Der Meister-Champagner klebte Zinedine Zidane noch in den Kleidern, da sprach der überragende Spieler seiner Zeit einen bemerkenswerten Satz. "Das ist der glücklichste Tag meiner Karriere, das ist sicher, eindeutig, kein Zweifel", sagte Zidane, 44, einst Weltmeister im eigenen Land, Europameister und dreimaliger Weltfußballer.
Kein Pokal, keine Auszeichnung reiche an das Gefühl heran, als Trainer den königlichen Klub Real Madrid zum Titel zu führen. "Ich möchte auf dem Tisch tanzen - ich werde das nicht tun - aber in mir bin ich sehr, sehr, sehr glücklich. Wirklich", versicherte Zidane an diesem 21. Mai 2017 glaubhaft.
Wenn selbst der manchmal schwermütig wirkende Franzose das Bedürfnis und die Leichtigkeit verspürt zu tanzen, muss ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern gefallen sein. Und tatsächlich, der Druck auf Zidane war immens, immerhin hatte Real fünf Jahre auf den Titelgewinn in Spanien warten müssen - eine Ewigkeit für den reichsten und anspruchsvollsten Verein der Welt.
Zudem plagten Zidane Zweifel. Ist er nach seiner glanzvollen Karriere als Spieler überhaupt für den Trainerberuf geeignet? Der Triumph in der Königsklasse im Jahr zuvor überzeugte die Öffentlichkeit nicht vollends. Zidane hatte nach mehreren Berater-Jobs im Verein und seiner Ausbildung bei der zweiten Mannschaft erst im Winter den glücklosen Rafael Benitez abgelöst und eine Mannschaft gespickt mit Superstars übernommen. Trotz des Titels blieb er ein begabter Lehrling.
Zidane überzeugte Ronaldo
Sein Meisterstück lieferte Zidane im wahrsten Sinne des Wortes erst in diesem Jahr ab. Er überzeugte den überehrgeizigen Weltfußballer Cristiano Ronaldo davon, zum Wohle der Mannschaft ab und an zu pausieren und seine Kräfte für die Spiele zu sparen, in denen sich die Saison entscheidet.
Elfmal setzte der Portugiese im Jahr nach dem EM-Titel mehr oder weniger freiwillig aus - und traf, wenn seine Tore am meisten gebraucht wurden. Alleine fünfmal gegen Bayern München im Viertelfinale der Champions League.
"Wie Zidane arbeitet, ist sehr schlau. Er kann jeden Spieler gebrauchen. Das war entscheidend auf dem Weg ins Finale und zum Meistertitel", sagte Ronaldo im Gespräch mit der UEFA.
Zidane hielt Stars wie Isco, James Rodriguez und Morata bei Laune, wenn die sich auf der Ersatzbank wiederfanden. Er verteilte die Verantwortung auf vielen Schultern und seine Spieler dankten es ihm mit Toren. "Wir sitzen alle im selben Boot. Egal, wer mehr oder wer weniger spielt", sagte Zidane am Abend vor dem Champions-League-Finale gegen seinen Ex-Klub Juventus Turin in Cardiff.
Am Saisonende kamen 20 Spieler auf mehr als 1000 Minuten Einsatzzeit alleine in der Liga. Alle Feldspieler bis auf die Verteidiger Fabio Coentrao und Daniel Carvajal trugen sich in die Torschützenliste ein, überhaupt lief Reals Tormaschine wie geschmiert, in allen 59 Saisonspielen bis zum Finale trafen die Königlichen, zwischenzeitlich blieb Madrid 40 Spiele in Folge ohne Niederlage - Rekord.
"Er hat der Mannschaft viel Ausgewogenheit verliehen", lobte Juve-Trainer Massimiliano Allegri. Zidane habe in seiner kurzen Trainerkarriere schon viel gewonnen, "eine große Mannschaft zu trainieren, ist nicht so einfach, wie es scheint", sagte der Italiener. Und Reals Regisseur Toni Kroos schwärmte in der Sport Bild: "Die Erfolge, die er als Coach jetzt schon vorzuweisen hat, reichen eigentlich für eine ganze Trainer-Karriere."
Zinedine Zidane im Steckbrief