2. Houssem Aouar (22, Zentrales Mittelfeld)
Dembele avancierte mit seinem Doppelpack zum Matchwinner, City-Star Kevin De Bruyne hob jedoch einen anderen Olympique-Akteur hervor. "Ich schaue nicht viel französischen Fußball", gab der Belgier im Gespräch mit RMC zu. "Aber wenn ich einen auswählen müsste, wäre das Houssem Aouar."
Ob De Bruyne, der jüngst zum besten Premier-League-Spieler der abgelaufenen Spielzeit gewählt wurde, weiß, dass er mit ebenjenem Aouar einen potenziell künftigen Mitspieler zu dessen Leistung gratulierte? Seit Monaten halten sich nämlich hartnäckige Gerüchte, dass die Cityzens ein Auge auf den 22-Jährigen geworfen haben.
Top-Klubs buhlen um Houssem Aouar
Dass neben den Himmelblauen aus Manchester auch Juventus Turin sowie der FC Arsenal, der sogar ein konkretes Angebot abgegeben haben soll, um Aouar buhlen, überrascht angesichts des vorhandenen Potenzials indes nicht.
Wie viele andere einstige Rohdiamanten, etwa Karim Benzema, Alexandre Lacazette, Anthony Martial, Corentin Tolisso, Samuel Umtiti oder Nabil Fekir, wurde Aouar in der OL-Jugend geschliffen, für die er seit seinem elften Lebensjahr spielte.
Der gebürtige Lyoneser entwickelte sich in der prestigeträchtigen Talentschmiede bestens, 2014 machte er auch über die Stadtgrenzen hinaus von sich reden. Als 16-Jähriger hatte Aouar mit beeindruckenden 27 Toren und 15 Vorlagen erheblichen Anteil daran, dass die Olympiques U17 die nationale Meisterschaft unter Dach und Fach brachte. Zur Belohnung wurde er im Dezember selbigen Jahres von Jean-Claude Giuntini in die U17-Nationalmannschaft berufen.
Aouar lehnte wohl Angebot des FC Liverpool ab
Schon damals rückte der Mittelfeldmann in den Fokus europäischer Schwergewichte. Dem Vernehmen nach lehnte er eine Offerte des FC Liverpool ab, noch bevor er sein erstes Arbeitspapier als Profi unterzeichnet hatte.
Diesen erhielt er schließlich zwei Jahre darauf. Zunächst noch vornehmlich in der Reserve eingesetzt, durfte Aouar immerhin regelmäßig bei der ersten Mannschaft mittrainieren, die zu jener Zeit noch von Bruno Genesio trainiert wurde.
Sein Debüt feierte Aouar im Februar 2017, als er von Genesio für die letzten Minuten in der Europa-League-Partie zwischen Lyon und AZ Alkmaar gebracht wurde. Im Anschluss blieb es bei sporadischen Einsätzen im Profiteam.
Aouar erbte Juninho-Nummer bei Lyon
Erst nachdem Corentin Tolisso dem Lockruf aus München gefolgt war, berücksichtigte Trainer Genesio das Eigengewächs häufiger, zudem übernahm Aouar die durch Tolissos Abgang freigewordene Rückennummer Acht, die in Lyon quasi Kultstatus besitzt. Freistoßkönig und Edeltechniker Juninho trug sie einst sieben Jahre lang.
44 Pflichtspiele verbuchte Aouar am Ende der Saison 2017/18, 13-mal war er dabei als Scorer in Erscheinung getreten (sieben Tore, sechs Vorlagen). In der darauffolgenden Runde legte er bei gleichbleibender Torausbeute gar elf Tore auf.
Aouar ist im zentralen Mittelfeld zuhause, kann allerdings auch auf dem linken Flügel agieren. Eine Vielseitigkeit, die den Youngster extrem wertvoll macht. Er passe sich an alles an, sagte er einmal: "Ich habe immer zentral gespielt. Deshalb ist die Position als hart arbeitender Mittelfeldspieler die, die mir am meisten gefällt. Aber ich finde es auch auf links gut. Dort kann ich an mir arbeiten und andere Fähigkeiten entwickeln."
Aouar verbindet wichtige Eigenschaften, um sich auf höchstem Niveau langfristig zu etablieren. Er ist antrittsstark, besitzt eine gute Übersicht, verfügt über eine herausragende Technik sowie Torgefahr.
Aouar: Dribbelfreudiger als Kylian Mbappe
Nur fünf Spieler in der Ligue 1 gingen in der vergangenen Saison häufiger ins Dribbling als Aouar (126-mal), mehr als die Hälfte seiner Eins-gegen-Eins-Duelle schloss er erfolgreich ab (53,17) - zum Vergleich: Neymar kam auf eine Quote von 56,25 Prozent bei 160 Dribblings, Mbappe auf 45,08 Prozent bei 122 Dribblings.
Aouar wartet jedoch nicht nur mit Qualitäten in der Offensive auf, auch im Spiel nach hinten, liefert er zuverlässig ab. 120 Balleroberungen (mannschaftsintern Rang drei) und eine positive Zweikampfbilanz von 52 Prozent können sich durchaus sehen lassen.
Ob Lyon sein Top-Talent noch lange halten kann, ist ungewiss. Aouars Vertrag bei OL ist noch bis 2023 gültig. Sollte ein Klub also tatsächlich die Ambition haben, den Strategen zu verpflichten, müsste er wohl tief in die Tasche greifen. Fest steht: In der Vergangenheit und auch in Lissabon betrieb Aouar bereits mächtig Eigenwerbung.