Zwei Schüsse reichen dem Sheriff: Tiraspol wird für Sensations-Sieg bei Real gefeiert

SID
Der krasse Außenseiter Sheriff Tiraspol hat mit dem Sieg bei Real Madrid eine nicht für möglich gehaltene Überraschung in der Champions League geschafft.
© getty

Der krasse Außenseiter Sheriff Tiraspol hat mit dem Sieg bei Real Madrid eine nicht für möglich gehaltene Überraschung in der Champions League geschafft.

Cookie-Einstellungen

Sebastien Thill konnte so gar nicht realisieren, für welche Sensation er da gesorgt hatte. Der "Scharfschütze" von Sheriff Tiraspol grinste nur ein wenig, zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf - und brachte nach dem 2:1 (1:0) des krassen Außenseiters aus Moldau bei Real Madrid kaum mehr als ein paar Phrasen heraus. "Wir müssen auf dem Boden bleiben und uns jetzt wieder auf die Liga konzentrieren", sprach der völlig perplex wirkende Luxemburger wie in Trance in die Kamera.

Ganz im Gegensatz zum Siegtorschützen flippte die Fußballwelt im Anschluss an den Erfolg des Debütanten in der Champions League bei den Königlichen förmlich aus. Medien wie Fans freuten sich über den Coup und hatten nur Häme für Real übrig. Die Schlagzeile "Erschossen vom Sheriff" hatte die spanische Zeitung Mundo Deportivo nicht exklusiv, vor allem im Internet gingen Sprüche wie "Zwei Schüsse reichen dem Sheriff" viral.

Sogar die Europäische Fußball-Union (UEFA) ließ es sich nicht nehmen, ihrem neuen Intimfeind aus Madrid auch am Tag danach noch eine mitzugeben. In dem eigens produzierten Video unter dem Titel "Aus jeder Einstellung" feierte der Verband auf seiner Homepage den sehenswerten Last-Minute-Treffer Thills beim spanischen Rekordmeister, der ja viel lieber in der vorerst gescheiterten Super League als in der Königsklasse aktiv wäre.

Um sich über den "Superligisten" lustig zumachen, hatten in zahlreichen Medien Vergleiche zwischen Madrid und Moldaus Serienmeister Konjunktur. So wurde vor allem der Kaderwert des Klubs aus der autonomen Region Transnistrien (12 Millionen Euro) dem Reals (794 Millionen) gegenübergestellt. Dass Madrids Verteidiger David Alaba pro Saison den Marktwert des Gegners als Lohn kassiert, wurde ebenso genussvoll ausgebreitet.

Sheriff Tiraspol: "Wir wollten nicht bloß den Stars zuschauen"

Um all diese Zahlen scherte sich Frank Castaneda allerdings herzlich wenig. "Wir sind nach Madrid gekommen, um zu gewinnen - wir wollten nicht bloß den Stars zuschauen", sagte der Kapitän des Teams aus dem Besitz eines Großkonzerns, der 60 Prozent von Transnistriens Bruttosozialproduktes erwirtschaftet: "Wir wissen, wie gut wir sind. Madrid hat seine Chancen nicht genutzt - wir schon."

Wie gut Tiraspol tatsächlich ist, verrät ein Blick auf die Tabelle der Gruppe. Dort rangiert der Klub mit sechs Punkten nach zwei Spielen auf dem ersten Platz. Und da Inter Mailand und Schachtjor Donezk jeweils nur einen Zähler auf dem Konto haben, ist der Einzug ins Achtelfinale keine Utopie mehr - auch wenn Trainer Jurij Wernydub das nicht hören möchte.

Sheriff-Trainer Wernydub: "Noch nichts Außergewöhnliches" geleistet

Seiner Meinung nach habe Tiraspol, das zum Auftakt schon gegen Donezk gewonnen hatte (2:0), trotz der Sensation von Madrid "noch gar nichts Außergewöhnliches" geleistet. "Deshalb denken wir nicht an ein Weiterkommen", äußerte der Coach: "Wir gehen einfach nur einen Schritt nach dem nächsten."

Einen ersten Schritt nach seiner langen Pause ist immerhin auch Toni Kroos gegangen. Der Ex-Nationalspieler wurde nach überstandener Schambeinverletzung in der zweiten Hälfte eingewechselt und absolvierte sein erstes Spiel seit dem verlorenen EM-Achtelfinale gegen England.

Champions League: Die Ergebnisse vom Dienstag

BegegnungErgebnis
Ajax Amsterdam - Besiktas Istanbul2:0
Schachtjar Donezk - Inter Mailand0:0
AC Mailand - Atletico Madrid1:2
Borussia Dortmund - Sporting Lissabon1:0
FC Porto - FC Liverpool1:5
Paris St. Germain - Manchester City2:0
RB Leipzig - Club Brügge1:2
Real Madrid - Sheriff Tiraspol1:2
Artikel und Videos zum Thema