Wie sieht Tuchels Matchplan aus?

SPOX
08. März 201715:20
Nutzt Pierre-Emerick Aubameyang seine Chancen im Rückspiel gegen Benfica besser?getty
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Borussia Dortmund muss im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Benfica ein 0:1 aufholen (20.45 Uhr im LIVETICKER). Welchen Matchplan könnte BVB-Trainer Thomas Tuchel verfolgen. SPOX wirft gemeinsam mit dem Institut für Fußballmanagement einen Blick auf ausgewählte taktische Aspekte.

Personal und Ausgangslage:

Das 0:1 aus dem Hinspiel ist eine anspruchsvolle, aber keine angsteinflößende Hypothek für den BVB. Zumal die Dortmunder auch in Lissabon genügend Chancen hatte, um ein Tor zu erzielen. Der BVB dominierte die Partie, hatte knapp 70 Prozent Ballbesitz, bei einem Torschussverhältnis von 14:5.

Aber: Benficas einziger Schuss auf Roman Bürkis Kasten saß, während Pierre-Emerick Aubameyang eine Reihe bester Chancen ungenutzt ließ. Auf Tore des Gabuners werden die Dortmunder am Mittwoch nicht nochmal verzichten können, wenn der Einzug ins Viertelfinale klappen soll.

Wer Aubameyang auf links flankieren wird, ist noch offen, weil Marco Reus verletzungsbedingt ausfällt. Von den drei Kandidaten hat Andre Schürrle gegenüber Christian Pulisic und Shinji Kagawa die besseren Karten. Auf rechts ist Ousmane Dembele gesetzt.

Fraglich ist noch der Einsatz von Raphael Guerreiro, der sich mit einer Muskelverhärtung herumschlägt. Sein natürlicher Ersatz wäre Kapitän Marcel Schmelzer.

Dortmunds Torschüsse im Hinspiel bei Benfica (0:1)

An seiner Formation mit Dreierkette dürfte Trainer Thomas Tuchel aber auch trotz der Ausfälle nichts ändern. Davor werden Julian Weigl und Gonzalo Castro das Zentrum besetzen, auf rechts hat sich Erik Durm zu Tuchels Allzweckwaffe entwickelt.

"Wenn Lissabon wieder in einem 4-4-2 agiert, tut der BVB gut daran, an seiner 3-5-2-Grundordnung festzuhalten. Dadurch ergeben sich, wie das Hinspiel zeigte, vor allem taktische Vorteile auf den Flügeln - sowohl ballnah als auch ballfern. Ich bin gespannt, ob die Portugiesen, wie in der zweiten Hälfte im Hinspiel, auf ein 4-1-4-1 umstellen, um die Dreierkette besser zu verteidigen", sagt Dr. Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel- und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement.

Voraussichtliche Aufstellungen:

BVB: Bürki - Piszczek, Sokratis, Bartra - Durm, Weigl, Castro, Guerreiro (Schmelzer) - Dembele, Schürrle - Aubameyang

Benfica: Ederson - Nelson Semedo, Luisao, Lindelöf, Eliseu - Fejsa, Pizzi - Salvio, Zivkovic - Jonas, Mitroglou

Dortmunds Optionen bei Ballbesitz: Vorteil Dreierkette

Thomas Tuchel muss an seinem Matchplan aus dem Hinspiel kaum Änderungen vornehmen. Die Idee des BVB-Trainers ging auch in Lissabon schon auf, allerdings war die Chancenverwertung mangelhaft. Aufgrund der Ausgangslage ist Benfica kompakt und tiefstehend zu erwarten, der BVB wird seine Torchancen aus dem Ballbesitz herausspielen müssen.

"Ausgehend von einem gegnerischen 4-4-2 kann der BVB die Überzahl auf dem ballnahen Flügel ausspielen, weil sich die Stürmer Benficas an Weigl orientieren und nur das Zentrum schließen", sagt Schmalhofer. "So kann ein äußerer Dreierkettenspieler andribbeln und den gegnerischen Außenspieler binden. So geht der Passweg nach außen auf Durm oder Guerreiro beziehungsweise Schmelzer auf." (siehe Grafik)

Flugbälle auf den ballfernen Flügelspieler könnten zu einer Waffe werden, wenn die Dortmunder Benfica über ihr Positions- und Passspiel auf eine Seite verschieben. "Beide stehen gerne bereits auf Höhe der gegnerischen Viererkette und schneiden dann im höchsten Tempo entlang der Abseitslinie in die Tiefe ein", sagt Schmalhofer. Vor allem der pfeilschnelle Durm kann hier seine Stärken ausspielen.

Ein mögliches BVB-Rezept: Über die äußeren Verteidiger vorstoßen und dann die Flügelspieler einsetzenInstitut für Fußballmanagement

Wie kann Benfica dem BVB gefährlich werden?

Einen Schuss haben die Portugiesen im Hinspiel aufs Tor gebracht - und der war drin. Das spricht für die Effizienz Benficas, aber auch für die gute Defensivarbeit der Dortmunder im Estadio da Luz. Mit der Führung im Rücken wird Benfica auf Konter lauern.

"Somit ist für die Borussia in diesem Spiel die Phase nach Verlust der eigenen Ballkontrolle elementar, da die Portugiesen mit Wandspieler Mitroglou und dem schnellen rechten Flügelspieler Salvio durchaus Qualität mitbringen", sagte Schmalhofer.

Da das Gegenpressing und die Ballrückeroberung aber zu den Stärken der Dortmunder zählen, sind sie hier gut gerüstet. Taktisch ergibt es dennoch Sinn, selbst bei eigenem Ballbesitz eine tendenzielle Orientierung auf die eigene linke Abwehrseite zu haben, um einen räumlichen und zeitlichen Vorsprung gegenüber Salvio zu haben", sagt Schmalhofer.

Ein kontrolliertes, flaches Aufbauspiel aus der eigenen Abwehr ist bei Benfica nicht zu erwarten. "Die Portugiesen gehen in der Spieleröffnung wenig Risiko, sodass sich Benfica meistens mit einem langen Ball aus der Drucksituation befreien wird", sagt Schmalhofer.

Für den BVB ist es daher wichtig, "die kontrollierten langen Bälle zu stören, Zielspieler Mitroglou gut zu verteidigen sowie aufgehende Räume für einen zweiten und dritten Ball frühzeitig zu besetzen."