Am Freitag wurden die Viertelfinal-Paarungen der Champions League ausgelost. Das Top-Duell steigt im April zwischen Real Madrid und dem FC Bayern München. Aber auch die anderen Partien versprechen Spannung und Spektakel. Vier SPOX-Redakteure wagen eine Prognose.
Atletico - Leicester
Andreas Lehner: Viele sagen, Atletico sei nach den zwei bitter verlorenen Finals in dieser Saison einfach dran. Mit Leverkusen im Achtelfinale und Leicester im Viertelfinale scheint der Weg ins Halbfinale schon mal verhältnismäßig leicht. Da Leicester mit Sevilla erst kürzlich ein spanisches Team aus dem Wettbewerb genommen hat, dürfte es Diego Simeone auch nicht schwer fallen, seiner Mannschaft und dem Umfeld die nötige Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Atletico wird schon das Hinspiel klar gewinnen und souverän weiterkommen.
Adrian Fink: Die Reise von Leicester wird gegen Atletico jäh zu Ende gehen. Atletico steht unter Simeone nicht nur als Team hervorragend, die Spanier sind dem englischen Abstiegskandidaten auch bei der individuellen Qualität deutlich überlegen. Zudem haben die Madrilenen in dieser Saison bereits bewiesen, dass sie in der Königsklasse voll in ihrem Element sind. Ähnlich wie gegen Leverkusen, wird Atletico bereits im Hinspiel den Sack zumachen.
Benedikt Treuer: Ich bin extrem gespannt auf dieses Duell, weil sich zumindest eine Mannschaft von ihren Gewohnheiten lösen und selbst mal das Spiel in die Hand nehmen muss. Da hier Abwehrbollwerk auf Abwehrbollwerk trifft, entscheidet letztlich die Offensive. Und da ist Atletico einfach besser besetzt. Für die Foxes, die sich in der CL neue Denkmäler errichtet haben, ist daher jetzt Schluss. Griezmann und der wiedererstarkte Torres entscheiden die Paarung.
Jochen Rabe: Atletico kann bei dieser Auslosung drei Kreuze machen. Grundsätzlich zählen sie in dieser Saison - Gruppensieg vor Bayern hin oder her - nicht zu den vier besten Mannschaften Europas. Unter diesen werden sie aber trotzdem zum dritten Mal in vier Jahren stehen. Denn trotz Shakespeare-Effekt ist Leicester einfach nicht stark genug. Zwar werden es keine Schützenfeste, aber der Halbfinaleinzug von Atletico wird zu keiner Sekunde ernsthaft gefährdet sein.
Borussia Dortmund - AS Monaco
Andreas Lehner: Nicht das Aufeinandertreffen der großen Namen, aber trotzdem ein aufregendes Duell. Sicher, Dortmund hätte es härter treffen können, aber Monaco ist ebenso wie der BVB eine Mannschaft, die an einem guten Tag offensiv für magische Momente sorgen kann. Die sechs Treffer in den Duellen mit ManCity sprechen ebenso dafür wie die bisher 84 Saisontore in 29 Ligue-1-Spielen. Vor allem das Duell der französischen Supertalente Dembele und Mbappe verspricht Großes. Insgesamt halte ich Dortmund für die etwas reifere Mannschaft, die sich am Ende durchsetzen wird.
Stimmen zur Auslosung: So reagieren Carlo und Kalle auf das Real-Los
Adrian Fink: Das wird ein Spektakel! Beide Teams haben ihre Stärke in der Offensive und sind gleichzeitig defensiv bei schnellen Kontern alles andere als sattelfest. Aber im bisherigen Saisonverlauf macht Monaco einfach den konstanteren Eindruck als der BVB. Deshalb sehe ich die Monegassen den entscheidenden Schritt weiter vorne und glaube, dass Monaco den BVB eliminiert. 84 Buden in der Liga und sechs Hütten gegen City sprechen eine deutliche Sprache!
Benedikt Treuer: Dass Watzke durchaus erleichtert grinste, als er kurz nach der Auslosung angesprochen wurde, zeigt, wie die Rollen hier verteilt sind. Der BVB muss den Anspruch haben, gegen Monaco weiterzukommen, und darf sich nicht vom Ausscheiden Citys blenden lassen. Wenngleich Monaco endlich mal wieder eine hungrige Truppe mit erfrischendem Offensivfußball beisammen hat, ist die Borussia schlichtweg besser. Ein deutlicher Heimsieg im Hinspiel ebnet den Weg ins Halbfinale. spox
Jochen Rabe: Leute, legt Eure Tippscheine bereit und setzt auf fünf oder mehr Tore für die beiden Spiele. Ich weiß, nach meinen Vorrednern ist das keine exotische Meinung mehr, aber ich stimme zu: Das werden zwei Schützenfeste. Ich glaube nicht an einen deutlichen Heimsieg des BVB und denke, dass die Vorentscheidung noch nicht fallen wird. Aber das Stade Louis II ist nicht unbedingt ein Hexenkessel. Dass Monaco das Rückspiel zu Hause hat, ist ein Vorteil, der zu vernachlässigen ist. Genau deswegen kippt das Pendel am Ende in Richtung Dortmund.
