95.701 Zuschauern im Camp Nou sahen einen umkämpften und spielerisch hochwertigen Clasico, den Barcelona größtenteils kontrollierte.
Im Finale im Wembley-Stadion trifft Barcelona auf Manchester United oder den FC Schalke 04.
Reaktionen:
Andres Iniesta (FC Barcelona): "Wir sind einfach zufrieden, Real Madrid ausgeschaltet zu haben und im Finale zu stehen. Es geht nicht darum, wer den besseren Fußball spielt, sondern wer gewinnt. Und wir stehen im Finale."
Pedro (FC Barcelona): "Real Madrid war sehr stark. Aber wir haben sie bezwungen, das ist eine große Genugtuung und eine große Freude. Wir sind im Finale, das zählt. Nach meinem Tor war ich extrem glücklich. Ich muss mich bei Iniesta bedanken für diesen magischen Pass."
Iker Casillas (Real Madrid): "Wenn wir im Hinspiel mit elf Mann zu Ende gespielt hätten, wäre es 0:0 ausgegangen. Rückspiel 1:1, also wären wir normalerweise im Finale. Das Tor von Higuain? Mei, das nächste Ding, wie immer."
Cristiano Ronaldo (Real Madrid): "Das war Mission Impossible 4. Es wäre besser gewesen, gar nicht erst herzukommen. Das nächste Mal geben sie Barca den Pokal am besten direkt."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Barca nach langer Zeit mal wieder mit der Wunschformation. Busquets, Xavi und der genesene Iniesta besetzen im 4-3-3 das Mittelfeld. Puyol spielt wieder Linksverteidiger, Mascherano neben Pique innen.
Real ohne die gesperrten Pepe und Sergio Ramos. Dafür ist Carvalho wieder dabei. Der gesperrte Mourinho, der das Spiel im Hotel schaut, verzichtet auf Özil und bringt stattdessen Kaka. Anders als in den letzten Clasicos spielt Madrid mit einer echten Nummer 9. Higuain bekommt den Vorzug vor Benzema und Adebayor.
33.: Messi nimmt einen Rückpass mit der Brust an, macht mit einer Körpertäuschung zwei Gegner nass und zieht aus 14 Metern ab - gut einen Meter rechts vorbei.
34.: Konter Barca. Messi auf Villa. Der schlenzt aus vollem Lauf aufs rechte Kreuzeck. Casillas fährt die Pranke aus und hält klasse.
36.: Messi behauptet den Ball im Real-Strafraum gegen vier Madrilenen. Pass links raus auf Villa, der sofort zu Xavi, der mit der Hacke zu Messi - verdeckter Schuss, Casillas hält.
40.: Traumpass von Alonso auf C. Ronaldo. Der legt von rechts flach zur Mitte auf Higuain, aber Valdes passt auf und schnappt sich den Ball.
49.: C. Ronaldo tritt, kommt ins Straucheln und spielt auf Higuain. Der schießt den Ball ins Tor. De Bleeckere pfeift Foul von C. Ronaldo, der Mascherano in die Hacken gestürzt war. Korrekte Entscheidung.
54., 1:0, Pedro: Alves auf Iniesta. Der spielt aus dem Stand einen genialen Pass in den Lauf von Pedro. Der behält allein vor Casillas die Nerven und haut den Ball aus 14 Metern ins rechte untere Eck.
64., 1:1, Marcelo: Böser Fehlpass von Pique in der eigenen Hälfte. Di Maria trifft zunächst den Pfosten, den Abpraller versenkt Marcelo aus zehn Metern halbhoch im linken Eck.
82.: Pedro zieht gegen Diarra voll durch, trifft ihn aber nicht. Nur Gelb.
83.: Diarra hält gegen Mascherano mit gestrecktem Fuß drauf und kommt ohne Karte davon.
90.: Riesen Jubel im Camp Nou. Abidal wird für Puyol eingewechselt. Dem Franzosen war erst im März ein Leber-Tumor entfernt worden.
Fazit: Barcelona steht verdient im Finale. Real war besser als im Hinspiel, hatte aber nie eine echte Chance aufs Weiterkommen.
Der Star des Spiels: Xavi. In der ersten Halbzeit zog der Barca-Spielmacher die Bälle magisch an und kam auf unfassbare 102 Ballkontakte. Iniesta sorgte für die spektakulären Momente im Spiel der Katalanen, Xavi zog die Fäden, behielt stets die Übersicht und brachte 94 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler.
Der Flop des Spiels: Kaka. Der Özil-Ersatz war in Hälfte eins nahezu unsichtbar. Mit dem Auftrag ausgestattet, in der Mittelfeldzentrale das Offensivspiel der Gäste zu steuern, war Kaka überfordert. Bis zur Pause war der Brasilianer nur 13 Mal am Ball und ging zaghaft in die Zweikämpfe. Von Kaka ging keinerlei Gefahr aus. Nach einer Stunde war Schluss.
Der Schiedsrichter: Frank de Bleeckere. Der Belgier versuchte mit ruhiger Hand jegliche Hektik im Keim zu ersticken. Er pfiff etwas kleinlich, ging dafür aber sehr zurückhaltend mit Karten um. In der 13. Minute wurde Carvalho verwarnt und durfte anschließend drei gelbwürdige Fouls begehen, ohne vom Platz zu fliegen. Marcelos Grätsche gegen Messi (75.) war dunkelgelb, ebenso die von Pedro gegen Diarra. De Bleeckere wollte offenbar um jeden Preis eine Rote Karte vermeiden.
Analyse: Eine Stunde vor Spielbeginn zog ein heftiges Frühsommer-Gewitter über Barcelona hinweg und weichte den Rasen ordentlich auf. Anfangs hatten die Spieler Probleme, weil der Ball öfter mal in einer Pfütze hängen blieb.
Real griff rund 20 Meter weiter vorne an als im Hinspiel, die Mannschaftsteile standen deutlich weiter auseinander. Dadurch ergaben sich für Barcelona mehr Räume im Mittelfeld. Allerdings offenbarten die Katalanen in der ersten Viertelstunde ungewohnte Schwächen im Passspiel.
Real war zwar aktiver als im Hinspiel, die Spielkontrolle aber hatte Barca. Nach einer halben Stunde zogen die Katalanen das Tempo an und hatten Chancen im Minutentakt, doch Casillas war zunächst nicht zu bezwingen.
Nach dem Wechsel blieb Barca die spielbestimmende Mannschaft, Real bekam keinen Zugriff und gab erst in der 55. Minute (Higuain) den ersten Torschuss ab. Auch nach dem Ausgleich, verursacht durch einen krassen Abspielfehler im Aufbau der Gastgeber, fehlten Real die Überzeugung und schlichtweg die Mittel, das Spiel noch zu drehen.
Stattdessen gingen die Gäste in der Schlussphase überhart zu Werke. Weil sich auch Barca in den Zweikämpfen nicht zurückhielt, hatte die letzte Viertelstunde wenig mit Fußball zu tun.
FC Barcelona - Real Madrid: Daten zum Spiel