Ein Körperklaus, mehrere Körperkläuse: Als würden "Männer mit Kindern spielen": Die Halbzeitanalyse zu Lazio gegen Bayern von Sky-Taktikguru Erik Meijer weckte Erinnerungen an diese Filmperle, sondern stellte sich am Ende auch als ziemlich on point heraus, wie der Engländer sagt. Denn die jüngst so behäbig wie erfolglos durch die Fußballwelt schleichenden Münchner rissen sich zur Abwechslung mal wieder zusammen und spielten gegen die Römer tatsächlich Fußball. Und das sogar richtig gut - trotz Hansi Flick! Wobei man freilich nicht verheimlichen sollte, dass die Laziali beim Aufbau Süd ordentlich mithalfen und massenweise unbeholfene Menschen und Körperteile ins Olimpico warfen. Mateo Musacchio legte beispielsweise Robert Lewandowski nach wenigen Minuten die Führung auf und wurde nach einer halben Stunde ausgewechselt - vermutlich geschont, am Samstag geht's schließlich nach Bologna. Im weiteren Verlauf der Partie lieferten sich Patric mit seiner "Ballannahme" vor dem 0:3 und Francesco Acerbi mit seinem mustergültig reingeschlackerten Eigentor zum 0:4 noch einen heißen Kampf um den Körperklaus des Spieltags. Auf der anderen Seite der S.S.-Horrorshow befanden sich aber auch grundsolide Bayern. Zum Beispiel mit Niklas Süle, der als Rechtsverteidiger mit seinen Tempodribblings, Übersteigern und Hackentricks (schwöre) Lazios linke Seite ordentlich auseinander spielte. Der perfekte Hybrid aus Philipp Lahm und Arjen Robben, möchte man fast sagen.
Law & Order: Obertshausen: Dass das "F" in Tobias Stieler nicht für "Fingerspitzengefühl" steht, das weiß seit Mittwochabend auch Atalanta Bergamo. Die durften in ihrem Champions-League-Achtelfinale gegen Real nach einer guten Viertelstunde in Unterzahl weiterspielen, nachdem Schiri Stieler Remo Freuler mit glatt Rot zum Duschen schickte, weil dieser als halbletzter Mann Ferland Mendy weggeräumt hatte. Harte Entscheidung meinten die einen, "Fußball-Selbstmord" die anderen (Atalanta-Coach Gian Piero Gasperini zum Beispiel). "Wenn hier einer zu laut die Tür zumacht, gibt's Karten", sagte der selbst ein bisschen eingeschüchterte Sky-Kommentator Wolff Fuss über Stielers knochenharten Law-and-Order-Ansatz. Am Ende kam's dann natürlich, wie er kommen musste: Ein Fernschuss in der 86. Minute und ein elendes Real gewann am Ende sogar noch. Braucht auch niemand.
Ride the Lightning: Machen wir uns nix vor: Fußballmannschaften, die ihre Gegner nicht ins eigene Land einfliegen lassen dürfen, um dieses Corona nicht noch mehr auf der Landkarte zu verschmieren, und deswegen lieber quer durch Europa in Risikogebiete reisen, um dort an einem neutralen Ort zu kicken, sind schon ein grober Mittelfinger an die Restbevölkerung. Man kann's aber auch positiv nehmen: Immerhin kommen wir so regelmäßig in den Genuss erregender Ritte durch Osteuropas Fußballhochburgen und -tempel, die als Ausweichspielorte herhalten dürfen! Lockdown-Groundhopping für den kleinen Mann, sozusagen. Budapests Puskas Arena haben wir in der letzten Ausgabe schon kennen (und lieben!) gelernt, diese Woche kamen wir in den Genuss der Arena Nationala in Bukarest! Was da so abgeht und -ging (natürlich nur ein Auszug):
- Rumänischer Supercup
- Europa-League-Finale 2012
- Metallica-Konzert 2019
- Kaputtes Dach 2015
Der Vater, der Sohn, der Heilige Leo: Ach ja, und am Dienstag Atletico gegen Chelsea. Ein Kick, der uns ein äußerst schickes Fallrückziehertor von Olivier Giroud bescherte, das Kai Dittman zwar zunächst ab-, Schiri Dr. Felix Brych nach minutenlanger VAR-Pause dann aber doch anerkannte. Zum Glück! Denn sonst war in Rumänien nicht viel geboten. In Mason Mount fuhr mal eben für zehn Sekunden der Heilige Geist von Leo Messi und Luis Suarez liebkoste Antonio Rüdigers Kniekehle, das war's dann aber auch schon. Unfun-Fact des Spieltags: Die Rojiblancos blieben zum ersten Mal in der Champions League ohne einen Schuss aufs Tor des Gegners. Immerhin stand Diego Simeones neuestes Taktikmanöver, die Panzerkette, meistens solide.
Wie die Maikäfer: Es ist nie ein schlechtes Zeichen für eine Fußballmannschaft, wenn die Garderobe des Trainers deren größtes Problem ist. Diesbezüglich stieg Pep Guardiola am Mittwoch in Julian Nagelsmanns (große!) Fußstapfen und leistete sich gleich zwei eklatante Fauxpas: Zum einen war sein Pulli manchmal ein bisschen hochgerutscht, weil er so fest coachte, wie Kai Dittmann dankenswerter Weise analysierte. Zum anderen war da Peps Jacke, auf deren Rückseite das Logo der Cityzens abgebildet war - was anscheinend ausreicht, um in virtuellen Irrenanstalten wie Twitter einen mittelschweren Shitstorm zu provozieren. Warum alle, inklusive der Alternativen Liste, diesen Kack so breittreten konnten? Weil's auf dem Platz mittelspannend zuging. Zwei Ballberührungen hatten die Gladbacher in Citys Sechzehner in 90 Minuten und pumpten am Ende kollektiv wie die Maikäfer, während die Sky Blues im Schonwaschgang zwei Hütten machten, den 19. Sieg in Folge eintüteten (Pep: "Wir haben viel Geld.") und schon mal den Viertelfinalflug nach Moldawien (oder so) buchen können. "In Anführungsstrichen chancenlos" sehe so ein Spiel dann halt aus, sagte Christoph Kramer nach dem Abpfiff eines Spiels, in dem die Fohlen auch ganz ohne Anführungsstriche chancenlos waren. Der einzige Gewinner auf Seiten der Gladbacher mal wieder: Coach Marco Rose. Der machte mal eben ein Date mit Pep klar ...
Neuland: Man könnte es so ausdrücken: Das Passspiel der Citizens ist so gut und sicher, als würde man auf der Konsole FIFA zocken. Oder man kann es wie Didi Hamann im Sky-Studio sagen: "Ich bin kein Videogamespieler, aber da gibt's ja diese Fußballspiele auf Video ..."