Es sollte ein Fußball-Fest werden, es endete mit Angst, Schrecken und Fassungslosigkeit: Ein Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat zu einer Absage des Champions-League-Viertelfinals am Dienstagabend gegen AS Monaco geführt.
Bei der Explosion dreier Sprengsätze wurde Marc Bartra schwer verletzt, wegen einer gebrochenen Speiche im rechten Handgelenk wurde er am späten Abend operiert. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange sprach von einem "gezielten Angriff auf die Mannschaft des BVB. Davon müssen wir ausgehen", sagte Lange im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz kurz vor Mitternacht: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, was die konkreten Hintergründe sind."
Die Polizei-PK zu den Vorfällen in Dortmund zum Nachlesen
Staatsanwältin Sandra Lücke gab an, dass die Ermittlungen "wegen des Verdachts auf ein versuchtes Tötungsdelikt" geführt würden. In der Nähe des Tatorts sei zudem "ein Schreiben gefunden" worden: "Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir zum Inhalt nichts sagen."
Trotz dieser Ereignisse wird das Viertelfinal-Hinspiel bereits am Mittwoch (18.45 Uhr im LIVETICKER) nachgeholt. "Das Stadion und das Umfeld werden weiter im Fokus der Polizei stehen, auch Sprengstoffhunde werden im Einsatz sein", sagte Polizeipräsident Lange: "Wir wollen alles dafür tun, dass das Spiel sicher über die Bühne geht."
"Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstarre"
Als erster Spieler hatte sich recht kurz nach dem Anschlag Torhüter Roman Bürki geäußert. "Ich saß in der hintersten Reihe neben Marc Bartra, der von Splittern der zerborstenen Rückscheibe getroffen wurde", sagte der Schweizer bei Blick.ch: "Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt. Wir wussten nicht, ob noch mehr passiert."
Nicht nur Bürki tat sich schwer, den Schreckmoment zu verarbeiten. "Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstarre. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf heraus. Ich hoffe, dass die Mannschaft einigermaßen in der Lage ist, morgen wettbewerbsfähig auf dem Feld zu stehen", hatte zuvor BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky gesagt.
Die Spielabsage wurde offiziell 15 Minuten vor dem geplanten Anpfiff vom deutschen Vizemeister und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verkündet. Gegen 19.15 Uhr hatten sich die Explosionen auf der Wittbräucker Straße knapp zehn Kilometer vom Stadion entfernt ereignet.
Sprengsätze in einer Hecke deponiert
Die "ernstzunehmenden Sprengsätze" seien wohl am Wegesrand in der Nähe des Mannschaftshotels in einer Hecke deponiert gewesen. Der Bus wurde nach Angaben von BVB-Sprecher Sascha Fligge an zwei Stellen beschädigt, Scheiben gingen kaputt. Die Dortmunder Polizei war rund um das Stadion mit einer Vielzahl von Kräften im Einsatz.
Das BVB-Team wurde nach dem Vorfall zurück ins Hotel gebracht. "Aus Sicherheitsgründen wollen wir das weitere Prozedere nicht bekannt geben", sagte Watzke. Er kündigte aber noch ein Gespräch mit den Spielern und Trainer Thomas Tuchel am Dienstagabend an. Die Spieler sollen sich danach aber auf den Weg nach Hause gemacht haben.
BVB-Präsident Reinhard Rauball begab sich in die Kabine des AS Monaco und informierte den französischen Tabellenführer über die Situation. Die Monegassen trainierten danach im Stadion. Die Spieler sollten sich bewegen, lautete die Begründung.
Große Anteilnahme von anderen Profis
Stadionsprecher Norbert Dickel hielt derweil die sich bereits im Signal-Iduna-Park befindenden Anhänger ständig über die Entwicklungen auf dem laufenden. Die Fans blieben weitgehend ruhig, sie reagierten nur vereinzelt mit Pfiffen auf die Neuansetzung der Begegnung. Borussia Dortmund empfahl den Anhängern, zunächst noch im Stadion zu bleiben und Ruhe zu bewahren, um eine geordnete Abreise zu gewährleisten. Diese fand nach Polizeiangaben auch statt.
Die Anteilnahme war unterdessen groß. "Ich kann es nicht fassen! Ich hoffe, es geht euch allen gut", twitterte der ehemalige BVB-Profi Ilkay Gündogan. Auch der FC Barcelona meldete sich vor seinem Champions-League-Duell bei Juventus Turin. "Unsere ganze Unterstützung für Marc Bartra, den BVB und alle seine Fans", twitterte der spanische Meister.
Reinhard Rauball glaubt unterdessen, dass der Anschlag keine negativen Auswirkungen auf die Spieler und die Begegnung am Mittwoch haben wird: "Die Spieler werden das wegstecken und in der Lage sein ihre Leistung abzurufen. Das wäre das Schlimmste, wenn diejenigen, die den Anschlag verübt haben, jetzt auch noch damit etwas erreichen", sagte Rauball.