Manchester wartet auf Schalke 04

Von Thomas Gaber / Florian Bogner
Vorbereiter und Vollstrecker: Ryan Giggs (r.) und Torschütze Hernandez von Manchester United
© Getty

Manchester United steht im Halbfinale der Champions League. Nach dem 1:0-Sieg in Hinspiel gewannen die Red Devils auch das Rückspiel im Old Trafford gegen den FC Chelsea mit 2:1 (1:0). Damit misslang Chelsea die Revanche für das verlorene Champions-League-Finale 2008.

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Javier Hernandez (43.) und Ji-Sung Park (77.) erzielten die Tore für die Mannschaft von Sir Alex Ferguson, Didier Drogba (77.) glich für Chelsea zwischenzeitlich aus. Ramires flog auf Seiten der Blues in der 70. Minute mit Gelb-Rot vom Platz.

Manchester war in beiden Spielen die cleverere Mannschaft und zeigte den größeren Willen. United wäre der Halbfinalgegner von Schalke 04, die "nur" einen 5:2-Vorsprung gegen Inter Mailand verteidigen müssen.

Reaktionen:

Ryan Giggs (Manchester): "Beide Spiele waren eng, aber wir haben das Weiterkommen verdient, weil wir zweimal gut gespielt haben. Dieser Halbfinaleinzug bedeutet mir sehr viel. Ich will es einfach genießen. Wenn man Inter im San Siro 5:2 schlägt, muss man was draufhaben. Deswegen haben wir Schalke auf dem Schirm."

Carlo Ancelotti (Trainer Chelsea): "Nach dem Hinspiel noch mal zurückzukommen, war schwer. In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel unter Kontrolle, aber mit dem Gegentor wurde es noch schwerer. Dass wir keinen Titel mehr holen können, ist schlecht. Wir müssen jetzt in der Liga den dritten Platz erreichen. Ich denke, dass ich auch nächste Saison noch Trainer bin, ich habe ja Vertrag."

Der SPOX- Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Keine Überraschung bei United. O'Shea spielt für den verletzten Rafael Rechtsverteidiger. Giggs wieder mit Carrick im defensiven Mittelfeld, Hernandez im Angriff neben Rooney.

Chelsea hat alle Mann an Bord. Trainer Ancelotti entscheidet sich für den Dreiersturm Anelka/Torres/Malouda. Drogba muss auf der Bank Platz nehmen.

14.: Cole flankt von links, Ferdinand mit unglücklicher Verlängerung. Torres legt ab für Anelka, Schuss mit der Pieke - knapp rechts vorbei.

15.: Malouda läuft ungehindert in den Strafraum und legt für Lampard glänzend in die Gasse. Der bringt aus 14 Metern nur ein Schüsschen zustande.

30.: Vidic verliert den Ball an Anelka. Van der Sar rast aus dem Tor, geht am rechten Sechzehnereck ins Duell mit Anelka und holt sich den Ball mit einer astreinen Grätsche.

43., 1:0, Hernandez: Rooney rechts raus auf Giggs. Der legt für O'Shea ab und bekommt ihn die Linie lang serviert. Anelka pennt, Giggs passt in den Fünfer und Hernandez drückt am langen Pfosten ein.

57: Drogba nimmt einen Lampard-Pass aus dem Mittelfeld an, dreht sich klasse um Ferdinand und zieht aus zentraler Position ab - knapp rechts vorbei.

70., Gelb-Rot für Ramires: Der Brasilianer geht von hinten beherzt in den Zweikampf mit Nani, gerät ins Stolpern und rasiert Nani. Trotzdem vertretbare Entscheidung.

77., 1:1, Drogba: Essien chippt den Ball halbrechts in den Lauf von Drogba. Evra pennt, Drogba nimmt ihn mit der Brust runter und schickt ihn unter van der Sars Bein links ins Netz.

77., 2:1, Park: Giggs hebt den Ball clever links in den Strafraum zum alleine gelassenen Park. Der jagt die Kugel trocken rechts ins Eck.

Fazit: Manchester steht verdient im Halbfinale, weil sie Chelsea in den entscheidenden Szenen immer einen Schritt voraus waren.

Der Star des Spiels: Ryan Giggs. Der älteste Feldspieler war der beste. Der Waliser hat großen Anteil an Uniteds Halbfinaleinzug. Nach der Vorlage für Rooneys Siegtor im Hinspiel bereitete Giggs auch im OT beide Treffer mustergültig vor. Giggs hielt sich in den Zweikämpfen etwas zurück, am Ball macht er aber intuitiv immer das Richtige.

Der Flop des Spiels: Fernando Torres. Der Spanier kommt bei Chelsea einfach nicht aus dem Quark. Außer einem gewonnen Kopfballduell gegen Ferdinand hatte Torres in der ersten Halbzeit nichts zu bieten. Er stellte sich in den Zweikämpfen naiv an und hatte keine Bindung zu seinen Mitspielern. Musste nach 45 Minuten für Drogba Platz machen. Der Ivorer war um ein vielfaches gefährlicher als Torres.

Der Schiedsrichter: Olegario Benquerenca. Der Portugiese stolperte in Hälfte eins einmal über seine eigenen Füße, hatte das Spiel aber sonst gut im Griff. Allerdings fand Benquerenca kein einheitliches Maß beim Verteilen der Gelben Karten. Giggs kam für einen fiesen Tritt gegen Ramires ohne Karte davon, Terry und Evra wurden für eher harmlose Dinge verwarnt. Der Platzverweis für Ramires (70.) nach Foul an Nani war okay.

Analyse: Nach nervösem Beginn mit einfachen Fehlern übernahm Chelsea die Initiative. United hatte zwar meistens Überzahl in Ballnähe, ließ die Blues aber ungestört durchs Mittelfeld laufen. Vor allem der eifrige Ramires nutzte den fehlenden Biss der Gastgeber in den Zweikämpfen.

Ferdinand bekam früh einen Schlag auf den Fuß, Vidic leistete sich einige Unsicherheiten und O'Shea hatte Cole nicht im Griff, dennoch fehlte Chelsea im Angriff der Punsh. Torres war erneut unsichtbar.

Nach einer halben Stunde wurde United giftiger, presste früher und zwang Chelsea zu Fouls und Fehlern. Rooney war überall unterwegs und verteilte klug, wie vor dem 1:0.

Das Tor spielte Manchester perfekt in die Karten. Die Mannschaft zog sich ein paar Meter weiter zurück, nur Hernandez blieb bei Ballbesitz Chelsea vor dem Ball. Chelsea bot wenig an, gefährlich wurde es nur dann, wenn Drogba die Bälle bekam.

Parks Tor unmittelbar nach dem Ausgleich steht sinnbildlich für das Viertelfinalduell. Chelsea durfte schnuppern, Manchester war die entscheidenden Momenten cleverer.

Manchester United - FC Chelsea: Daten zum Spiel