Der FC Bayern München träumt auch in dieser Saison vom Titel in der Champions League. Vor dem Achtelfinalduell mit Besiktas (20.45 Uhr im LIVETICKER) nährt vor allem Trainer Jupp Heynckes die Hoffnung auf den ersten Triumph in der Königsklasse seit 2013. Der 72-Jährige jagt seine Vorgänger Louis van Gaal und Carlo Ancelotti.
Jupp Heynckes hat einige schwierige Entscheidungen zu treffen. Zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren sind alle Feldspieler fit, nur Torhüter Manuel Neuer arbeitet nach seinem Mittelfußbruch weiter am Comeback.
Aus 19 Profis muss Heynckes 16 auswählen und mit den Torhütern Sven Ulreich sowie Tom Starke in den Kader für das Achtelfinalhinspiel in der Champions League gegen Besiktas berufen. Drei Mann werden sich die Partie also von der Tribüne anschauen müssen, anders als die 70.000 Fans sitzen diese aber nicht gerne dort.
Die Rotation ist ja eine gute Methode, um allen Spielern genügend Einsatzzeit zu geben, aber in den großen Spielen will keiner der Rotation zum Opfer fallen, nur um dann am Samstag im vergleichsweise unwichtigen Heimspiel gegen Hertha auflaufen zu dürfen.
"Das muss ich moderieren", sagte Heynckes auf der Pressekonferenz am Dienstag und betrieb auch ein bisschen Eigenlob. "So wie ich es bisher gemacht habe, hat es auch eine Akzeptanz bei den Spielern."
Heynckes' Portion Glück im Triplejahr 2013
Heynckes gilt als Meister der Teamführung, er dürfte die richtigen Worte finden, um den Streichkandidaten am Dienstagmorgen ihre Nichtberücksichtigung zu erklären. Der 72-Jährige genießt in München seit dem Triplegewinn 2013 den Status eines Heiligen. Untermauert hat er diesen mit der Leistung seit seiner Rückkehr im Oktober vergangenen Jahres.
Dass bei all dem feinen Gespür eines Trainers auch etwas Glück nicht schaden kann, erfuhr Heynckes ebenfalls 2013. Damals war die Stimmung rund um die Champions-League-K.o.-Phase angespannt, weil für Arjen Robben weder im Achtelfinalhinspiel gegen Arsenal noch im Viertelfinalhinspiel gegen Juventus Platz in der Startelf war. Doch dann verletzte sich Toni Kroos gegen Juventus so schwer, dass die Saison für ihn gelaufen war, Robben kam und entschied schließlich auch das Finale in Wembley gegen Borussia Dortmund.
Fünf Jahre später ist der Kader der Münchner in der Breite noch besser besetzt und die Personalfragen in der Startelf im ersten CL-Spiel der Rückrunde besonders spannend: Coman oder Ribery? James oder Müller? Martinez oder Vidal?
Hummels appelliert an den Teamgedanken
Dennoch sehe er bei der Rotation "keine großen Schwierigkeiten", sagte Heynckes. Es gebe viel mehr Vorteile: "Jeder fühlt sich gebraucht, jeder fühlt sich geachtet." Außerdem gebe es keine A- und keine B-Mannschaft, sondern "nur den FC Bayern als Team".
Auch Mats Hummels appellierte an die Kollegen, das eigene Wohl nicht über das der Mannschaft zu stellen. "Diese harten Zeiten gehören dazu. Jeder Einzelne muss seiner Verpflichtung der Mannschaft gegenüber nachkommen", sagte der Verteidiger. Auch er sei während seiner Karriere schon in dieser Situation gewesen und habe damals eine Ansage gekriegt, dass sein Verhalten besser werden müsse. "Seitdem habe ich mir nichts mehr zu Schulden kommen lassen", sagte Hummels.
2013 stand Hummels noch beim damaligen Finalgegner Dortmund unter Vertrag, er jagt dem großen Ziel Champions League bisher vergebens hinterher. Der 29-Jährige träumt vom großen Wurf in dieser Saison und kann sich normalerweise darauf verlassen, in den wichtigen Spielen nicht aus der Mannschaft rotiert zu werden.
Heynckes besser als Zidane und Guardiola
Er dürfte also dabei sein, wenn die Bayern am Dienstag ihrem Trainer zu einem weiteren Rekord verhelfen könnten. Heynckes hat die letzten neun Spiele in der Königsklasse alle gewonnen. Längere Serien haben nur seine Vorgänger beim FC Bayern Louis van Gaal (von Mai 2000 bis September 2009 mit Barcelona und Bayern) und Carlo Ancelotti (von April 2014 bis Februar 2015 mit Real Madrid) vorzuweisen. Beide gewannen jeweils zehn Spiele in Serie.
Mit einem weiteren Sieg würde Heynckes seinen bisherigen Punkteschnitt in der Champions League von 2,3 weiter aufbessern. Ohnehin ist das der beste Wert aller aktuellen CL-Trainer - vor Zinedine Zidane und Pep Guardiola.
Platz | Trainer | Team | Spiele | S | U | N | Tore | Gegentore | Pkt./Sp. |
1 | Jupp Heynckes | FC Bayern München | 41 | 29 | 6 | 6 | 89 | 30 | 2,3 |
2 | Zinedine Zidane | Real Madrid | 27 | 18 | 6 | 3 | 65 | 29 | 2,2 |
3 | Pep Guardiola | Manchester City | 100 | 61 | 23 | 16 | 236 | 100 | 2,1 |
Erstaunlicherweise ist es aber auch erst die vierte Teilnahme von Heynckes als Trainer in der Königsklasse, bei seinen vorherigen drei Auftritten erreichte er jeweils das Finale. Sollte ihm das auch in dieser Spielzeit gelingen, hätte er die Chance auf seinen dritten Titel.
Dieser Rekord liegt aktuell noch bei dem Mann, den er vor fünf Monaten in München beerbt hat: Carlo Ancelotti.