"Wir haben uns gefragt, wo es für uns hingehen soll. Und was wir wollen, ist internationaler Erfolg. Dafür benötigt es Qualität im Kader", erklärte Fatih Demireli Anfang Oktober im Interview mit transfermarkt.de. Der 40-Jährige ist seit Oktober 2022 als Direktor Entwicklung bei Galatasaray angestellt und in dieser Rolle auch an Transfers des türkischen Meisters beteiligt.
Und in Sachen Transfers war Galatasaray vergangenen Sommer sehr aktiv. 14 Verpflichtungen wurden getätigt, große Namen kamen. Vor allem eben, um nach dem ersten Meistertitel nach vier Jahren Durststrecke auch auf internationaler Bühne mal wieder zu glänzen, wie der ehemalige SPOX-Reporter Demireli betonte.
Und aktuell sieht es so gut aus wie lange nicht mehr, dass man in der Königsklasse so richtig für Furore sorgt. Mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen ist Galatasaray gut in die Champions League gestartet, besonders der 3:2-Sieg auswärts bei Manchester United imponierte.
Vor dem Duell mit Gruppenfavorit Bayern München am Dienstag (18.45 Uhr) schaut sich SPOX die aktuelle Lage bei Galatasaray mal etwas genauer an.
Galatasaray-Direktor Fatih Demireli im Interview: "Dann hat es 'Bäng' gemacht und ich lag am Boden"
Galatasaray: Die Transfers
Die wichtigste Aktivität Galatasarays auf dem Transfermarkt betraf sicherlich einen Spieler, der eigentlich schon da war: Mauro Icardi.
Der Torjäger war vergangene Saison von Paris Saint-Germain ausgeliehen gewesen, für zehn Millionen Euro konnten die Türken ihn dann fest verpflichten. Und mit 14 Toren in bisher 15 Einsätzen trifft Icardi auch in dieser Spielzeit einfach weiter, wie er will. Umso bitterer, dass er gegen Bayern möglicherweise verletzt fehlen wird.
Zudem hat sich Gala mit zahlreichen weiteren namhaften Akteuren verstärkt, für die jedoch jeweils keine Unsummen ausgegeben wurden. Davinson Sanchez ist direkt zu einem wichtigen Mann in der Defensive avanciert, Angelino ist hinten links gesetzt. "Viele Spieler, die wir geholt haben, standen sehr früh auf der Liste", erklärte Direktor Demireli.
Galatasaray hat den bereits vorhandenen Kader dabei sehr sinnvoll ergänzt, unter anderem kamen ja auch noch Wilfried Zaha, Hakim Ziyech oder Kerem Demirbay. Allen voran die starke Qualität in der Breite beeindruckt.
Galatasaray: Die beste Mannschaft seit langem?
"Nominell hat Galatasaray wohl die beste Mannschaft der vergangenen zehn, 15 Jahre", sagte Lukas Podolski im Vorfeld des Duells der Türken mit Bayern München auf der Webseite des FCB.
Podolski, der von 2015 bis 2017 bekanntlich selbst für Galatasaray spielte, führte aus: "Bisher zeigen sie in der Meisterschaft und in der Königsklasse ihre Stärke. Wenn die Stimmung im Team gut und die Euphorie im Klub bleibt, dann können sie dieses Jahr viel erreichen."
Dabei setzt man bei Gala nicht nur auf neue, große Namen aus dem Ausland, sondern auch auf einige türkische Spieler wie etwa Innenverteidiger Abdülkerim Bardakci. Oder wie Offensivspieler Kerem Aktürkoglu, der vor gut drei Jahren ablösefrei von einem damaligen türkischen Viertligisten kam und mittlerweile einer der besten Spieler der Türkei ist. Und in seiner Spielweise ein bisschen daran erinnert, wie sein Trainer Okan Buruk früher über den Platz wirbelte.
