Kevin Kampl humpelte nach dem Abpfiff mit letzter Kraft und schmerzverzerrtem Gesicht in die Bayer-Fankurve, schüttelte Hände, verteilte Küsschen und ließ sich auf unzähligen Selfies mit den ekstatischen Anhängern ablichten.
"Das war das bislang größte Highlight meiner Karriere und zudem endlich mein erstes Saisontor, deshalb musste ich mit unseren fantastischen Fans gebührend feiern", sagte Bayer Leverkusens Matchwinner nach dem 1:0-Coup in der Champions League bei Tottenham Hotspur im legendären Wembleystadion.
Ein langersehnter Sieg
Nach zuvor drei Remis hatte der überragende Mittelfeldspieler in der 65. Minute im vierten Anlauf den ersten Gruppensieg der Werkself in der Königsklasse unter Dach und Fach gebracht und damit nach schweren Wochen unter dem Bayer-Kreuz wieder für eitel Sonnenschein gesorgt.
"Wie wir uns aus unserer Krise befreit haben, schaffen nicht viele Mannschaften", sinnierte Kampl mit Blick auf die Siege zuvor beim VfL Wolfsburg (2:1) und nun auch beim englischen Vizemeister, der besonders emotional gefeiert wurde.
Nach dem Abpfiff fielen sich Klubchef Michael Schade und sein zuletzt stark in die Kritik geratener Trainer Roger Schmidt überglücklich und erleichtert in die Arme.
Sportchef Rudi Völler zählte mit einem breiten Lächeln ebenfalls zu den ersten Gratulanten, nachdem Bayer nach zuvor acht Spielen in der Königsklasse ohne Sieg eindrucksvoll ausgerechnet im Mekka des Fußballs wieder den Kurs Richtung Achtelfinale eingeschlagen hatte.
Erleichterung im gesamten Verein
"Der Sieg war verdient. Wir haben uns für eine richtig gute Leistung endlich mal belohnt, nachdem wir bereits in den ersten drei Gruppenspielen immer nah dran waren. Jetzt haben wir es wieder selbst in der Hand, auch wenn ich nach wie vor glaube, dass die Entscheidung erst am letzten Spieltag fällt", sagte Schmidt, der nach seiner Zwei-Spiele-Sperre auf die Bank zurückgekehrt war.
Unterdessen machten die rund 2500 mitgereisten Bayer-Fans in der ansonsten menschenleeren Kult-Arena noch lautstark mit ihren Lieblingen Party und ließen Kampl und Co. nach ihrem starken Auftritt hochleben.
"Das war enorm wichtig für die gesamte Stimmung. Nun dürfen wir aber nicht nachlassen und müssen am Samstag gegen Darmstadt 98 nachlegen. Wenn uns das gelingt, war es eine perfekte Woche", sagte Völler, der dann aber kurz vor dem Heimflug in der Nacht auf Donnerstag betonte: "Jetzt genießen wir erst einmal unseren Sieg in diesem tollen Stadion."
Das sah auch der Held des denkwürdigen Abends so, der sich auch von einem Schlag auf den rechten Fuß und den daraus resultierenden "höllischen Schmerzen" die gute Laune nicht verderben ließ: "Ich werde nach diesem tollen Erlebnis die ganze Nacht nicht schlafen können. Wir haben nach nicht so guten Wochen endlich wieder einen Grund zu feiern."