Der FC Schalke 04 hat endlich in der Bundesliga gewonnen. Die große Aufbruchstimmung vor dem Duell mit Lokomotive Moskau in der Champions League (18.55 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) brachte der Zittersieg gegen Mainz aber nicht.
"Die letzten zehn Minuten wünsche ich niemandem", sagte Christian Heidel, Sportvorstand des FC Schalke 04, am frühen Samstagabend. "Da kam dann auch die Angst dazu."
Das bemerkenswerteste an diesem Zitat ist der Rahmen, in dem es getätigt wurde; dass es sich nicht um ein wichtiges Spiel in der Champions League handelte oder ein K.o.-Spiel im Pokal. Nein, gefallen ist es am 6. Spieltag der Bundesliga, nach einem 1:0-Sieg, zuhause gegen Mainz.
Natürlich darf die Vorgeschichte dieser Aussage nicht verschwiegen werden. Schalke hatte einen schrecklichen Start in die Spielzeit hingelegt und gleich fünfmal am Stück verloren. Der königsblaue Narrativ nach dem ersten Triumph der Saison war dementsprechend pompös - und gleich: Trainer Domenico Tedesco zum Beispiel ("Uns fallen einige Steine vom Herzen.") und Siegtorschütze Alessandro Schöpf ("riesengroßer Stein") berichteten beide vom bewegten Geröll in ihrem Inneren.
Dass es endlich diesen ersten Ligadreier gab, hatte am Ende des Tages wohl weniger mit der Schornsteinfeger-Figur oder dem Plüschlöwen zu tun, die Heidel und Tedesco unter der Woche von Fans als Glücksbringer geschenkt bekommen hatten, und die auch tatsächlich den Weg ins Stadion fanden (oder zumindest bis davor, der Westen schreibt, Heidel habe seine Figur im Auto vergessen).
FC Schalke 04: Die Ergebnisse in der Saison 2018/19
Datum | Wettbewerb | Gegner | Ergebnis |
17.08.2018 | DFB-Pokal | Schweinfutz 05 | 2:0 |
25.08.2018 | Bundesliga | VfL Wolfsburg | 1:2 |
02.09.2018 | Bundesliga | Hertha BSC | 0:2 |
15.09.2018 | Bundesliga | Borussia Mönchengladbach | 1:2 |
18.09.2018 | Champions League | FC Porto | 1:1 |
22.09.2018 | Bundesliga | Bayern München | 0:2 |
25.09.2018 | Bundesliga | SC Freiburg | 0:1 |
29.09.2018 | Bundesliga | FSV Mainz 05 | 1:0 |
Schalke gegen Moskau: Wiedersehen mit Höwedes und Farfan
Vielmehr war der Sieg in den einfachen Wahrheiten dieses Sports begründet. Zum Beispiel darin, dass der Kader seine großen Fähigkeiten zumindest zeitweise auch wirklich abrufen konnte. Oder, dass Schalke - trotz erneutem Chancenwucher - das erste Mal in der Bundesligasaison in Führung gegangen war, und das auch noch früh, sodass wacklige Knie und ratternde Köpfe lange im Zaum gehalten werden konnten. Und, auch das ist nicht zu verschweigen, ein Gegner, der weit unter Augenhöhe anzusiedeln ist.
Am Mittwoch wird die Ausgangslage eine ganz ähnliche sein. Lokomotive Moskau stellt auf dem Papier keinen Gegner auf dem gleichen Niveau dar. PSG-Leihgabe Grzegorz Krychowiak ist der namhafteste Spieler einer Mannschaft, in der unter anderem die bei Königsblau aussortierten Benedikt Höwedes und Jefferson Farfan kicken.
Ein Gegner, der aber irgendwie doch größer scheint, als er ist. Weil man auswärts antritt, ja, weil der Wettbewerb Champions League heißt, aber auch, weil dieses ganz große Jetzt- geht's-los-Gefühl nach Mainz noch nicht aufkommen wollte. "Wir können uns ein paar Stunden freuen", hatte Tedesco gesagt. Aber - und auch da war die Wortwahl die gleiche - der "Zittersieg" gegen den Bundesligazwerg war dann doch zu dünn, um die Brust ganz breit anschwellen zu lassen. Wie könnte sie das auch, nach dem bisherigen Saisonverlauf.
Schalkes Burgstaller: "Knoten ist jetzt geplatzt!"
Trotzdem haben Tedesco und seine Mannschaft ein Fundament geschaffen mit dem ersten Sieg seit dem Pokal-Erfolg gegen Schweinfurt Mitte August. Ein Fundament, in dem noch ein wenig Angst untergemischt ist, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hat. Aber auch ein Fundament, auf dem man aufbauen kann.
Und schließlich gibt es noch die Königsblauen, die von derartigen Gedanken überhaupt nichts wissen wollen. "Ich bin überzeugt davon, dass der Knoten jetzt geplatzt ist", sagte Guido Burgstaller nach dem Mainz-Spiel. "Nach dem Schlusspfiff vor der Kurve zu feiern, das war überragend."
In Moskau müssten sie statt der Kurve mit dem Auswärtsblock Vorlieb nehmen. Das wäre aber allen Beteiligten wohl mehr als egal.