FC Bayern - Real Madrid
Andreas Lehner: 16 Mal haben Bayern und Real in der CL schon gegeneinander gespielt, die Partie ist der Klassiker dieses Wettbewerbs, es gibt unzählige Geschichten zu erzählen - auch dieses Mal. Im Mittelpunkt natürlich Carlo Ancelotti, der mit Real 2014 die CL gewonnen hat und dieses Kunststück jetzt mit Bayern wiederholen will. Aber die ganzen Anekdoten spielen auf dem Platz keine Rolle. Real hat seine Crunchtime-Menatlität in dieser Saison mehrfach unter Beweis gestellt, aber auch Bayern scheint gerade zum rechten Moment in Fahrt zu kommen. Es sind zwei enge Spiele zu erwarten, aber ich halte Bayern für den leichten Favoriten. Die Münchner werden zuhause vorlegen und das Ergebnis im Bernabeu verteidigen können.
Adrian Fink: In meinen Augen wird das Duell zu sehr auf die Personalie Ancelotti heruntergebrochen. Nicht umsonst hat er selbst bereits betont, dass seine Vergangenheit bei Real kein Vorteil ist. Warum sollte sie auch? Unter Zidane hat sich Real weiterentwickelt und spielt einen anderen Fußball. Dagegen muss Bayern Mittel finden - und das werden sie. Die Münchner kommen immer besser in Fahrt und werden als Team gegen den Titelverteidiger spielen. Nach zwei engen Spielen steht Bayern im Halbfinale!
Benedikt Treuer: Bayerns 10:2 gegen Arsenal täuscht etwas über die tatsächliche Stärke der Münchner hinweg. Sie sind nach wie vor anfällig, wenn der Gegner schnell umschaltet und wissen das auch. Entsprechend vorsichtig wird das Heimspiel ausfallen. Mit einem soliden Unentschieden im Rücken geht's ins Bernabeu, wo Real dann unter Druck steht, kein Gegentor zu fangen. Es wird extrem eng - ich glaube aber, dass der FCB mit der Erwartungshaltung letztlich etwas besser zurechtkommt. Ich lege mich fest: Setzen sich die Bayern jetzt gegen Real durch, holen sie dieses Jahr den Titel.
Jochen Rabe: Bei einem so engen Duell machen Kleinigkeiten den Unterschied - wie zum Beispiel, wer wann Heimrecht hat. Also Vorteil Real? Nein, eben nicht. Bayern kann vorlegen und wird dies auch tun. Damit steht Real zu Hause richtig unter Druck. Und dann wird Ancelottis Fähigkeit, seine Truppe bei Bedarf auch mal defensiver auszurichten und nicht um jeden Preis ein Offensivspektakel zu bieten, ein Trumpf sein. Es wird richtig eng, aber die Bayern kommen knapp weiter. Wenn sie Ramos in der 94. Minute des Rückspiels mit drei Mann decken...
Juventus Turin - FC Barcelona
Andreas Lehner: Juve konnte sich bisher im Windschatten der Top-Favoriten Real, Barca und Bayern halten, so richtig auf dem Zettel hat die Alte Dame aber kaum einer. Die Mannschaft ist gefestigt, defensiv ohnehin stabil und hat offensiv mit Higuain, Mandzukic, Dybala und Cuadrado diverse Optionen. Barca kommt mit dem Wunder gegen PSG im Rücken, hat in dieser Saison aber sowohl in der CL als auch in der Liga seine Anfälligkeit schon gezeigt. Diese wird Juve zu seinen Gunsten nutzen und die Katalanen aus dem Wettbewerb schmeißen.
Adrian Fink: Bei dieser Paarung gibt es für mich einen glasklaren Favoriten: Barca. Natürlich hat Juve jede Menge hochkarätige Abwehrhünen im Kader, aber mit der Wahnsinns-Aufholjagd gegen PSG im Rücken wird MSN Juve ordentlich durcheinander wirbeln. Die Katalanen werden dieses Viertelfinale nicht nur spielerisch, sondern auch vom Ergebnis her deutlich dominieren. Prognose: Nach einem knappen Sieg im Juventus Stadium lässt Barca den Turinern im Camp Nou keine Chance.
Benedikt Treuer: Juve ist für mich so nah dran am Titel wie lange nicht. Die Truppe ist dermaßen gefestigt und in dieser Saison auch offensiv eine Wucht. Das Vierergespann aus Cuadrado, Dybala, Mandzukic und Higuain gefällt mir unheimlich gut und ist mit dem extrem abgezockten Mittelfeld und der Beton-Abwehr perfekt abgesichert. Barcas Remontada gegen PSG war für die Geschichtsbücher, Juves Einzug ins Halbfinale wird das aber auch sein.
Jochen Rabe: Die Chance, dass Barca früh in der K.o.-Phase scheitert, war da - und das Wort Chance ist da beinahe noch untertrieben, es war ja eigentlich schon sicher. Das Wunder gegen PSG trägt die Truppe jetzt. Selbst wenn es Juve gelingen sollte, im Hinspiel ein Unentschieden zu holen, werden sie deswegen im Camp Nou kein Land sehen. Denn wenn das Selbstvertrauen von Messi, Neymar, Suarez und Co. noch zu steigern war, ist es jetzt passiert. Klar, Juve ist stark, aber wirklich eng wird das trotzdem nicht. Am Ende kommt Barca deutlich weiter.
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