Bayer Leverkusen: Nieder mit den Ansprüchen

Von Thomas Gaber
Rätselraten nach der nächsten Pleite: die Leverkusener Augusto, Friedrich und Bender (v.l.)
© Getty

Bayer Leverkusen begriff die Spiele bei Borussia Dortmund und gegen den FC Barcelona als große Chance. Was als Schritt nach vorne angedacht war, entpuppte sich als Rückschritt. Leverkusen braucht dringend ein Erfolgserlebnis, sonst dürfte es auch für den Trainer eng werden.

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Reaktionen:

Robin Dutt (Trainer Leverkusen): "Die Defensivordnung war in der ersten Halbzeit gut, aber da hat uns etwas der Mut gefehlt. Da hatten wir zu viel Respekt, waren zu ängstlich und haben es ein bisschen über uns ergehen lassen. In der zweiten Halbzeit sah das komplett anders aus. Da haben wir teilgenommen an dem Spiel und Barcelona auch teilweise in Schwierigkeiten bringen können."

Rudi Völler (Sportdirektor Leverkusen): "Wir waren zu passiv, hatten Angst und zu viel Respekt. Das war nicht gut. Nach der Pause haben wir viel mehr riskiert und waren dem 2:2 nahe. Die zweite Halbzeit hat Spaß gemacht. Wir wollen im Rückspiel eine gute Figur abgeben und werden Barcelona nichts schenken."

Pep Guardiola (Trainer FC Barcelona): "Deutsche Mannschaften sind immer in der Lage, zwei, drei Tore in zehn Minuten zu schießen. Es war nicht einfach für uns, vor allem kurz nach der Halbzeit. Aber meine Mannschaft hat die richtige Reaktion gezeigt und ein sehr gutes Ergebnis erzielt."

Nachbetrachtung:

Als "Chance, den nächsten Schritt zu machen", hatte Leverkusens Trainer Robin Dutt die Spiele in Dortmund und gegen Barcelona bezeichnet. Was als Schritt nach vorne angedacht war, war ein Rückschritt. In Dortmund hatte Bayer nicht eine einzige Torchance und kam nur dank einer starken Leistung von Torhüter Bernd Leno nicht unter die Räder.

Gegen Barcelona hätte Leverkusen eine verschenkte Saison zumindest moralisch retten können. Ein Duell ohne Erfolgsdruck für die Werkself und willkommene Abwechslung zum zähen Liga-Alltag. Am Ende steht ein 1:3 zu Buche und die Erkenntnis, dass Leverkusen selbst einen "Festtag" (Völler) nicht nutzen konnte, sich freizuschwimmen.

Ohne das geringste Risiko im Offensivspiel und die nötige Ruhe im Aufbau ließ Leverkusen die erste Halbzeit über sich ergehen. 79 Prozent Ballbesitz sind selbst für Barca in einem Auswärtsspiel ein überdurchschnittlicher Wert. Der Titelverteidiger spielte bis zum Pausenpfiff fast 400 Pässe mehr als Bayer.

Dabei hatte CA Osasuna Bayer am letzten Samstag eine Steilvorlage geliefert. Mit Leidenschaft, Mut und Entschlossenheit hatte Osasuna den FC Barcelona mit 3:2 besiegt und den Katalanen auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf die Meisterschaft genommen.

Leverkusen dagegen agierte wie das Kaninchen vor der Schlange und beschränkte sich darauf, Barcas Spielfluss zu zerstören. Das funktionierte ordentlich, doch was Leverkusen nach der Balleroberung veranstaltete, war erschreckend schwach und eines deutschen Vizemeisters unwürdig.

Bayer rühmte sich damit, in der ersten Halbzeit "taktisch sehr gut" gespielt zu haben (Gonzalo Castro). Die Ansprüche werden offensichtlich immer kleiner in Leverkusen.

Die Mannschaft entwickelt sich nicht weiter, hinzu kommt das Politikum Michael Ballack. Die letzten knapp zweieinhalb Monate der Saison könnten zur Qual werden - am Samstag kommt der FC Augsburg in die BayArena. Das ist ein überzeugender Sieg absolute Pflicht, sonst dürfte auch die Personalie Robin Dutt wieder aufgemacht werden.

Bislang schwor Rudi Völler dem Trainer die Nibelungentreue, doch der Hinweis des Sportdirektors, dass Augsburg das wichtigere Spiel sei, lässt nur erahnen, dass es bei einem weiteren Misserfolg ungemütlich werden dürfte unterm Bayer-Kreuz.

Immerhin hat die Mannschaft in der zweiten Halbzeit ansatzweise gezeigt, was sie leisten kann. Bislang ist das in dieser Saison aber viel zu selten passiert.

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