Hinzu kommen Fan-Lieblinge und Identifikationsfiguren, die entweder wie Torwart Fernando Muslera schon ewig im Verein sind - oder sich wie Dries Mertens in Windeseile in die Herzen der Anhänger gespielt haben. Die Mischung in der Mannschaft scheint jedenfalls gut zu passen.
Möglicherweise kann Galatasaray dieses Jahr ja sogar mehr erreichen als die Gala-Teams der jüngeren Vergangenheit, die international am erfolgreichsten waren. Jenes aus der Saison 2012/13 zum Beispiel: Angeführt von Superstars wie Didier Drogba, Wesley Sneijder, Hamit Altintop oder Burak Yilmaz schaffte man es seinerzeit bis ins Viertelfinale der Champions League, schaltete im Achtelfinale Schalke aus.
Oder das Team um Gheorghe Hagi, Claudio Taffarel, Hasan Sas oder eben den heutigen Trainer Okan Buruk, das 2000 zunächst den UEFA-Cup gewann und in der Folgesaison in der Königsklasse erst im Viertelfinale an Real Madrid scheiterte.
Galatasaray in der Erfolgsspur: Der Trainer
Okan Buruk war bereits eine Legende bei Galatasaray, bevor er den Klub letzte Saison zum ersten Meistertitel seit 2019 führte.
Wie bereits erwähnt hat der 50-Jährige auch eine große Vergangenheit als Spieler beim Istanbuler Traditionsverein. Von 1992 bis 2001 und dann noch einmal von 2006 bis 2008 absolvierte er 306 Pflichtspiele für Galatasaray, war Stammspieler auf dem Weg zum UEFA-Cup-Triumph im Jahr 2000 und gewann sieben türkische Meisterschaften.
Als Trainer hatte Buruk dann 2020 Basaksehir zum Titel in der Süper Lig geführt. Und das gleiche Kunststück gelang ihm bekanntlich in der vergangenen Saison, seiner ersten Spielzeit als Galatasaray-Trainer, auch mit seinem Herzensklub.
Wie Präsident Dursun Özbek kürzlich mitteilte, hat Buruk seinen Vertrag nun inzwischen verlängert. "Unser Trainer ist jemand, der einfach zu Galatasaray passt. Ich hoffe, er wird noch viele Jahre bei Galatasaray bleiben", sagte Özbek dem vereinseigenen TV-Kanal.
Buruk könnte für in der jüngeren Klubgeschichte oft ungewohnte Kontinuität auf dem Trainerposten sorgen. Über ein Jahr ist er schon im Amt - eine Marke, die in den vergangenen 13 Jahren bis auf Legende Fatih Terim kein weiterer der anderen elf Gala-Trainer in diesem Zeitraum erreicht hatte.
Galatasaray so gut wie lange nicht: Der Lauf
17 Pflichtspiele hat Galatasaray in dieser Saison bereits absolviert - und kein einziges davon ging verloren.
Die Türken dürften also mit gehörigem Selbstvertrauen in das Duell mit den Bayern gehen. Zuletzt gab es sogar sechs Siege in Folge, inklusive der Highlights in Manchester (3:2) und zuletzt am vergangenen Wochenende im Derby gegen Besiktas (2:1).
Was für den Fall eines Ausfalls von Icardi aber nicht so sehr für Galatasaray spricht, ist die Abhängigkeit von den Toren des Argentiniers, die zuweilen zu beobachten ist. Zehn Treffer hat Icardi in der laufenden Spielzeit bereits erzielt, mit Aktürkoglu (drei) hat lediglich ein weiterer Akteur häufiger als einmal getroffen.
Champions League: So steht es in der Gruppe A
Platz | Team | Sp. | S | U | N | Tore | Pkt. |
1. | Bayern München | 2 | 2 | 0 | 0 | 6:4 | 6 |
2. | Galatasaray | 2 | 1 | 1 | 0 | 5:4 | 4 |
3. | FC Kopenhagen | 2 | 0 | 1 | 1 | 3:4 | 1 |
4. | Manchester United | 2 | 0 | 0 | 2 | 5:7 | 0 |