Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 30. Mai 2019.
Wo es ihm in Nottingham denn besonders gut gefalle, wurde Brian Clough einst gefragt, und er nannte den River Trent. Natürlich! Diesen Fluss, der sich an Forests Stadion City Ground vorbeischlängelt. "Dort ist es wundervoll", sagte Clough also. "Das weiß ich, weil ich 18 Jahre lang über sein Wasser gegangen bin." Clough hatte in Nottingham Wunder vollbracht, das wussten alle und das wusste er selbst natürlich am besten.
1975 hatte Clough den Trainerposten bei Nottingham übernommen. Der Klub rangierte damals auf Platz 13 der zweiten Liga. Zwei Jahre später war Nottingham erstklassig und drei Jahre später erstmals Meister. Für Nottingham war das eine einmalige Leistung, nicht aber für Clough.
Clough: Held zweier Erzrivalen
Keine zehn Jahre zuvor hatte er schließlich dasselbe mit Derby County vollbracht: als Zweitligisten übernommen, zum Meister gemacht. Im Streit mit dem Vorstand verließ Clough Derby aber ein Jahr nach dem Meistertitel von 1972. Die Spieler liebten ihn, sie wollten ihn behalten, doch es war nichts zu machen. Clough blieb stur.
Er trainierte dann Brighton & Hove Albion und Leeds United, ehe er für die größtmögliche Empörung sorgte und zu Derbys Lokalrivalen Nottingham wechselte. Heute, über 40 Jahre später verbindet die beiden Städte nicht mehr nur gegenseitige Ablehnung, sondern auch eine Autobahn namens Brian Clough Way. Clough schaffte es tatsächlich, zum Helden zweier Erzrivalen zu werden.
Nachdem er mit Nottingham zunächst das Derby-Wunder wiederholt hatte, machte er es noch einen Tick größer: 1979 gewann Clough den Europapokal der Landesmeister und verteidigte den Titel in der darauffolgenden Saison. Wie, nur wie machte Clough das? Clough war vieles, aber durchschaubar, das war er nie.
Der unvollendete Spieler Clough
Als Spieler war Clough ein hoffnungsvolles Stürmertalent. Tore schoss er zunächst für seinen Jugendverein FC Middlesbrough, ehe er zum Lokalrivalen AFC Sunderland wechselte und dort mit dem Toreschießen einfach weitermachte. Clough liebte es zu polarisieren, immer schon. Mit 27 aber verletzte er sich am Kreuzband, erholte sich nie mehr wieder und musste seine Karriere vorzeitig beenden. Clough, der Unvollendete.
Was ihm als Spieler verwehrt blieb, wollte er als Trainer schaffen und er schaffte es: ganz nach oben. Er schaffte es aber nicht alleine, sondern nur mit und auch dank Peter Taylor. Seinem ewigen Assistenten, der stets mehr war als ein Assistent. Kennengelernt haben sich die beiden zu Spielerzeiten bei Middlesbrough. Damals: Clough, das Stürmertalent. Taylor, der Keeperveteran.
Draufgänger Clough und Ruhepol Taylor
Später, als Trainerduo: Clough, der großmäulige Draufgänger im öffentlichen Fokus. Taylor, das stille Gehirn im Hintergrund. Schon bei Cloughs erster Trainerstation Hartlepool United in der vierten Liga hatte er Taylor an seiner Seite. Clough brauchte den sieben Jahre älteren Ruhepol. Lediglich in Leeds musste er als Trainer gänzlich ohne Taylor auskommen und es endete im Fiasko, einer Entlassung nach nur 44 Tagen. Das Meisterstück legte das Duo in Nottingham ab - aber auch dort war Clough zunächst alleine.
Auf den Plätzen 16 und acht landete Clough mit Nottingham in seinen ersten beiden Spielzeiten in der zweiten Liga. Dann überredete er Taylor, ihm erneut zu helfen. Nach Cloughs Abschied aus Brighton war Taylor zunächst allein zurückgeblieben. Nun waren sie wieder vereint. Und Taylor begann mit seinem Auge für verborgene Talente die Mannschaft zusammenzustellen, die Clough mit seinem unermesslichen Selbstvertrauen und genialen Man-Management zu einer Siegermannschaft machte.