PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi hat offenbar nach dem dramatischen Aus von Paris Saint-Germain im Champions-League-Achtelfinale bei Real Madrid die Nerven verloren. Wie aus dem UEFA-Bericht über die Vorkommnisse rund um die Partie hervorgeht, habe sich Al-Khelaifi wie auch Sportdirektor Leonardo "aggressiv" verhalten.
Die Disziplinarkammer der UEFA nahm am Donnerstag Ermittlungen gegen Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi und PSG-Sportdirektor Leonardo auf, das bestätigte ein UEFA-Sprecher dem SID. Nun werden Gespräche folgen, auch Video-Aufnahmen rund um das Spiel können zur Aufklärung beitragen.
Nach der 1:3-Niederlage hätten die beiden versucht, die Kabine von Schiedsrichter Danny Makkelie zu stürmen. Der Niederländer habe darum gebeten, ihn in Ruhe zu lassen, woraufhin das Duo die Tür blockiert habe. Al-Khelaifi habe dann sogar nach der Fahne eines Assistenten geschlagen, woraufhin diese durchgebrochen wäre.
Bei diesem Zwischenfall soll es übereinstimmenden Medienberichten zufolge jedoch bei weitem nicht geblieben sein. "Alles geriet aus den Fugen", schrieb die Marca bezüglich des Zwischenfalls an der Schiedsrichterkabine.
Die Szene soll laut Vereinsangaben von einem Real-Mitarbeiter gefilmt worden sein, worauf Al-Khelaifi zu diesem gesagt haben soll: "Ich bringe dich um." Der Aufforderung von Leonardo, das Video zu löschen, kam der Mitarbeiter nicht nach und schickte es stattdessen an die UEFA.
Bevor es Al-Khelaifi, der selbst im Exekutivkomitee der UEFA sitzt, zum Schiedsrichter geschafft hatte, sei er laut der spanischen Journalistin Monica Marchante vom TV-Sender Movistar zunächst bei Real-Zeugwart Megia Davila gelandet. Laut Cadena COPE soll er auf dem Weg zum Unparteiischen zudem unbeteiligte Leute angeschrien und mit Gegenständen um sich geworfen haben.
PSG: Bodyguards beruhigen Boss Al-Khelaifi
Seine Bodyguards konnten ihn zwar beruhigen, dennoch soll es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Zudem sei die Polizei involviert worden. Während der Partie habe er laut Marca "schon alles gebrochen, was als Mindeststandard für das Verhalten in einer Loge gilt".
Stein des Anstoßes war die Entstehung des 1:1 durch Karim Benzema. Dieser habe nach Aussagen von Leonardo vor seinem ersten von drei Treffern PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma "klar gefoult".
PSG-Coach Mauricio Pochettino bezeichnete besagte Szene als "Schande: Es ist nicht möglich, nicht über diesen schwerwiegenden Fehler zu sprechen. Es kann nicht sein, dass sowas in 2022 passiert. Wir haben 60 Minuten lang dominiert, das Tor hat alles verändert. Wir haben Fehler begangen. Aber den klarsten Fehler hat der VAR begangen."
PSG-Nerven liegen blank: Stars geraten wohl aneinander
Leonardo ergänzte niedergeschlagen: "Zur Halbzeit waren wir davon überzeugt, dass wir die bessere Mannschaft sind und dass wir mit einer Mannschaft antreten, die den Wettbewerb gewinnen kann. Wenn etwas passiert, müssen wir darüber nachdenken und überlegen, warum es passiert ist, aber dafür brauchen wir Zeit. Das ist ein schwerer Schlag."
Der Ausgleich, der die Wende im Spiel einleiten sollte, sorgte jedoch wohl nicht nur zwischen PSG-Funktionären und dem Schiedsrichter, sondern auch unter den Pariser Stars für Ärger. Wie die Marca weiterhin berichtet, habe es nach Abpfiff eine Auseinandersetzung zwischen Neymar und Torwart Gianluigi Donnaruma in der Kabine gegeben.
Neymar habe seinem Keeper die Schuld für den Ausgleich gegeben, der den Ball unter Bedrängnis in die Füße von Reals Vinicius Jr. spielte. Dieser legte in der Folge für Dreierpacker Benzema ab. Donnarumma habe auf die Vorwürfe mit Kritik an Neymar selbst reagiert. Dessen Ballverlust sei verantwortlich für den zweiten Gegentreffer gewesen. Mitspieler hätten die Streithähne sogar trennen müssen, um eine Eskalation der Handgreiflichkeiten zu verhindern.
Neymar dementierte seinen Angriff auf Donnarumma am Donnerstag. "Ich hasse es, über diese Berichte reden zu müssen, aber es ist eine Lüge", stellte er via Instagram-Story klar und ergänzte: "Es gab keine Auseinandersetzung in der Umkleide. Inkompetente Journalisten, die sich wichtig machen wollen."