aus dem Kopf

Pep Guardiola ist angekommen, sein Fußball hat die Köpfe der Spieler erreicht. Er wird sie nie mehr verlassen. Ob man nun mit Victor Valdes, Carles Puyol, Xavi Hernandez oder Thierry Henry spricht, sie alle schwärmen von ihrer Zeit unter dem in Santpedor geborenen Trainer.

Keiner der genannten Spieler wird beim Spiel gegen Manchester City (20.45 Uhr im LIVETICKER) auf dem Platz stehen. Sie alle haben Barcelona verlassen, ihre Aufgaben erfüllen nun Marc-Andre ter Stegen, Samuel Umtiti, Ivan Rakitic oder Luis Suarez. Keiner von ihnen hat mit Guardiola zusammengearbeitet.

Und doch wird die Atmosphäre im Camp Nou eine ganz besondere sein. Der heutige City-Coach baute das wieder auf, was Cruyff einst begonnen hatte. Er renovierte die Jugendausbildung, die erste und zweite Mannschaft sowie das Selbstbild eines ganzen Klubs. Der Erfolg von Luis Enrique baut auch auf auf dem, was Guardiola schuf.

"Eine neue kritische Phase"

Dieser ist kein Trainer wie Carlo Ancelotti oder eben Enrique. Beide kommen und formen aus dem, was sie vorfinden das Bestmögliche. Der Katalane dagegen kommt, wirft Sachen um und stellt neue auf. Er wirbelt das Wissen seiner Spieler durcheinander und ordnet es neu.

Das, was er in Barcelona geschaffen hat, erhofft sich auch Manchester City. Ein Gesicht, eine Spielidee, die die Trainer nach Guardiola ebenso fortführen können wie die Jugendtrainer im Unterbau. Dass sie dabei einen Projektmanager unter Vertrag genommen haben, ist nur in Ordnung.

Der FC Bayern hatte dieses Bild von sich selbst schon und rieb sich entsprechend immer wieder mit den Ideen Guardiolas. Das macht vielleicht auch verständlich, warum er nicht nach Barcelona zurückkehren wird. Er hat seine Aufgabe dort abgeschlossen, der Verein steht nun auf eigenen Beinen.

Das ist anders in Manchester. "Eine neue kritische Phase", kündigten die Citizens in ihrem Jahresabschluss für die Saison 2016/17 an und tatsächlich wird diese Saison die sein, die City unter den Granden Europas etabliert.

Barcas Anti-Guardiola-Maschine

Das muss noch nicht in Barcelona passieren und wird es vermutlich auch nicht. Dafür ist Peps ManCity noch weit entfernt von Enriques Barcelona. "Natürlich ist Barcelona etwas Besonders. Sie sind eine Maschine", hatte Guardiola vorgewarnt und damit bildlich dargestellt, was seine Männer im Camp Nou erwartet.

Enrique hat gewissermaßen eine Mannschaft geformt, die wie geschaffen ist, um die seines Gegenübers vom Mittwoch zu schlagen. Der sichere Spielaufbau ist ideal gegen das Angriffspressing, die druckresistenten Mittelfeldspieler überspielen gekonnt jedes Gegenpressing und MSN bestrafen jede hoch stehende Abwehrreihe.

Dazu sind diese Citizens noch lange nicht so weit, das geforderte Spiel über die volle Spielzeit zu erbringen. Das zeigten die letzten Begegnungen, wenngleich das Team doch beispielsweise gegen Everton (1:1) sehr nahe an der Vorstellung Guardiolas gewesen sein dürfte.

Gündogan setzt auf Insiderwissen

Positiv scheint das Insiderwissen von Guardiola. "Es ist ein großes Plus, dass er sie kennt. Er kennt das Team, den Klub, das Stadion und er kennt Lionel Messi", folgerte Ilkay Gündogan. Der Mittelfeldspieler trifft zum ersten Mal auf Barcelona: "Er wird uns Informationen geben, die uns kein anderer Trainer geben kann."

Somit steht Emotionalität nicht mehr wirklich im Fokus. Eine große Rückkehr mit Feierlichkeiten wird es nicht geben, wenngleich viele Cules Guardiola noch im Herzen tragen. Er ist mit dem Klub zerstritten und das hörte man in der Pressekonferenz gelegentlich auch durch: "Wir fahren dorthin, um Punkte zu holen. Das ist das Allerwichtigste."

Somit scheint offen, was der Katalane vor seinem Cafe am Donnerstag lesen wird. So oder so wird etwas zu mosern sein. Das gilt nicht für den Mann aus Manchester. Der ist vorerst mit so gut wie allem zufrieden.

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