Thomas Tuchel, der kühne Aufsteiger, dem alles gelingt. So sah es anfangs auch bei Borussia Dortmund aus, doch nun steckt er beim BVB in einer ersten Schwächephase, wenn man noch nicht von "Krise" sprechen mag. Im Oktober ist seine Mannschaft ohne Sieg geblieben. Erfahrung müsste sich mit Jugend mischen, doch eine Serie von Verletzungen zwingt Tuchel dazu, einfach irgendwie diese Zeit zu überstehen.
"Es fühlt sich alles sehr zäh an, als müsste man für jede Kleinigkeit sehr hart kämpfen", sagte Tuchel nach dem 0:0 gegen Schalke 04: "So ist es auch. Das nervt uns, dass wir den Ergebnissen hinterher hinken und die Lücke nach oben immer größer wird." Acht Punkte sind es inzwischen zum Tabellenführer Bayern München, der wohl diese Saison außer Reichweite bleiben wird. Allerdings: Am Mittwoch (20.45 Uhr im LIVETICKER) gegen Sporting kann vorzeitig der Einzug ins Achtelfinale der Champions League gelingen.
Seine Punkte verliert der BVB tröpfchenweise. Mal nach einer Katastrophen-Halbzeit beim FC Ingolstadt (Endstand: 3:3), mal nach einer indiskutablen Leistung bei Bayer Leverkusen (0:2), zu Hause gegen Hertha BSC (1:1) oder nun Schalke. Tuchel tat sich nach dem Bayer-Spiel zudem keinen Gefallen, als er die überhohe Foulzahl bei den BVB-Gegnern beklagte.
Quäntchen Glück fehlt
Es schien, als hätte er damit die Blaupause dafür geliefert, wie der BVB bezwungen werden kann. Mit Konzentration, Stabilität, kompromisslos in der Härte, wie es auch Schalke im Derby versuchte. Die hochtalentierten, aber jungen Spieler sind damit sichtlich zu beeindrucken.
Hinzu kommt, dass die Chancenverwertung nicht stimmt. Das war auch bei den Schützenfesten zu Saisonbeginn schon so, als die Dortmunder alle vom Feld schossen - aber es fiel kaum auf. "Man bekommt nicht immer die Ergebnisse, die man verdient", sagt Tuchel. Im Derby habe "ein Quäntchen Glück gefehlt, sonst gar nichts".
Doch auch der Trainer sieht eine Szene aus der Schlussphase als exemplarisch an. Schalkes Sead Kolasinac grätschte Christian Pulisic quasi auf der Linie sensationell den Ball vom Fuß. "Egal, wohin der Ball abprallt, wir können ihn ins Tor drücken - aber er geht natürlich ins Aus", sagte Tuchel säuerlich.
Dass sich alles, was er anfasst, wundersam zu einer Einheit zusammenfügt, ist erst einmal vorbei. Weil die Zutaten nicht stimmen. Mario Götze ist weit von seiner Form früherer BVB-Tage entfernt, Marco Reus dauerverletzt, Andre Schürrle nicht voll belastbar. Den richtigen Mix zu finden, ist schwierig geworden.
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